Wibke Brems: „Die wahren Vorteile der Digitalisierung und der Verschränkung mit der Energiewende gehen noch viel weiter über das hinaus“

Antrag der CDU zur Energiewende

Portrait Wibke Brems 5-23

Wibke Brems (GRÜNE): Sehr geehrter Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Sehr geehrte Damen und Herren! Viel zu selten diskutieren wir hier über die Wärmewende als Teil der Energiewende. Meist reden wir über Strom. In diesem Bereich haben wir schon den größten Anteil an erneuerbaren Energien, aber gleichzeitig – wenn wir ehrlich sind – macht dieser Bereich eigentlich den kleinsten Anteil an unserem Endenergieverbrauch aus. Den größten Anteil am deutschen Endenergieverbrauch macht dagegen mit etwa 50 % die Wärme aus. Herzlichen Dank also erst einmal an die CDU dafür, dass wir – jedenfalls wenn man nach der Überschrift geht – hier über die Wärmewende und den damit zusammenhängenden Bereich diskutieren.
Jetzt merken Sie schon: Es kommt natürlich das Aber. Denn so, wie Sie das Thema hier angehen, ist es, wie ich finde, eher eine recht einseitige Lobbyinitiative
(Zuruf von der CDU: Was?)
und auch ein Zeugnis Ihres geringen Einflusses auf Ihre eigene Bundesregierung.
Stromheizungen, die in den 70er-Jahren für die Unterstützung von unflexiblen Braunkohle- und Atomkraftwerken eingesetzt und initiiert wurden, haben sich völlig überholt. Als Elektrotechnikingenieurin habe ich im Studium früh gelernt, dass es physikalischer Unsinn ist, eine hohe Energieform wie Strom in eine eher niedrige Energieform wie Wärme umzuwandeln. Denn das ist total ineffizient. Daran ändert sich auch weiterhin erst einmal nichts.
Jetzt sind die Rahmenbedingungen mittlerweile zugegebenermaßen gänzlich anders als in den 70er-Jahren. Der Anteil der erneuerbaren Energien hat sich – ich glaube, das kann man gut und gerne sagen – verzehnfacht und liegt bezogen auf den Strom bei fast 30 %. Also: Mehr erneuerbare Energien in diesem Bereich führen dazu, dass mehr Flexibilität gefordert ist.
Ja, ich stimme zu: Bevor die Einspeisung von Strom aus erneuerbaren Energien abgeregelt werden muss, ist eine Verwendung im Wärmespeicher sicherlich besser.
(Zuruf: Aha!)
Ein wesentlicher Bestandteil der Energiewende ist aber insgesamt, dass sich die Sektoren mehr miteinander verschränken müssen. Das ausschließlich – das kritisiere ich an dieser Stelle – auf eine Technik, nämlich die Nachtspeicherheizung, zu beziehen halte ich für sehr einseitig. Ich finde, das riecht geradezu nach einem Einfluss aus einer Lobbygruppe – das haben wir eben gehört – oder vielleicht nach einer Bürgermeisterkandidatur.
(Beifall von den GRÜNEN – Zurufe von der CDU)
Enttäuscht bin ich, ehrlich gesagt, darüber hinaus auch von dem Baustein, den Sie in Ihrer Überschrift als zweiten Baustein der Energiewende benennen, und zwar nennen Sie hier noch groß das Wort „Digitalisierung“. Auch hier fokussieren Sie sich traurigerweise auf, wie Sie es nennen, „Tagspeichersysteme mit Internetanschluss“. Wenn das für Sie die Digitalisierung in der Energiewende ist, ist das wirklich sehr, sehr traurig.
Die wahren Vorteile der Digitalisierung und der Verschränkung mit der Energiewende gehen noch viel weiter über das hinaus, was Sie hier mal eben so in einem Satz abgehandelt haben. Das finde ich schon sehr schwierig.
Ihr Beschlussvorschlag offenbart dann Ihr komplettes Dilemma. Eine Aufgabe ist eine Fleißaufgabe für die Landesregierung, und in zwei von drei Forderungen fordern Sie die Landesregierung auf, sich bei der Bundesregierung für etwas einzusetzen. Na ja, von der FDP sind wir Bundestagsstellvertreteranträge ja gewöhnt. Dass Sie als CDU das hier nötig haben, ist eine Erkenntnis, die wir im Ausschuss gerne noch einmal weiterdiskutieren können. – Herzlichen Dank.
(Beifall von den GRÜNEN – Vereinzelt Beifall von der SPD – Zurufe von der CDU)

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