Berivan Aymaz: „Wir können viel voneinander lernen und gemeinsam viel bewegen“

Antrag von CDU, SPD, FDP und GRÜNEN zum Partnerschaftsabkommen mit Ghana

Portrait Berivan Aymaz 2021

Berivan Aymaz (GRÜNE): Sehr geehrter Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen der demokratischen Fraktionen! Gerade in diesen politisch bewegten Zeiten, in Zeiten weltweiter Konflikte, des Erstarkens autoritärer Systeme und des Wiederaufbrechens von Nationalismus und völkischem Gedankengut gilt es, internationale Partnerschaften zu intensivieren und den Dialog zu verstetigen.
Konflikte, soziale Schieflagen und die Klimakrise wirken über Grenzen hinweg. Ihre Auswirkungen sind global und lassen sich nur kooperativ lösen.
Im September 2015 haben in New York alle Staaten die Agenda 2030 unterschrieben und sich den globalen Nachhaltigkeitszielen verpflichtet. Hierbei haben sich zwei wichtige Paradigmen durchgesetzt, nämlich zum einen, dass sich alle Staaten entwickeln müssen und nicht nur einseitig die sogenannten Entwicklungs- und Schwellenländer nach dem Vorbild der Industriestaaten, und zum anderen, dass der Entwicklungsbegriff weiter gefasst werden muss.
Nur mit einem Dreiklang aus einer nachhaltigen Wirtschaft, der Schaffung einer sozialen Gesellschaft und der Achtung unserer Umwelt erreichen wir eine sozialökologisch gerechte Welt. Für uns Grüne ist dieser Dreiklang nicht nur Gegenstand nationaler Politik, sondern auch Maxime internationaler Politik und internationaler Kooperation.
(Beifall von den GRÜNEN)
Der damalige UN-Generalsekretär Ban Ki-moon sagte zu Recht: „Wir können die erste Generation sein, der es gelingt, die Armut zu beseitigen, ebenso wie wir die letzte sein könnten, die die Chance hat, unseren Planeten zu retten.“
Liebe Kolleginnen und Kollegen, lassen Sie uns mit diesem Bewusstsein auch den internationalen Partnerschaften und der Partnerschaft mit Ghana begegnen. Die Nachhaltigkeitsziele können nur durch Kooperation auf Augenhöhe und mit gegenseitigem Respekt erreicht werden. Wer nicht erkennt, welch eine Bereicherung dieser Austausch auch für uns darstellt, verpasst es, seinen Horizont zu erweitern und vor allem an der kulturellen Vielfalt teilzuhaben.
Die Partnerschaft mit Ghana, die seit 2007 besteht, ist für unser Land eine Bereicherung. Die zivilgesellschaftliche Zusammenarbeit, die Hochschulkooperation und die wirtschaftliche Ko-operation sind ein Gewinn für beide Gesellschaften. Austauschprogramme rücken unsere Gesellschaften enger zusammen. Sie tragen zur interkulturellen Kompetenz bei, und diese ist in der heutigen Zeit in der heutigen Wirtschaft, gerade in Zeiten der globalisierten Welt, eine Schlüsselqualifikation nicht nur für Führungskräfte, sondern auch für Fachkräfte, liebe Kolleginnen und Kollegen.
Wichtig ist aber, dass diese Austauschprogramme und internationalen Begegnungen allen Menschen offenstehen, unabhängig von ihrer Herkunft, ihrem Bildungsstand und ihrem Geldbeutel. Wir müssen zudem mit aller Sorgfalt darauf achten, dass die Austauschprogramme nicht nur einseitig verlaufen.
An dieser Stelle möchte ich noch einmal darauf aufmerksam machen, dass viele Menschen in Ghana immer noch enorme Schwierigkeiten haben, ein Visum für die Einreise nach Deutschland zu bekommen. Ich möchte die Gelegenheit nutzen, an die Landesregierung zu appellieren, diese Problematik in Berlin zu thematisieren.
(Beifall von den GRÜNEN)
Neben den Austauschprogrammen kommt aber auch der entwicklungspolitischen Bildungsarbeit eine große Bedeutung zu. Globales Lernen ist heute unverzichtbar. Neben vielfältigen außerschulischen Angeboten muss es auch verstärkt Zugang in unsere Lehrpläne finden.
Durch die Partnerschaft mit Ghana zeigt Nordrhein-Westfalen, dass es sich seiner internationalen Verantwortung bewusst ist und diese auch aktiv in die Hand nimmt. Auch das vielfältige Engagement unserer Zivilgesellschaft in NRW zeugt von einer Haltung der Weltoffenheit und internationalen Solidarität. In diesem Zusammenhang, liebe Kolleginnen und Kollegen, möchte ich hervorheben, dass diese Zivilgesellschaft auch in sich bunt und vielfältig ist. So ist die ghanaische Diaspora-Community in NRW auch aktiver Teil dieses Engagements.
Es ist auch gerade diese Haltung von Weltoffenheit und internationaler Solidarität, von menschenrechtsorientiertem Handeln, liebe Kolleginnen und Kollegen, die hier in unserer Gesellschaft am effektivsten gegen Ressentiments und Rassismus wirkt.
(Beifall von den GRÜNEN)
In diesem Sinne freue ich mich auf die Weiterführung der Partnerschaft mit Ghana. Ich bin mir sicher: Wir können viel voneinander lernen und gemeinsam viel bewegen. – Vielen Dank.
(Beifall von den GRÜNEN)

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