Oliver Keymis: „Das ist die entscheidende Voraussetzung dafür, dass Nordrhein-Westfalen das Kulturland Nummer eins ist“

Antrag der Fraktionen von CDU und FDP

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Oliver Keymis (GRÜNE): Vielen Dank, Frau Präsidentin. – Meine Damen und Herren! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Wir Grünen werden dem Antrag zustimmen. Er ist zum einen des­halb richtig, weil er die kommunale Theater- und Orchesterförderung im Blick hat. Zum ande­ren ist er auch deshalb richtig, weil er die Förderung der freien Szene im Blick hat. Das mitei­nander zu verbinden, war schon ein ganz kluger Schachzug der Koalitionsfraktionen.
Herr Bialas hat natürlich recht: Es wird nicht auf Nichts gebaut, sondern auf ganz viel Vorhan­denem; er hat das eben vernünftig ausgeführt. Das ist genau die Basis, auf der die kulturelle Vielfalt unseres Landes beruht, nämlich dass sich die Kommunen super stark engagieren – und das schon seit Ende des Zweiten Weltkriegs. Das ist die entscheidende Voraussetzung dafür, dass Nordrhein-Westfalen das Kulturland Nummer eins ist. Nicht nur in Deutschland und nicht nur in Europa, sondern weltweit finden Sie eine solche Konzentration an kulturellem Angebot nicht, wie Sie sie hier in Nordrhein-Westfalen finden.
Das ist etwas, was wir alle mit einem gewissen Stolz betrachten können, aber wir müssen es auch als Aufgabe, als Herausforderung ansehen. Insofern ist es richtig, dass sich das Land Nordrhein-Westfalen jetzt einmal mehr vornimmt, noch stärker als bisher die Kultur zu fördern.
Bei dem, was Sie jetzt vorhaben, werden Sie selber merken, dass Sie an Grenzen stoßen. Denn Sie, Frau Ministerin und die Kollegen der Koalitionsfraktionen, werden jetzt durch das Land fahren, und alle werden Ihnen sagen: Wir auch noch; wir hätten auch gerne ein bisschen mehr. – Es geht also nicht nur um die kommunalen Theater und Orchester, sondern natürlich auch um die freie Szene, die eben schon erwähnten soziokulturellen Zentren, die freien Or­chester, also die freie Musikszene, die Breitenkultur und, und, und. Das Spektrum ist so riesig und vielfältig, dass man auch mit dem stattlichen Aufwuchs von 50 % bis 2022 dem Ganzen, was da ansteht, nicht gerecht wird. Das muss man ehrlicherweise so sagen.
Deshalb haben die Grünen, kühn wie sie manchmal sind, eine Verdoppelung des Kulturetats gefordert. Man sollte sich – heimlich – überlegen, ob man das nicht doch noch anstreben sollte, um dem Land den Schub zu ermöglichen.
Wir haben in den nächsten Jahren viel vor uns. Wir haben Jubiläen wie das Beethoven-Jahr im Blick, ein Jahr, in dem weltweit auf Nordrhein-Westfalen geschaut wird, weil Ludwig nun einmal in Bonn geboren wurde. Das Jubiläum soll ja nicht nur in Bonn gefeiert werden – da sicher auch –, sondern im Land insgesamt.
Darüber hinaus gibt es in den nächsten Jahren eine Reihe von Jubiläen, die sich mit dem Land, aber auch mit den vielen Szenen, die wir haben, befassen. Kürzlich – das ist noch nicht so lange her – hatten wir das Jubiläum „40 Jahre soziokulturelles Zentrum“. Die soziokulturel-len Zentren sind inzwischen klassische Einrichtungen unseres Landes. Ich sprach eben schon in meinem Beitrag darüber, und ich werde nicht müde, weiter darüber zu sprechen, weil ich glaube, wir müssen diese weiter fördern.
Wir haben ein tolles Netzwerk von Kulturbüros, das dringend mehr Unterstützung braucht, weil die einzelnen Kulturbüros in die Fläche hinein organisiert Kultur ermöglichen.
Wir brauchen dringend mehr, eine noch besser vernetzte und eine sich noch stärker aufstel­lende kulturelle regionale Arbeit, wie wir sie durch die Kultursekretariate schon betreiben und kennen. Das ist ein Modell, das immer noch bewundert wird. Alle sagen: Genau diese Koope­rationen von Städten, die sich zusammenschließen, in Verbindung mit dem Land machen kulturpolitisch die Stärke aus, immer mit Blick auf die Vielfalt dieses wunderbaren Kulturlandes Nordrhein-Westfalen. Also weiter so an dieser Stelle!
Der Antrag der SPD wird noch beraten. Anfang Juni werden wir dazu gemeinsam mit Exper­tinnen und Experten eine Anhörung durchführen.
In den letzten anderthalb Minuten meiner Redezeit will ich deutlich machen: Bei all dem, wo­rüber wir reden, reden wir immer über Leute, die für sehr wenig Geld sehr, sehr viel leisten,
(Beifall von den GRÜNEN, der CDU, der SPD und der FDP)
Theatermenschen, Orchestermenschen. Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter an diesen Häusern leisten für relativ kleines Geld eine enorme Arbeit, weil es ihr Ding ist. Genau dafür müssen wir die politische Verantwortung wahrnehmen. Wir müssen uns – das ist meine feste Über­zeugung – in den nächsten Jahren verstärkt dafür einsetzen, weil der kulturelle Reichtum unseres Landes auch etwas damit zu tun hat, wie sich die Menschen in unserem Land entwi­ckeln können. Da wir kein Gas und kein Öl haben, kommt es halt auf den Kopf, auf den Geist an: es kommt auf den Verstand und auf das Herz an. Zu all dem tragen die kulturelle Bildung und die kulturelle Lebenserfahrung bei.
Deswegen kann man nur hoffen, dass Sie diesen Weg weiter beschreiten, dass Sie möglich­erweise im Laufe der Legislaturperiode noch mutiger werden, was die Zahlen betrifft, hier und da noch ein bisschen nachbessern. Wir müssen unsere Landestheater, unsere Landesor-chester, unsere eigenen Einrichtungen, die Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen, das Düs­seldorfer Schauspielhaus weiter fest im Blick haben. Überall muss noch ordentlich investiert werden. Investitionen in die Kultur sind Investitionen in unsere Gesellschaft. Darauf kommt es uns allen hier im Hohen Hause hoffentlich gemeinsam an. – Danke schön.
(Beifall von den GRÜNEN, der CDU, der SPD und der FDP)

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