Oliver Keymis: „Diese Netzwerke zu stärken ist aus meiner Sicht der entscheidende Punkt“

Antrag der Fraktionen von CDU und FDP zur Kultur im Ländlichen RaumGRÜNEN im Landtag zu Rassismus und Rechtsterrorismus

Oliver Keymis (GRÜNE): Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Vorweg möchte ich sagen: Wir stimmen dem Antrag zu. Enthaltung finde ich bei solch einer Abstimmung merkwürdig, zumal, wie Andreas Bialas eben gesagt hat, das meiste darin ja richtig ist. Aber – und darüber sind wir uns auch einig – es ist natürlich nicht genug. Das ist immer so. Wenn man solche schönen Anträge liest, heißt es: Ja, darin ist viel Richtiges. – Das stimmt im Wesentlichen auch.
Ich will noch auf etwas Grundsätzliches eingehen, wenn wir über das Thema „Kultur im ländlichen Raum systematisch stärken“ sprechen. Ja, es ist gut, das zu tun. Da sind wir einer Meinung. Es ist auch wichtig, keinen Gegensatz zwischen den eher städtisch geprägten Strukturen unseres Landes und den ländlichen aufzubauen, zumal sie auch interagieren. Das funktioniert ja nur miteinander. Das heißt, die Leute aus dem ländlichen Raum genießen natürlich die Kulturangebote in unseren Zentralen und Oberzentren, während umgekehrt viele aus der Stadt froh sind, wenn raus sie in die ländlichen Regionen kommen und die ländlichen Kulturangebote nutzen können.
Nehmen Sie zum Beispiel „Wege durch das Land“. Viele Leute aus großen Städten, in denen wichtige Kulturereignisse stattfinden, fahren gerne hinaus in den Schlosspark, um da eine Lesung oder ein Musikangebot zu genießen. Genau dieses Wechselspiel in Nordrhein-Westfalen macht dieses Land ja so besonders reich und reizvoll.
Dieses föderale Prinzip, wenn man so will, innerhalb unseres Landes muss man stärken. Ich bin ja nun schon so lange dabei, dass ich mich daran erinnere, dass sogar schon vor meiner Zeit hier im Landtag kluge Menschen diese Dinge sehr klug entwickelt haben.
Denken Sie an die zehn Kulturregionen, die in Nordrhein-Westfalen Ende der 80er-, Anfang der 90er-Jahre entwickelt wurden. Das war eine große Streuung und hat für ein breites Selbst- bewusstsein in den Regionen gesorgt.
Denken Sie an die Struktur unserer Kultursekretariate, die Kooperationsmodelle zwischen den Städten. Die Städte, die keine Theater tragen, stellen wiederum kleine Oberzentren der Kultur dar, weil es dieses Netzwerk gibt.
Denken Sie auch an die Landeskulturbüros, die überall verstreut im Land dafür sorgen, dass die Kreativen, die Kulturschaffenden durch Förderprogramme in die Lage versetzt werden, das bezahlt zu bekommen, was sie kulturell in die Region tragen.
Insofern haben wir bereits ein sehr schönes großes Netzwerk geschaffen.
Diese Netzwerke zu stärken ist aus meiner Sicht der entscheidende Punkt, wenn man landesweit weitere Impulse setzen will. Sie haben das mit der Erwähnung der Entwicklung von
„Dritten Orten“ vorbildlich hervorgehoben. Das ist ein schöner Ausdruck dafür, wobei „Dritte Orte“ immer öffentliche Orte sind, und da hakt es oft. Oft gibt es im ländlichen Bereich keine Räume und Angebote, zum Beispiel in Form von Bürgerhäusern, Theaterhäusern oder Bespieltheatern, eben Räume, in denen man sich trifft und gemeinsam Veranstaltungen organisieren und erleben kann.
Eine zweite Forderung ist hier ebenfalls angedeutet. Es ist zu prüfen, inwiefern die Infrastruktur im Land noch zu stärken ist und was man gemeinsam aufbauen kann. Sie erwähnen das, und das ist gut. Man muss die infrastrukturelle Förderung stark in den Blick nehmen. Das hätte ich mir noch für die Beschlussfassung gewünscht. Ich habe mir extra eine entsprechende Randnotiz gemacht.
Das gilt auch mit Blick auf die Bespieltheater, die eben von Herrn Petelkau oder von Herrn Deutsch angesprochen worden sind. Das ist ein wichtiges Thema, denn die Bespieltheater sind oftmals alt und technisch etwas verkommen. Sie bräuchten ebenfalls infrastrukturelle Hilfe, die die Kommunen vor Ort allerdings oft nicht leisten können.
Zum anderen brauchen diese Theater aber auch programmbegleitende Maßnahmen. Es bedarf stärker aufgestellter Förderprogramme. Entsprechende Programme bieten wir bereits an. Allerdings müssen diese noch besser aufgestellt sein, um solche Angebote ausreichend zu unterstützen. Insbesondere sind Häuser ohne eigenes Ensemble zu fördern, die von anderen bespielt werden. Schließlich ist es auch eine Art Kulturförderung, wenn Kulturschaffende entsprechende Arbeitsmöglichkeiten erhalten und an solchen Orten auftreten können.
Wir sehen in diesem Antrag letztendlich eine gemeinsame Linie, an der wir sehr gut weiter miteinander arbeiten können.
Zuletzt war im Kulturausschuss der Kulturausschuss des Landschaftsverbandes Rheinland zu Gast. In dieser Sitzung ist noch einmal deutlich geworden, wie stark das Engagement unserer Landschaftsverbände gerade im kulturellen Bereich ist. Herr Kollege Bialas hat gerade den LWL erwähnt. Ich hingegen bin für die rheinische Variante zuständig und möchte somit die Bedeutung des LVR hervorheben.
Als Beispiel möchte ich das LVR-RömerMuseum des Archäologischen Parks Xanten anführen, in dem man die römische Geschichte nacherleben kann, die diesen Kulturraum entscheidend mitgeprägt hat. Zu erwähnen sind in diesem Zusammenhang auch die Industriemuseen, die einem nicht nur die industriepolitischen Leistungen, sondern auch die kulturellen und arbeitskulturellen Leistungen vor Augen führen. Das ist uns sehr wichtig. Das dürfen wir nicht vergessen. Im Gegenteil: Wir müssen diese Erkenntnis in das Netzwerkdenken und den Stärkungsgedanken einbeziehen.
Kurz gesagt: konstruktiver Vorschlag Ihrerseits, konstruktive Haltung unsererseits. Wir stimmen dem Antrag zu. – Herzlichen Dank.
(Beifall von den GRÜNEN und der CDU)

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