Lena Zingsheim-Zobel: „Ihr Schüler*innen werdet stärker von der Klimakrise, von Ressourcenknappheit und daraus entstehender sozialer Ungerechtigkeit betroffen sein als jede andere Generation vor euch“

Zum Antrag der Fraktionen von CDU und GRÜNEN im Landtag zur Bildung für nachhaltige Entwicklung

Portrait Lena Zingsheim-Zobel

Der Antrag

Lena Zingsheim-Zobel (GRÜNE): Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr geehrte Kolleginnen der demokratischen Fraktionen! Sehr geehrte Damen und Herren! Eine Schule in meinem Wahlkreis in Mönchengladbach hat sich dazu entschieden, morgen einen ganzen Tag zum Thema Demokratie und Menschenrechte zu machen. Dazu werden sie sich auch mit Theo Hespers beschäftigen, einem Widerstandskämpfer aus Mönchengladbach in der Zeit des Nationalsozialismus. Sie veranstaltet diesen ganzen Tag rund um die aktuellen Geschehnisse nicht, weil sie dafür noch einen Projekttag übrig hat. Sie tut es, weil die Schüler*innen Fragen stellen und die Verteidigung unserer demokratischen Grundwerte nicht warten kann. Ja, auch bzw. gerade das ist Bildung für nachhaltige Entwicklung.

Schule muss doch auch aufs Leben vorbereiten, oder wie war das vorhin, liebe FDP? – Ihr Schüler*innen werdet stärker von der Klimakrise, von Ressourcenknappheit und daraus entstehender sozialer Ungerechtigkeit betroffen sein als jede andere Generation vor euch.

Wir sehen bereits ein großes Engagement für Klimaschutz, Frieden und Demokratie von euch.

(Zuruf von der AfD)

Es ist unsere Verantwortung, euch damit nicht alleine zu lassen. Es ist unsere Verantwortung, euch den Werkzeugkoffer an die Hand zu geben, den ihr braucht, um diesen Herausforderungen erfolgreich zu begegnen und sie zu bewältigen.

(Beifall von den GRÜNEN und der CDU)

Uns geht es darum, Schulen darin zu bestärken und zu ermutigen, Lernanlässe zu schaffen, in denen Schüler*innen genau das lernen, was sie für das Leben, wie es in der Zukunft sein wird, brauchen und im Rahmen derer sie Kompetenzen entwickeln können, um unsere Gesellschaft nachhaltig mitzugestalten und unsere Umwelt zu schützen – selbstbestimmt statt mit Leistungsdruck im Nacken.

Wir begrüßen daher sehr, dass Ministerin Feller in Zusammenarbeit mit der Deutschen Kinder- und Jugendstiftung Partizipationsmöglichkeiten für Schüler*innen weiterentwickelt.

In Schulen geht es um mehr als reine Wissensvermittlung. Basiskompetenzen werden vor allem durch attraktive Lernumgebungen erworben. Schüler*innen müssen die Möglichkeit bekommen, alle Kompetenzen auszubilden, die es für das Entwickeln und Gestalten einer zukunftsfähigen Welt braucht.

Wenn wir junge Menschen zu weltoffenen, vorausschauend denkenden, reflektierten und meinungsstarken Bürger*innen erziehen wollen, dann müssen auch wir uns ändern. Mit dem vorliegenden Antrag wollen wir daher einen weiteren Schritt auf diese Form zeitgemäßer Schule zugehen, indem wir das Konzept von BNE in Schulen verankern. „Bildung für nachhaltige Entwicklung“ bedeutet nicht einfach Umweltbildung. „Bildung für nachhaltige Entwicklung“ bedeutet nicht: zwei Stunden am Mittwoch.

(Zuruf von Dr. Christian Blex [AfD])

„Bildung für nachhaltige Entwicklung“ ist nicht mit einem Projekttag erledigt. Denn BNE ist ein fächerübergreifendes Gesamtkonzept, das die Art grundlegend verändern kann, wie an Schulen gelehrt, gelernt und gelebt wird. Ein Whole School Approach bedeutet innovative Schulentwicklung. Er bedeutet, Raum für soziale Innovationen in Schulen zu schaffen. Wer würde sich das denn nicht wünschen?

(Zuruf von der AfD)

BNE ist keine umfängliche Antwort auf den Lehrkräftemangel. Sie kann aber eine Antwort auf die Frage sein, wie begeisterte Lehrkräfte langfristig für das Schulsystem gewonnen werden können. Wer die Möglichkeit hat, dem Warum der Kinder Raum und Zeit zu geben, wer eine Kooperation mit dem nahegelegenen Senior*innenzentrum eingehen oder eine Schülerfirma aufbauen kann, der wird spüren, wie bereichernd der Lehrberuf sein kann.

Eine so umfassende Haltung, wie sie im BNE-Ansatz steckt, ist nicht mit einem Papier abgehandelt. Vielmehr wird nun wird eine Grundlage geschaffen. Es wird ein Rahmen geschaffen, den Schulen, Schüler*innen, Lehrkräften und zivilgesellschaftlichen BNE-Akteur*innen mit pädagogischer Gestalt füllen können.

(Zuruf von Dr. Christian Blex [AfD])

Es ist noch so viel vorstellbar. Zum Beispiel geht es auch um Digitalisierung und Medienkompetenz. Viele Schulen in Nordrhein-Westfalen beweisen bereits, dass sie dazu in der Lage sind. Sie arbeiten erfolgreich, kreativ und mit Begeisterung fächerübergreifend zu verschiedenen Themen einer nachhaltigen Welt.

Mit unserem Antrag wollen wir den Weg dafür frei machen, BNE stärker in die Fläche zu bringen und leichter möglich zu machen. Wir sind für Schulen in der Verantwortung. Darüber hinaus wird es außerschulisch in der Leitlinie des Landes an Relevanz gewinnen. Dahin gehend soll das Land zukünftig weiter unterstützen. Wir müssen hierbei noch weitere Erfahrungen sammeln: Was werden Schulen zukünftig brauchen? Wie muss sich Lehrkräftebildung ändern? Welche Fortbildungen brauchen Lehrkräfte, damit BNE in Zukunft über Umweltbildung hinausgehen kann?

Lassen Sie es uns für Nordrhein-Westfalen herausfinden und dann zielgerichtet reagieren, statt von Beginn an ein Korsett zu schnüren, das eine große BNE-Idee später nicht mehr atmen lässt. Ich freue mich auf die weiteren Debatten.

(Beifall von den GRÜNEN und der CDU)

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