Oliver Keymis: „Es kommt in der Tat auch darauf an, das Ganze kontinuierlich über die Jahre hinweg zu tun“

Oliver Keymis (GRÜNE): Sehr geehrter Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Es ist natürlich schön, wenn sich alte weiße Männer über junge moderne Musik unterhalten; aber so ist es heute eben der Fall. Ich glaube, das wird sich auch nicht mehr wirklich ändern – außer, dass am Schluss noch eine Dame sprechen wird.

(Heiterkeit von Bernd Petelkau [CDU] und Lorenz Deutsch [FDP])

Jedenfalls gehört sie altersmäßig aber auch nicht zu den ganz Jungen, um die es heute ja geht.

Frau Ministerin, ich finde, dass das eine tolle Initiative ist. Herzlichen Dank, dass Sie sie unterstützen wollen – so war es zu lesen. Es ist auch eine tolle Initiative der beiden Fraktionen, die sagen: Wir greifen diese Idee auf.

Am 11. Februar hat man sich schon getroffen und das popBoard NRW gegründet. Man muss den Kämpen – übrigens auch wieder alte weiße Männer – sehr dankbar sein: Norbert Oberhaus und Robert von Zahn haben es ordentlich vorangetrieben. Auch der möglicherweise älteste weiße Mann in der Runde hat gesprochen: Professor Dieter Gorny. Er ist ebenfalls ein echter Kämpfer für die Pop- und Rockmusik, und zwar seit frühesten Tagen – ich will nicht sagen: seit Landesgründung; denn dafür wäre er dann doch viel zu jung.

Die Frage, was wir da fördern, hat Kollege Bialas richtigerweise aufgeworfen. Natürlich geht es nicht um David Gilmour. Wenn ich es gerade in einem sehr interessanten Artikel über die Konkurrenz zwischen Rogers Waters und David Gilmore richtig gelesen habe, verkaufen die beiden immer noch 250.000 Platten pro Jahr von um die 50 Jahre alter Musik. Um die geht es nicht; denen geht es immer noch gut.

(Lorenz Deutsch [FDP]: Alte weiße Männer!)

Es geht hier natürlich insbesondere um die vielen jungen Menschen, die auf den Spuren dieser alten Freundinnen und Freunde unterwegs sind und nach musikalischen Ausdrucksformen suchen. Das zu fördern und zu unterstützen, diese Arbeit zu vernetzen und ihnen ein Angebot zu machen, indem man als Ansprechpartner agiert und Kontakte zu Firmen, zu politischen Ebenen, zu Behörden, zu Genehmigungsverfahren, zu was weiß ich noch allem herstellt, kann eine Plattform wie popBoard NRW leisten.

Die Idee ist, all diejenigen, die schon seit vielen Jahren auf verschiedenen Ebenen dazu etwas machen, zusammenzuschließen. Das ist ja auch nicht ganz neu. Das Land fördert das schon lange, aber immer mal hier und mal da. Da noch einmal einen Anschub zu geben, finde ich ausgesprochen begrüßenswert.

Insofern ist nicht nur die Gründung gelungen, sondern im Wesentlichen auch der Antrag. Die Initiative sofort aufzugreifen und zu unterstützen, sieht politisch gut aus.

Deswegen sehen auch wir Grüne sowohl der Überweisung als auch den Beratungen im Ausschuss freudig entgegen. Ich gehe davon aus, dass wir gemeinsam noch einiges in die Diskussion bringen können.

Für entscheidend halte ich, dass wir – das wurde vorhin schon angesprochen – von diesem Gegensatz, der immer konstruiert wird, wegkommen. Natürlich gibt es in der Popmusik enorm reiche und enorm wohlhabende Leute. Viele von ihnen haben sich irgendwo in einer Garage gegründet. Hier denken wir an uralte Bands, die zum Teil immer noch spielen und gar nicht aussterben, wie die Rollenden Steine. Das ist wirklich toll. Daran sieht man auch, wie jung es hält, wenn man solche Musik macht. Diese Bands sind hier aber überhaupt nicht gemeint. Es geht auch nicht darum, dass wir irgendwann nur noch Garagen aufmachen.

Apropos Garagen: Es wäre schon wichtig, darauf zu achten, dass solche Vernetzungsmöglichkeiten sich nicht nur auf technische Fragen und Zuschussfragen beschränken, sondern zum Beispiel auch auf Örtlichkeiten beziehen. Räume sind ein enormes Problem, gerade für Leute, die ordentlich laut kreativ werden wollen. Auch vor diesem Hintergrund müssen wir uns über Fördermöglichkeiten und über mögliche offene Räume sowohl im ländlichen als auch im städtischen Bereich stärker Gedanken machen.

Wenn das alles über eine solche Initiative zusammengeführt werden kann, dann gilt der Dank den Initiatorinnen und Initiatoren sowie den beiden Fraktionen, die das jetzt direkt aufgegriffen haben. Dank geht auch an das Ministerium, das schon in Aussicht gestellt hat, diese Förderung dann auch wirklich vorzunehmen.

Eines ist natürlich auch wichtig, Herr Deutsch: Es kommt in der Tat auch darauf an, das Ganze kontinuierlich über die Jahre hinweg zu tun. Man wird diese Bemühungen verstärkt organisieren müssen, weil es immer mehr Leute geben wird, die in diesem Sektor initiativ werden.

Aber die Hoffnung für diese Leute ist groß. Allein im letzten Jahr, in 2020, hatte die Musikbranche 9 % Wachstum. Interessanterweise wurde mehr Geld mit dem Plattenverkauf verdient als mit dem Streaming.

Da ist also etwas im Gange. Da rollt auch etwas zurück und wieder nach vorne. Insofern kann man allen anderen, die in diesem Bereich unterwegs sind, nur Hoffnung machen. Das wollen wir von hier aus gerne unterstützen. – Vielen Dank.

(Beifall von den GRÜNEN, Andreas Bialas [SPD], Eva-Maria Voigt-Küppers [SPD] und Angela Freimuth [FDP])

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