Oliver Keymis: „Eine lange Tradition, die wir alle gemeinsam pflegen“

Antrag der Fraktionen von Bündnis 90/DIE GRÜNEN, CDU, SPD und FDP zur Rheinischen Martinstradition

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Oliver Keymis (GRÜNE): Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Als gebürtiger Düsseldorfer Jung‘ bin ich natürlich diesem Brauch sehr nahe. Mein zweiter Vorname ist Martin.
(Heiterkeit)
Aber das hilft letztlich nicht. Ich kann nicht mitreden beim Mitreiten und bin daher froh, dass Kollege Schmitz sozusagen als Leibhaftiger hier am Pult stand.
(Beifall von den Grünen – Heiterkeit von der CDU)
Für mich jedenfalls stimmt der schöne Satz unseres rheinischen Philosophen und Kabarettisten: „Meine Heimat ist meine Kindheit.“ – Heimaterfahrung, Bräuche und Tradition erfahren Kinder von frühester Jugend an. Wenn solche Bräuche besonders konsequent gepflegt werden, dann bleibt einem das in Erinnerung. Und womöglich – so geht es mir – geht man auch heute noch gucken, wenn es stattfindet, weil man das Gefühl hat, man gehört irgendwie immer noch dazu.
Dass also die im vorigen Jahr 150 Jahre alt gewordene rheinische Martinstradition zu unserem kulturellen Erbe im Rheinland zählt, ist ebenso unbestreitbar wie – ich bin froh, dass es schon angeklungen ist – die Tatsache, dass die schöne alte Geschichte von der Mantelteilung, also davon, dass, wer hat, aus freien Stücken auch denen gibt, die weniger haben, sich natürlich auch in anderen Landesteilen, in Westfalen, in Ostwestfalen und auch möglicherweise in Lippe, finden lässt. Ich bin froh, dass es in anderen Ländern unserer Republik gefeiert wird, und wir wissen, dass auch innerhalb Europas dieser Brauch seine Bedeutung hat, 1621 Jahre nach der Grablegung des Bischofs von Tours. Das ist, glaube ich, schon eine kleine Rede wert.
Kurz zur Geschichte des Antrags: Es war am 15. Oktober 2017, da reichten René Bongartz aus Brüggen und Jeyaratnam Caniceus aus Kempen den Antrag ein, die Rheinische Martinstradition als immaterielles Kulturerbe anzuerkennen. Das haben sie getan, wie es sich gehört, beim zuständigen Referat Koordination Kultur und Recht des Ministeriums für Kultur und Wissenschaft des Landes Nordrhein-Westfalen. Ich möchte – ich darf das hoffentlich im Namen aller hier im Haus tun – den beiden Initiatoren sehr, sehr herzlich für diese ausdrückliche Initiative danken.
(Allgemeiner Beifall)
Wenn ich es richtig sehe, sind sie auch anwesend. Schön, dass Sie das betrieben haben, und danke für diese Initiative, die wir hier alle gemeinsam – davon gehe ich aus – unterstützen werden.
Wir haben mit diesem Brauch sozusagen eine lange Tradition, die wir alle gemeinsam pflegen. Wir Grüne begrüßen ausdrücklich, dass es nun zu einem gemeinsamen Antrag gekommen ist. Das hatte ja einen kleinen Vorlauf, den wir jetzt nicht im Einzelnen wieder aufreißen wollen, denn wir wollen es nicht politisieren, sondern gemeinsam beschließen.
Tradition, Heimat, Identität: In einer globalisiert agierenden Welt wollen die Menschen sich zu Recht heimisch fühlen – da, wo sie leben. Und so erinnere ich auch sehr gerne an die klaren Aussagen muslimischer Mitbürgerinnen und Mitbürger aus Düsseldorf, die sich laut „Rheinischer Post“ vom 13. Oktober 2015 klar und bekennend zu Sankt Martin geäußert und bekannt haben. Dort hieß es – ich zitiere das gerne noch einmal:
Gerade unsere muslimischen Eltern schätzen die traditionelle Überlieferung. Sie wollen Martinszüge veranstalten und auch Sankt Martin feiern. Dabei wird es bleiben. Das sagt Kornelius Knettel, der Leiter der Gemeinschaftsgrundschule Sonnenstraße im Stadtteil Oberbilk. Mehr als 90 % seiner Schüler stammen aus Migrantenfamilien – Zitat Ende. Das finde ich wichtig. Es ist nämlich wichtig, dass wir wissen, dass wir das alle gemeinsam feiern, dass wir das auch nicht umbenennen müssen. Auch darüber hatten wir mal unselige Debatten, ob man das alles umbenennen muss. Das muss man nicht. Wir nennen das Sankt-Martins-Fest, und dabei bleibt es. Das finden ich und meine Fraktion auch gut.
(Allgemeiner Beifall)
Deshalb – und damit komme ich zum Schluss – ist in unserem gemeinsamen Antrag der Satz so wichtig – ich zitiere aus unserem Antrag:
„Die Bewahrung christlicher Traditionen führt zu größerer Toleranz gegenüber denjenigen anderer Religionen. Denn das Wissen um die eigene Kultur fördert das Verständnis für andere.“
Schön, dass wir auch das heute so gemeinsam beschließen. – Danke für die Aufmerksamkeit.
(Beifall von den GRÜNEN, der CDU, der SPD und der FDP)
Präsident André Kuper: Vielen Dank, Kollege Keymis.

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