Norwich Rüße: „Wir brauchen die Beratung durch die Försterinnen und Förster vor Ort“

Antrag der Fraktion Bündnis 90/DIE GRÜNEN zur nachhaltigen Waldwirtschaft

Portrait Norwich Rüße

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Norwich Rüße (GRÜNE): Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Meine Fraktion stellt heute diesen Antrag zur Waldpolitik und zur Zukunft des Landesbetriebs Wald und Holz, weil wir der Meinung sind, dass wir die Debatte über dieses wichtige Thema, das für die Zukunft des Waldes in Nordrhein-Westfalen von hoher Bedeutung ist, hier im Landtag führen müssen.
Wir sind der Meinung, dass der Landesbetrieb ein wichtiger Baustein in Nordrhein-Westfalen ist, um unsere Wälder auch in Zukunft gut nutzen zu können, nachhaltig aufzustellen und auch Fragen wie Klimawandel und Waldnutzung bewältigen zu können.
Liebe Kolleginnen und Kollegen, in Nordrhein-Westfalen haben wir grundsätzlich eine andere Waldbesitzerstruktur als in anderen Bundesländern. Im Ausschuss haben wir es auch schon manchmal diskutiert; wir wissen das. Wir haben vergleichsweise wenig Staatswald, wir haben wenig Wald in Kommunalbesitz, wir haben auch wenig privaten Großwald. Wir haben einen sehr hohen Anteil an sogenanntem Bauernwald- und Kleinwaldbesitz. Es ist für eine Landespolitik eine große Herausforderung, diesen Wald vernünftig betreut und im Sinne der Landeswaldpolitik aktiviert zu bekommen.
Wir wissen, dass viele der Kleinwaldbesitzer den Wald eher passiv und teilweise gar nicht nutzen. Wir haben immer das Problem, aus diesem großen Kleinwaldbesitz die Holzvorräte zu gewinnen, die wir ernten wollen und die als nachhaltiger Rohstoff genutzt werden sollen.
Wir brauchen eine Aktivierung dieser Wälder. Diese ist in der Vergangenheit gerade durch die Förster des Landesbetriebs immer hervorragend geleistet worden. Wir brauchen die Beratung durch die Försterinnen und Förster vor Ort. Es gibt Schätzungen, wonach etwa ein Drittel der Holzeinschläge, die wir im Wald in Nordrhein-Westfalen haben, von den Förstern des Landesbetriebs angeregt werden. Sie gehen auf Waldbesitzer zu und sagen: Hör mal, ich sehe, in deinem Wald ist der Holzzuwachs da. Jetzt müssen wir da herangehen. Mach‘ das mal; da muss Einschlag passieren. – Ich glaube, wir alle wollen das. Wir wollen den nachhaltigen Rohstoff Holz nutzen. Von daher können wir das alle gemeinsam nur positiv sehen.
(Beifall von den GRÜNEN)
Wir wissen, durch die Einheitsforstverwaltung hat der Förster zum einen hoheitliche Aufgaben, zum anderen übernimmt er die Beratung und Betreuung der Waldbesitzer und bündelt zurzeit eben auch noch den Holzverkauf für die Waldbesitzer. Dieser Förster ist in hohem Maße eine Vertrauensperson. Ich glaube, es gibt nur wenige staatliche Beschäftigte, die einen so hohen Vertrauensvorschuss vor Ort haben wie gerade die Försterinnen und Förster.
Unsere Förster besitzen vor Ort die notwendigen Kenntnisse. Sie sind langjährig am Ort ansässig. Sie haben dort ihren Dienstsitz. Sie kennen die Wälder. Sie wissen, wann man das Holz aus Wäldern holen kann, wo man den Wald befahren kann usw. Sie haben die notwendigen Fachkenntnisse, um auch den anstehenden Umbau der Wälder zu bewältigen. Den Klimawandel habe ich eben schon genannt.
Ich will zwei Beispiele erwähnen, an denen wir sehen konnten, wie gut diese Betreuung in den letzten Jahren funktionierte: Wir hatten eine Debatte über dramatisch überhöhte Wildbestände im Revier Kleinenberg. Wir hatten auch eine Debatte rund um die Weihnachtsbaumkulturen im Sauerland. In beiden Fällen gab es einen lokalen Konflikt um die Thematik. Die Förster vor Ort waren Mediatoren und haben den Prozess moderiert. Sie waren an der Stelle wichtig.
Wir sind der Meinung, dass es gilt, diese besondere Rolle, die Förster an der Stelle haben, in die Zukunft zu tragen. Wir wollen, dass sie auch zukünftig diese Beratungsleistung erbringen können und nicht nur rein hoheitlich tätig sind. Ich glaube, dann würden wir vor Ort etwa verlieren.
Gefährdet ist das Ganze durch das Kartellrechtsverfahren. Das wissen wir durch die Debatte im Ausschuss. Es gibt schon seit einigen Jahren einen Schwebezustand. Dieser schwebt wie ein Damoklesschwert sowohl über die Waldbesitzer, die sich fragen, wie es mit der Holzvermarktung weitergeht, als auch über die Beschäftigten im Landesbetrieb, die sich fragen: Wie werden wir weiter beschäftigt? Wo wird unser Arbeitsplatz sein? Wie können wir die Struktur erhalten und gewährleisten?
(Beifall von Monika Düker [GRÜNE])
Es ist deshalb auch wichtig, dass wir diese Debatte hier im Landtag führen, um mehr Öffentlichkeit in dieser Frage herzustellen. Die Entscheidungen stehen an. Ich halte es auch für wichtig, dass der Landesbetrieb und die Mitarbeiterschaft noch intensiver in diesen Prozess eingebunden werden.
Wir wollen das jetzt mit diesem Antrag ändern. Dabei geht es ausdrücklich nicht um parteipolitische Profilierung. Es geht darum, diese Debatte gemeinsam miteinander zu führen, und darum, wie wir es hinbekommen, gemeinsam die Zukunft des Landesbetriebs gut aufzustellen und eine gute Zukunft gewährleisten.
Ich würde mich freuen, wenn wir im Ausschuss gemeinsam zielgerichtet diskutieren. Besonders würde ich mich freuen, wenn wir am Ende noch einen gemeinsamen Antrag in dieser Sache hinbekämen. – Vielen Dank.
(Beifall von den GRÜNEN) 

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