Speicher aus NRW für die Energiewende

Wibke Brems im Interview

Portrait Wibke Brems 5-23

Wie Stromspeicher funktionieren, welche verschiedenen Technologien es gibt und wo noch Forschungsbedarf besteht, dazu hat unsere energiepolitische Sprecherin Wibke Brems eine Diskussions- und Vortragsveranstaltung im Landtag NRW organisiert. Im Interview beantwortet sie die wichtigsten Fragen

2014 waren die Erneuerbaren bereits der wichtigste Stromlieferant. Sie trugen fast 30 Prozent zu der Bruttostromerzeugung in Deutschland bei. Wie können Energiespeicher helfen, diesen Anteil noch zu erhöhen?

Wibke Brems: Im Jahresdurchschnitt können wir unseren Strombedarf zukünftig mit den Erneuerbaren decken. Dabei, Angebot und Nachfrage von Strom auch zu jeder Zeit in Einklang zu bringen, spielen Energiespeicher eine große Rolle. Sie können Strom, den wir in wind- und sonnenreichen Zeiten produzieren, für Momente bereithalten, in denen die Nachfrage an Strom höher ist, als das Angebot aus den Erneuerbaren. So wird der Strommix unabhängiger von fossilen Energieträgern wie Braunkohle, ohne die wir bisher keine stabile Versorgung garantieren können.

Welche Speichertechnologien brauchen wir in unserem zukünftigen Stromnetz?

Wibke Brems: Es sind unterschiedliche Speicher notwendig. Photovoltaikstrom muss kurzfristig von der Mittags- bis zur Abendzeit gespeichert werden, anderseits müssen wir auch mehrtätige Windflauten ausgleichen. Für kurzfristige Stromspeicherung eignen sich beispielsweise Pumpspeicherkraftwerke. Sie werden seit Jahrzehnten dafür eingesetzt, nachts nicht benötigte Energie für verbrauchsstarke Zeiten am Tag vorzuhalten. Leider können sie nur dort genutzt werden, wo das Gefälle steil genug ist. Deswegen macht es Sinn zu erforschen, ob beispielsweise alte Bergwerke als Pumpspeicherkraftwerke in Frage kommen.

Für langfristige Speicher ist dagegen das Power-to-Gas-Verfahren geeignet. Mit ihm kann Strom durch Elektrolyse in Gas gespeichert werden. Bislang geht bei der Umwandlung allerdings viel Energie verloren. Außerdem bestehen hohe Sicherheitsanforderungen bei der Umwandlung von Strom zu Gas. Ich freue mich deswegen ganz besonders, dass gerade in NRW viele Institute und Universitäten an der Power-to-Gas-Technologie forschen – genau wie an vielen weiteren Speichertechnologien.

Da du NRW ansprichst: Welche Chancen bieten Stromspeicher für unser Bundesland?

Wibke Brems: Nordrhein-Westfalen ist ja traditionell ein Energieland. Früher war es die Kohle, die die Industrialisierung ermöglichte und so Arbeit und Wohlstand nach NRW brachte. Leider haben wir mit der Verstromung von Braun- und Steinkohle auch zum Klimawandel beigetragen und beim Braunkohleabbau Menschen ihre Heimat genommen und Natur und Umwelt zerstört. Deswegen steht NRW in einer besonderen Verantwortung für den Klima- und Umweltschutz. Das Know-How in den vielen energieaffinen Forschungsinstituten, Hochschulen und Unternehmen in NRW ist ein Standortfaktor für eine erfolgreiche Zukunft für Energiespeicher. Das Land hat beste Voraussetzungen, auch in Zukunft ein führendes Energieland zu bleiben.