Sigrid Beer: „Ernährung, Verbraucherbildung und Gestaltung von Lebenskompetenzen sind zentrale Aufgaben der Schule. Sie sollen ein zentraler Bildungsinhalt für alle Schülerinnen und Schüler sein.“

Antrag von SPD und GRÜNEN zur Verbraucherbildung

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Sigrid Beer (GRÜNE): Sehr geehrter Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Ich möchte heute Morgen Ihren Blick nach Salzburg lenken. In Salzburg hat die Arbeitsgemeinschaft der Fachdidaktikerinnen und Wissenschaftlerinnen im Bereich der Ernährungs- und Verbraucherbildung getagt. Diese haben sich gemeinsam mit der sogenannten Salzburger Erklärung zur Profilierung, Professionalisierung und Qualitätssicherung in der Ernährung und der Verbraucherbildung befasst, und sie haben sie verabschiedet. Das ist ein Verbund der deutschen, österreichischen und schweizerischen Forscherinnen. Sie haben formuliert:
„Der Erwerb und die Entwicklung von kulturellen Kernkompetenzen in der Ernährungs- und Verbraucherbildung (Nutrition Literacy und Consumer Literacy) ist Voraussetzung für eine aktive Teilnahme der Bürger‐ resp. Zivilgesellschaft … Ernährungs- und Verbraucherbildung muss daher in der Schule curricular in einem Trägerfach verankert sein bzw. diesbezüglich ausgebaut werden, um dem Anspruch einer Allgemeinbildung im Sinne von Literacy gerecht werden zu können.“
In diesem Sinne freue ich mich sehr, dass mit dem Entschließungsantrag und dem Ursprungsantrag jetzt genau dieser Impuls in Nordrhein-Westfalen umgesetzt werden kann und wir deutlich machen können: Auch Ernährung, Verbraucherbildung und Gestaltung von Lebenskompetenzen sind zentrale Aufgaben der Schule. Sie sollen ein zentraler Bildungsinhalt für alle Schülerinnen und Schüler sein. Es ist wichtig, dass diese Botschaft heute von diesem Landtag ausgeht.
(Beifall von den GRÜNEN)
Wir wissen nämlich, dass Ernährungs-, Gesundheits-, Konsum-, Finanz- und auch Medienkompetenzen kulturelle Kernkompetenzen sind. Wir haben den Auftrag, diese allen Kindern und Jugendlichen zu vermitteln – genauso wie Sprachen, Mathematik und Naturwissenschaften. Denn wir wissen, dass der Transfer in den Familien nicht mehr ausreicht.
Das, was damit verbunden ist, das ist schon deutlich geworden – da danke ich der Kollegin Spanier-Oppermann –: Es wird zu einer Aufwertung der Kolleginnen und Kollegen führen, die im Fach Hauswirtschaft an den Schulen schon jetzt engagiert in diesem Sinne arbeiten. Das sind nämlich nicht die Schnittchenbeauftragten der Schule, das sind auch nicht die Möhrenbeauftragten der Schule, Frau Kollegin Gebauer. Denn dazu gehört natürlich auch die Vermittlung, wie ich mit Nahrungs-, mit Lebensmitteln umgehe. Es geht um kritischen Konsum. Es geht darum, wie produziert wird, wie Marktmechanismen funktionieren. Es geht um Ressourcenverantwortung, um die Frage: Was löse ich durch meinen Lebensstil aus?
Ich nehme eine Bemerkung aus der Ausschussberatung auf: Das bedeutet nicht, dass Lebensstile „verordnet“ werden. Das genau heißt es nicht. Aber das Bewusstmachen für die Frage, wie wir leben und welche Auswirkungen das hat, wie ich Verantwortung für mich, das soziale Miteinander und für den Bezug zum globalen und lokalen Handeln übernehmen kann, das ist natürlich curricularer Inhalt.
Wir haben miteinander darauf geachtet, dass das Fach Hauswirtschaft als Trägerfach innoviert und verankert werden kann. Dann ist es nämlich anschlussfähig in vielen anderen Bezügen, etwa an die Sozialwissenschaften, an die Naturwissenschaften, sodass es wirklich alle Schülerinnen und Schüler in allen Schulstufen und in allen Schulformen erreicht.
(Beifall von den GRÜNEN und der SPD)
Mit dem REVIS-Projekt sind uns ja schon Bildungsziele vorgelegt worden. Glücklicherweise haben wir einen innovativen Lehrerausbildungsstandort in Paderborn, der über die Bundesländer hinweg und international vernetzt ist und genau diese Bildungsziele und Kompetenztableaus erarbeitet hat.
Das ist ein weiterer positiver Aspekt aus der Anhörung: dass da jetzt ein Kompetenzstrang der ökonomischen Grundbildung explizit hinzugefügt wird. Zudem müssen die Realschulen profilieren, was bisher auf den Weg gebracht worden ist und in diesem Sinne weitergeführt werden kann.
Von daher finde ich, dass das ein gutes Ergebnis ist. Ich freue mich über das breite Getragensein dieser Grundidee. Wir haben viele Kooperationspartnerinnen: die Landfrauen, die Verbraucherzentralen, die mit den Expertinnen in der Schule, nämlich den gut ausgebildeten und gut fortgebildeten Lehrerinnen und Lehrern in diesem Feld, an dieser Sache arbeiten können. Das ist zukunftsorientierte Bildungspolitik.
(Zustimmung von Margret Voßeler [CDU])
– Ich freue mich, Frau Voßeler, dass Sie das mit Ihrem Nicken kommentieren. Ich finde es prima, dass wir das so breit getragen hinbekommen haben. – Herzlichen Dank.
(Beifall von den GRÜNEN und der SPD)

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