Julia Eisentraut (GRÜNE): Sehr geehrte Frau Präsidentin! Liebe Kolleg*innen der demokratischen Fraktionen! Die Hochschulen sind ein essenzieller Pfeiler unserer Bildungslandschaft. Außerdem sind sie ein Zentrum für Wissenschaft, das in Deutschland seinesgleichen sucht.
Als ich studiert habe – ich habe nicht in NRW studiert –, haben wir gescherzt, ob das Loch in der Decke im Hörsaal, durch das es reinregnete, unter Denkmalschutz stehe und ob die Tische in den Hörsälen noch für Kreidetafeln ausgelegt seien, weil man mit normalen Notizbüchern oder Laptops kaum darauf schreiben konnte.
(Rodion Bakum [SPD]: Das ist in NRW genauso!)
An vielen Stellen waren Treppen zu steil für Menschen mit Behinderung oder die Reihen kaum barrierefrei zugänglich.
Viele unserer Hochschulbauten in NRW stammen aus den 70er-Jahren, sind also rund 50 Jahre alt und dringend sanierungsbedürftig. Wenn wir jetzt bauen und sanieren, dann bauen wir für die nächsten 40 bis 50 Jahre. Das heißt, dass die Gebäude, die wir jetzt bauen und sanieren, eine Lebenszeit bis 2060 oder 2070 haben.
Wenn man sich einmal vor Augen führt, wie sich unsere Lebensweise in den vergangenen 50 Jahren verändert hat, dann wird einem klar, dass wir nicht absehen können, was wir in 50 Jahren an pädagogischen Bedarfen haben werden.
Für uns ist aber eines ganz klar: Wir brauchen mehr Flexibilität – mehr Flexibilität für moderne Lernformate, für modernes Arbeiten, für Homeoffice, für hybrides Lernen usw. Damit verändern sich die Platzbedarfe und die Raumbedarfe an unseren Hochschulen ganz deutlich.
Folgendes ist uns auch wichtig: Alle müssen zur Hochschule kommen können. Dafür brauchen wir ganz klar barrierefreie und inklusive Hochschulbauten.
(Beifall von den GRÜNEN und der CDU)
Viele unserer Hochschulen arbeiten an innovativen Lernformaten, beispielsweise auf Mülldeponien im Bergischen Land. Da fragen die Studierenden in einer Gesellschaft, in der viele sagen, dass sie nicht mehr Auto fahren möchten: Wie kommen wir da nachhaltig hin? – Auch an anderen Stellen fragen sich die Hochschulen, wie sie mit öffentlichen Verkehrsmitteln gut erreicht werden können. Deshalb ist für unsere Campus der Zukunft auch so wichtig, dass sie eine nachhaltige Anbindung an den ÖPNV erhalten.
Wir haben heute schon viel über Demokratie gesprochen. Auch Hochschulen sind ein Pfeiler unserer Demokratie. Denn die Menschen, die dort forschen, lehren und arbeiten, setzen sich dafür ein, in unserer Gesellschaft Evidenz und Fakten nach vorne zu stellen, Gesellschaft und Politik zu beraten und uns dabei zu unterstützen, die besten Entscheidungen zu treffen.
Deshalb ist es uns ein großes Anliegen, dass Hochschulen und Stadtgesellschaft deutlich enger zusammenwachsen. Das kann nur gelingen, wenn wir auch die räumliche Distanz überwinden. Der Kollege Grunwald hat schon viele Beispiele genannt, beispielsweise in Siegen oder Dortmund. Damit gehen unsere Hochschulen voran.
Nur dann, wenn Austausch mit Wissenschaft und Forschung stattfinden kann, können Wissenschaft, Hochschulen und Lehre ihrer wichtigen Aufgabe der Unterstützung unserer Demokratie auch nachkommen. Deshalb wollen wir die Hochschulen dafür sensibilisieren, dies noch deutlich stärker in den Blick zu nehmen.
Denn in den vergangenen Jahren und Jahrzehnten haben sich die Aufgaben von Hochschulen gewandelt. Waren sie früher schwer zugänglich, wenn man nicht Eltern hatte, die viel Geld oder selbst studiert hatten, sind sie heute Bildungsorte für alle. Das muss sich auch in unseren Bauten widerspiegeln. Es muss sich in der Position unserer Campus widerspiegeln. Außerdem muss es sich darin widerspiegeln, wie wir die nächsten 40 und 50 Jahre lehren und lernen wollen.
(Beifall von den GRÜNEN und der CDU)
Mit diesem Antrag setzen wir den Impuls, dies anzugehen. Wir werben für Zustimmung. – Danke schön.
(Beifall von den GRÜNEN und der CDU)