Wibke Brems: „Im Zusammenspiel mit Speichern, mit flexibel regelbaren Kraftwerken ist das dann als gesamtes großes virtuelles Kraftwerk zu begreifen und umzusetzen.“

Antrag von SPD und GRÜNEN zu virtuellem Kraftwerk in NRW

Portrait Wibke Brems 5-23

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Wibke Brems (GRÜNE): Herzlichen Dank. – Herr Präsident! Sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen! Liebe Gäste! Ein herzliches „Ni hao!“ an die chinesischen Gäste. – Aus welcher Energiestruktur kommen wir? Ich möchte einen kurzen Blick zurückwerfen, um deutlich zu machen, vor welchen Veränderungen wir stehen und warum ein solches Pilotprojekt eines virtuellen Kraftwerks so wichtig ist – auch für Nordrhein-Westfalen.
Anfang der 90er-Jahre hatten wir in Deutschland noch einen Anteil an erneuerbaren Energien am Strom von 3,4 %. Damals gab es vor allen Dingen die großen Strukturen, die großen Kraftwerke in Gigawattgröße, also mit Millionen Kilowatt. Wir hatten die großen Stromtrassen, die sich zwar immer weiter verzweigten, aber im Grunde genommen Einbahnstraßen waren.
In den letzten 14 Jahren haben sich dagegen enorme Entwicklungen und Veränderungen vollzogen – weg von großen Kraftwerken hin zu kleinen erneuerbaren Einheiten im Kilowattbereich, aber natürlich auch in mittleren Größen, weg von den großen Strukturen, weg von den großen Energieversorgern hin zu den kleinen erneuerbaren Energienanlagen. Von 3,4 % im Jahre 1990 kommend sind wir bei einem Anteil von 24 % erneuerbaren Energien hin zu Anlagen gekommen, die nicht permanent zur Verfügung stehen, hin zu Privatpersonen, denen diese Stromerzeugungsanlagen gehören. Mittlerweile gehören 40 % der erneuerbaren Energienanlagen Privatpersonen. Die großen Energieversorger haben nur noch einen Anteil von 6,5 %. Wir entwickeln uns hin zu Stromleitungen, die auf einmal viel größere Voraussetzungen erfüllen müssen, weil an den Stellen, wo bisher nur Strom verbraucht wurde, auch Strom erzeugt wird.
Diese eben beschriebenen radikalen Veränderungen haben das Geschäft der Versorgungssicherheit zugegebenermaßen erst einmal nicht einfacher gemacht. Aber es gibt schon längst die technischen Ideen und Umsetzungen. Eine dieser Ideen ist das hier beschriebene virtuelle Kraftwerk. Mein Kollege Herr Schmeltzer ist schon tiefer darauf eingegangen. Deswegen möchte ich nur ergänzen, dass wir der Meinung sind, dass Nordrhein-Westfalen ideale Voraussetzungen hat, um genau ein solches virtuelles Kraftwerk in diesem Bundesland tiefer und mehr in die Breite gehend anzuwenden. Zum einen haben wir nämlich große Ausbauziele für die erneuerbaren Energien. Das heißt, auch dort passiert in nächster Zeit noch viel. Wir haben dafür gute Voraussetzungen.
Ein wichtiger weiterer Punkt ist, dass wir die Industrie haben, die den Strom verbraucht. Denn um die Versorgungssicherheit zu gewährleisten, dürfen wir nicht immer nur auf den Bereich der Stromerzeugung schauen. Wir müssen uns auch den anderen Bereich ansehen, wo, wann und wie eigentlich Strom verbraucht wird. Dieses Gegengewicht – das stellt vor allem die Industrie, aber natürlich auch die Ballung der vielen Energieverbraucher im Privaten dar. Da besteht das große Potenzial, den ersten Ausgleich hinzubekommen. Im Zusammenspiel mit Speichern, mit flexibel regelbaren Kraftwerken ist das dann als gesamtes großes virtuelles Kraftwerk zu begreifen und umzusetzen.
Ich bin davon überzeugt, mit diesem Politprojekt können wir praktisch und zusammen mit der Industrie und mit allen, die in Nordrhein-Westfalen innovativ unterwegs sind, zeigen, dass wir das, was wir eigentlich schon lange wissen, auch wirklich hinbekommen und dass das auch wirklich klappt mit einer Vollversorgung mit erneuerbaren Energien und gleichzeitig mit Versorgungssicherheit. Das wollen wir bei uns in Nordrhein-Westfalen im Industrieland und Energieland Nummer eins zeigen. Daher bitte ich um die Unterstützung für unseren Antrag. – Herzlichen Dank.
(Beifall von den GRÜNEN)

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