Norwich Rüße: „Schafbeweidung zu ermöglichen sorgt auch für Vielfalt“

Antrag der GRÜNEN im Landtag zur Schafhaltung

Portrait Norwich Rüße

###NEWS_VIDEO_1###
Norwich Rüße (GRÜNE): Sehr geehrter Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Die Schäferinnen und Schäfer in Nordrhein-Westfalen verdienen die Unterstützung unseres Parlaments. Das haben wir 2014 schon einmal mit einem Antrag klargemacht, und das wollen wir heute noch einmal klarmachen. Sie verdienen deshalb unsere Unterstützung, weil Schäferei einen wichtigen Beitrag zum Artenschutz leistet, weil sie die Tiere gut halten. Wenn man draußen Schafe sieht, ist das immer ein schöner Anblick.
Ein weiterer Aspekt ist gerade hier vor Ort nicht unwichtig: Mit der Schafbeweidung werden auch die Deiche gesichert. Insofern ist das auch ein Beitrag zum Hochwasserschutz.
Wir alle haben dieses Thema 2014 aufgegriffen und haben gesagt, dass wir etwas tun müssen, weil die Schafhaltung in ihrer Existenz bedroht ist. Wir wissen, dass seit 2000 die Hälfte der Schafe aus Nordrhein-Westfalen verschwunden ist. Viele schafhaltende Betriebe haben aufgegeben. Diese Entwicklung kann uns gemeinsam nicht ruhen lassen.
Wir wollen die Schafhaltung, weil sie über die Beweidung einen hohen Beitrag für die Artenvielfalt leistet. Beweidung ist nachgewiesenermaßen der beste Beitrag, um Grünland artenreich zu gestalten, um Vielfalt in der Natur herzustellen. Deshalb ist Schafhaltung ein wichtiger Punkt. Dummerweise bekommen die Schafhalter genau das in der Regel nicht über den Markt bezahlt. Daher brauchen sie unsere Unterstützung.
Wir haben in den letzten Wochen und Monaten immer wieder über das Insektensterben diskutiert und die Frage gestellt, was man denn gegen das Insektensterben tun kann. Alle zusammen haben wir gesagt: Wir wollen da etwas machen; wir müssen die Insektenvielfalt erhalten. – Dies ist eine Möglichkeit, um ganz konkret etwas zu tun, indem wir Schafbeweidung ermöglichen; denn das sorgt auch für Vielfalt.
(Beifall von den GRÜNEN)
Meine Damen und Herren, wer sich mit Schäferinnen und Schäfern über die Probleme unterhält, die es in den Betrieben gibt, erfährt sehr schnell, dass sich viele Betriebe fragen: Wie geht es denn weiter? Wer übernimmt denn unseren Betrieb? – Das ist eine Debatte, die wir in der Landwirtschaft insgesamt führen, aber in der Schafhaltung in noch einmal gesteigerter Form. Wenn wir da keine neuen Perspektiven aufzeigen, werden wir es nicht schaffen, junge Menschen dafür zu begeistern, dass sie diesen Beruf ergreifen – oder wenigstens Schafhaltung im Nebenerwerb betreiben. Auch das kann ja ein Weg sein.
Ein wichtiger Einschnitt war die Agrarreform 2003. Darum kreist ja unser Antrag. Damals haben wir alle zusammen beschlossen, dass wir die Prämien entkoppeln wollen. Für die Schafhalter hieß das, dass die Prämien von den einzelnen Tieren weggenommen und insgesamt auf die Fläche umgelegt werden. Das war vielleicht noch für diejenigen Schafhalter in Ordnung, die in großem Stil über Fläche verfügten. Da gibt es natürlich immer auch ein paar Gewinner. Aber die Mehrheit der Schafhalter hat ganz klar verloren; denn viele Schafhalter verfügen nur über sehr wenig oder gar keine Fläche. In diesem Moment haben sie bei der europäischen Agrarreform einfach verloren und müssen seitdem auf diese Gelder verzichten.
Wir möchten deshalb, dass wir an dieser einen Stelle – wir halten die Entkopplung insgesamt nach wie vor für richtig; das war insgesamt ein richtiger Schritt, aber wir sind der Meinung, dass gerade im Punkt Schafhaltung der Schritt falsch war, weil wir da diese besondere Konstellation haben – einen anderen Weg gehen, und zwar den Weg, den mittlerweile 22 europäische Länder gehen, und die Prämie wieder an die Tierhaltung koppeln. Das möchten wir mit einer Weidetierprämie machen. Wir möchten, dass wir dieses Signal aus dem Landtag heraus senden und sagen: Wir als Landtag von Nordrhein-Westfalen möchten die Schafhalterinnen und Schafhalter an der Stelle unterstützen. Wir wollen, dass wieder tierbezogene Prämien möglich sind, um den Betrieben die Existenz abzusichern.
(Beifall von den GRÜNEN)
An der Stelle will ich auch noch einmal klar sagen: Wenn sich die deutsche Bundesregierung hier weigert, dann kann ich das nicht nachvollziehen. Wir haben diese Debatte intensiv geführt. Wenn es 22 andere Länder können, dann muss man sich als Bundesregierung doch mal überlegen, wer denn da falsch unterwegs ist. Das ist die Frage des Geisterfahrers. Wenn mir alle anderen entgegenkommen, dann bin ich vielleicht derjenige, der in die falsche Richtung fährt.
Deshalb fordern wir ganz klar die Einführung der Weidetierprämie. Wir finden, dass es ein Dankeschön an die Schäferinnen und Schäfer wert ist, dass sie sich mit der Petition auch so bemerkbar gemacht haben. Das ist Engagement. Ich finde es klasse, dass das so möglich war. Über 140.000 Unterschriften für eine Onlinepetition für Schafhaltung
(Beifall von den GRÜNEN)
ist beachtlich und zeigt, dass den Menschen hier in Nordrhein-Westfalen und in Deutschland eine Menge an der Schafhaltung liegt.
Ich freue mich auf die Debatte im Ausschuss mit Ihnen zusammen und würde mich am Ende freuen, wenn wir da doch noch etwas Gemeinsames hinkriegen würden. – Vielen Dank.

Mehr zum Thema

Landwirtschaft, Tierschutz