Norwich Rüße: „Ich wünsche mir aber, dass wir diese Einsätze immer wieder überdenken“

Antrag der Fraktionen von CDU und FDP uzu den Invictus-Games

Portrait Norwich Rüße

Norwich Rüße (GRÜNE): Vielen Dank. – Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Lieber Herr Nettekoven, das, was Sie eben geschildert haben, war sehr persönlich, und es hat mich auch schwer beeindruckt. Es hat mich ein bisschen daran erinnert, dass aus unserem Bild — ich bin jetzt 53 Jahre alt – die Kriegsversehrten weitestgehend verschwunden sind. Ich kann mich aber daran erinnern, als ich selbst ein kleiner Junge war, dass ich auch Bauern kannte, denen ein Arm fehlte, die sich wirklich bei der Arbeit gequält haben, um das leisten zu können, was zu leisten war, Männern, denen ein Bein fehlte, wo man tatsächlich in vielen Gesichtern der Betroffenen sah, wie viele Schmerzen dahinter steckten. Es ist ja nicht nur so, dass man Dinge nicht tun kann, sondern auch so, dass man tatsächlich körperliche Schmerzen und dazu die Erfahrung hat, traumatisiert zu sein.
Die seelische Verwundung gehört auch dazu.
Weil wir in diesen Tagen wieder an der Schwelle zu einem Krieg stehen – ich glaube, das kann man so sagen –, sollten wir noch einmal sagen, wie wichtig es uns als Grüne ist – wir haben uns immer schwergetan mit Einsätzen der Bundeswehr im Ausland –, dass, wenn wir solche Einsätze fahren und unsere Soldatinnen und Soldaten in Auslandseinsätze geben, wir uns immer klarmachen, dass sie an der Stelle ihr Bestes, ihre körperliche Unversehrtheit, vielleicht sogar ihr Leben, geben. Wir haben deshalb eine Pflicht, jeden Einsatz wirklich abzuwägen, nicht politischen – ich sage es mal – Hasardeuren, wie es der amerikanische Präsident für mich ein Stück weit ist – für mich ist das an der Stelle ein Spieler –, hinterherlaufen und nicht unnötig das Leben unserer Soldatinnen und Soldaten zu gefährden.
(Beifall von den GRÜNEN, der CDU, der SPD und der FDP)
Ich will aufgreifen, dass diese Spiele tatsächlich Anerkennung für die Betroffenen sein können, dass tatsächlich die Gesellschaft, der Staat den Betroffenen Respekt und Anerkennung zurückgibt, indem er das ermöglicht. Für die Betroffenen ist es auch eine Möglichkeit – Herr Nettekoven, Sie haben das schön beschrieben –, wieder ins Leben zurückzufinden. Sport macht Mut. Wenn man vorher ein sportlicher Mensch war, dann ist es auf alle Fälle ein guter Weg, um wieder mit all den Beeinträchtigungen, die man hat, ein gutes Leben führen zu können. Sport ist an der Stelle im doppelten Sinne Rehabilitation für die Betroffenen, und zwar im körperlichen Sinne, aber auch stark im seelischen Bereich.
Deshalb werden wir als Grüne diesem Antrag natürlich zustimmen, weil wir es gut finden. Wir finden, dass die Koalitionsfraktionen da einen guten Impuls setzen. Wir würden uns als Grüne auch freuen, wenn diese Spiele nach Nordrhein-Westfalen, nach Düsseldorf kommen wür- den.
(Beifall von den GRÜNEN, der CDU, der SPD und der FDP)
Ich wünsche mir aber, dass wir diese Einsätze immer wieder überdenken und nachdenklich sind, dass wir sie möglichst nicht brauchen. – Vielen Dank.
(Beifall von den GRÜNEN, der CDU, der SPD und der FDP)