Norwich Rüße: „Wir sind der Meinung, dass dort, wo Sekundarschule draufsteht, auch Sekundarschule drin sein muss“

Antrag der Fraktionen von CDU und FDP zu Sekundarschulen

Portrait Norwich Rüße

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Norwich Rüße: Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Als Erstes sage ich in Richtung FDP: Den Antrag haben wir natürlich mit großer Freude gelesen. Ich war 2010 bis 2012 auch im Schulausschuss. Da habe ich die FDP noch ein bisschen anders wahrgenommen, als wir damals diskutiert haben, wie wir denn die Schullandschaft in Nordrhein-Westfalen anders aufstellen können. Das hat ja dann mit dem Schulkonsens geendet, den wir zusammen mit der CDU beschlossen haben. Die Sekundarschule ist ja ein Ergebnis des Schulkonsen gewesen. Damals haben Sie sich noch heftig gegen diese neue Schulform geäußert. Von daher zeigt sich ein Fortschritt, über den wir uns in der Tat sehr freuen. Sie haben die Bedeutung der Sekundarschule für den ländlichen Raum als zum Teil letztes Schulangebot benannt. Das haben jetzt schon verschiedene Redner angesprochen. In der Tat muss man sehen, wie man das erhalten und weiterentwickeln kann. Ich kann mir aber einen kleinen Seitenhieb nicht verkneifen. 2010, 2012 haben wir noch Debatten über den Erhalt der Hauptschule geführt, obwohl wir in der Diskussion längst weiter waren. Ich kann mich bezüglich des Kreis es Steinfurt gut daran erinnern. Es war klar, dass diese Schulform keine Perspektive mehr hat. Es wurde aber erbittert daran fest gehalten. Es gibt viel Reformstau, den Sie zu verantworten haben und mit dem wir heute noch kämpfen, wenn es um die Frage geht, ob wir die Sekundarschule erhalten können. Das Problem ist klar.
Auf der einen Seite haben wir die Sogwirkung der Gymnasien, die immer mehr Schüler an sich ziehen. Auf der anderen Seite haben wir die demografische Entwicklung, dass insgesamt immer weniger Schülerinnen und Schüler vorhanden sind. Klar ist auch: In dieser Gemengelage muss die Sekundarschule ein vernünftiges, ein gutes schulisches Angebot darstellen, von dem die Eltern und die Schüler sagen: „Ja, wir sind bereit, diese Schulform mitzugehen. Wir melden unsere Kinder dort an, weil wir wissen, dass sie dort unter guten Standards ausgebildet werden.“
Ebenfalls ist klar – das Problem wurde angesprochen: Gerade im ländlichen Raum gibt es viele Orte, an denen es nicht möglich ist, das dreigliedrige Schulsystem in alter Form zu erhalten, und auch nicht möglich ist, eine Gesamtschule aufzubauen, weil auch dafür die Kapazität an Schülerinnen und Schülern fehlt. Von daher ist die Sekundarschule in den kleineren Kommunen das richtige Angebot vor Ort. In Ihrem Antrag haben Sie die Zweizügigkeit ja erwähnt. Diesbezüglich ist es wichtig, festzustellen, dass die Zweizügigkeit schon jetzt – zumindest vorübergehend und in begrenzten Fällen – möglich ist. Wir finden es richtig, wenn Sie diesen Weg jetzt gehen und das auch dauerhaft ermöglichen wollen, und wir werden diesen Weg mitgehen. In Ihrem Antrag legen Sie dar, Sie wollen das genauso wie bei den Realschulen und den Gymnasien machen – das wurde eben auch schon gesagt. Wir finden das an dem Antrag ein wenig irreführend, weil das bereits jetzt der Fall ist und diese Schulform sogar einzügig geführt werden kann. Von dem her sind sie an dieser Stelle schon besonders gut gestellt, und es geht auch nur darum, die Sekundarschule gleichzustellen.
Ein Aspekt ist uns allerdings schon noch einmal wichtig. Sie schreiben in dem Antrag, es sei zu prüfen, ob und wie gymnasiale Standards umgesetzt würden. Wir sind der Meinung, dass wir bei der Einführung der Sekundarschule gesagt haben, es ist ein konstitutives Merkmal dieser Schule, gymnasiale Standards einzuhalten, um die Schülerinnen und Schüler zu befähigen, danach in die Oberstufe wechseln zu können. Wenn die Intention wäre, hier die Axt anzulegen und das infrage zu stellen, dann würden Sie die Sekundarschule entwerten und ihr einen Bärendienst leisten. Wir sind der Meinung, dass dort, wo Sekundarschule draufsteht, auch Sekundarschule drin sein muss, und zwar einschließlich der gymnasialen Standards.
(Beifall von den GRÜNEN)
Frau Ministerin, Sie sehen, insgesamt sind wir aber durchaus sehr nah an dem, was die Koalitionsfraktionen hier vorgelegt haben. Wir können vielem zustimmen, freuen uns auf die Beratungen im Schulausschuss und stimmen der Überweisung natürlich zu.
Vielen Dank.
(Beifall von den GRÜNEN)

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