Norwich Rüße: „Wir müssen eine Zukunftsstrategie Wasser zu entwickeln, die die zukünftigen Nutzungskonflikte regelt“

Antrag der GRÜNEN im Landtag zum Schutz von Wasserressourcen

Portrait Norwich Rüße

Norwich Rüße (GRÜNE): Vielen Dank. – Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Wasser – das haben wir, denke ich, in den letzten drei Sommern, also den letzten beiden und dem aktuellen, deutlich gemerkt – ist die wichtigste Ressource für Leben auf unserer Erde. Wo kein Wasser ist, wächst und gedeiht nichts. Da ist am Ende staubige Wüste. Ich glaube, etliche Landwirte können uns auch berichten, wie die Erträge in den letzten beiden Jahren geradezu eingebrochen sind, weil das Wasser fehlte.
Dass wir jetzt schon drei Jahre in Folge diese extrem schwankende Wasserversorgung haben, dass der Regen eben nicht mehr so zuverlässig fällt, wie wir das erwarten, dass es also eine Veränderung des Regenfalls und der Regenhäufigkeit gibt, macht sehr deutlich, dass der Klimawandel real ist.
Die Folgen werden für die Natur immens sein. Sie werden aber auch für Landwirtschaft und Gartenbau immens sein. Wir haben in der Großen Anfrage die Frage der Bewässerung mit aufgeworfen. Dort ist schon ganz schnell zu erkennen gewesen, dass immer mehr landwirtschaftliche Betriebe auf Beregnung setzen und mehr Wasser nutzen wollen, um ihre Ernte auf diese Art und Weise zu stabilisieren.
Wenn man in die landwirtschaftlichen Fachzeitschriften schaut, sieht man auch ganz klar, dass die Beratung in folgende Richtung geht: Überlegt euch das; Bewässerung wird tatsächlich rentabler, wenn die Regenfälle so unterschiedlich stark kommen und manchmal auch sehr lange ausbleiben.
Wir haben im Rahmen der Großen Anfrage auch festgestellt, dass die Grundwasserneubildung – das war tatsächlich die erschreckendste Erkenntnis – in einigen Regionen drastisch zurückgegangen ist und das Grundwasser in Zukunft voraussichtlich weiter abnehmen wird. 2018/2019 – 2020 kann das auch wieder der Fall sein – hatten mehr als 20 % der Grundwassermessstellen historische Tiefststände.
Wir hatten erhebliche Folgen für Schifffahrt, für Industriebetriebe, für die Landwirtschaft – das habe ich bereits erwähnt –, aber auch für Kraftwerksbetreiber. An einer Stelle hatten wir das in Ostwestfalen sogar für die Trinkwasserversorgung.
Deshalb stellen wir heute auch diesen Antrag, weil wir der Meinung sind, dass wir dieses Problem hier stärker in den Fokus nehmen müssen. Wir brauchen ein Konzept für den nachhaltigen Umgang mit der Ressource Wasser. Wir sind in Mitteleuropa noch sehr an die unendliche Verfügbarkeit von Wasser gewöhnt. Wir kennen es, gar nicht darüber nachdenken zu müssen, ob wir sparsam damit umgehen müssen, sondern Wasser einfach so benutzen zu können, wie wir wollen. Aber das ist nicht die Zukunft.
Wir fordern die Landesregierung mit unserem Antrag auf, eine Zukunftsstrategie Wasser zu entwickeln, die die zukünftigen Nutzungskonflikte regelt. Wie ich schon gesagt habe, wird die Landwirtschaft mehr und mehr Bewässerung haben wollen. Dadurch wird ein Nutzungskonflikt entstehen, der geregelt werden muss. Es muss geschaut werden, wie viel schon für die Trinkwasserversorgung benötigt wird und wie viel noch für die Bewässerung zur Verfügung gestellt werden kann.
Wir müssen in diesem Zusammenhang über Wasserentnahmegenehmigungen diskutieren. Im Moment ist es so – auch das ist ein Ergebnis der Großen Anfrage –, dass im Regelfall alles genehmigt wird.
Aber wir müssen schon genau hingucken, was da geht. Wir brauchen – das ist ebenfalls ein Punkt des Antrags – eine zentrale Stelle, die die Wassergenehmigungen abschätzt und schaut, was da genau passiert, also wie viel landesweit entnommen wird und wie viel neu gebildet wird.
Auch über das Wasserentnahmeentgelt werden wir diskutieren müssen. Bislang zahlt die Landwirtschaft im Gegensatz zu allen anderen Branchen keinerlei Beitrag. Es muss diskutiert werden, ob nicht auch die Landwirtschaft ihren Obolus entrichten muss.
Die Wasserrahmenrichtlinie ist von uns umzusetzen. Wir werden im Bereich „Wasser“ vermutlich auch mehr Investitionen tätigen müssen.
Das möglicherweise Allerschlimmste ist, dass wir immer mehr Wasser durch direkten Abfluss verlieren. Die Gesamtwassermenge fällt vielleicht gar nicht so stark, wenn man es über das gesamte Jahr betrachtet. Aber wir haben immer mehr Starkregenereignisse, bei denen das Wasser direkt abläuft, also nicht mehr versickert und zur Grundwasserneubildung beiträgt. Es landet, platt gesagt, im Graben statt im Grundwasser.
Das liegt auch daran, dass wir in den letzten Jahrzehnten, seit ungefähr 1970, eine halbe Million Hektar Grünland verloren haben. Grünland ist für die Grundwasserneubildung und die Speicherung von Wasser besonders wertvoll. Wir müssen selbstverständlich prüfen, wie wir das korrigieren können.
Das heißt auch, dass wir beim Flächenverbrauch deutlich sparsamer werden müssen. In diesem Zusammenhang müsste sich das Land auch noch einmal auf den Weg machen, eine Anpassungsstrategie neu aufzulegen und dort zu Verbesserungen zu kommen.
Leider konnte ich jetzt – das ist das Pech mit den fünf Minuten Redezeit – nur einige Punkte aus dem Antrag anreißen. Ich hoffe, dass uns dieses Thema – die Frage, wie wir mit der Ressource Wasser hier in Nordrhein-Westfalen umgehen – gemeinsam am Herzen liegt und dass wir eine gute, intensive Beratung im Ausschuss führen werden. – Vielen Dank.
(Beifall von den GRÜNEN)

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