Norwich Rüße: „Es geht darum, ein Angebot zu machen“

Antrag der GRÜNEN im Landtag zur Rettung der Wälder

Portrait Norwich Rüße

Norwich Rüße (GRÜNE): Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Über die Krise des Waldes zu reden, hat in der Tat immer wieder Sinn; sie beschäftigt uns schon seit etwas längerer Zeit.
Seit mittlerweile drei Jahren erleben wir einen Dürresommer nach dem anderen, ein Dürrejahr nach dem anderen; die Niederschläge fehlen.
All diejenigen von uns – das werden viele gemacht haben; wir haben es als Fraktion gemacht –, die sich die Schadbilder im Wald angesehen haben, werden feststellen, dass dieser Wald gefährdet ist, dass wir massive großflächige Ausfälle haben und uns tatsächlich von einzelnen Baumarten werden verabschieden müssen.
Klar ist auch, dass Tatsache ist, was viele nicht wahrhaben wollten, dass wir nämlich einen Wandel des Klimas haben, auf den sich der Wald einstellen muss und bei dem wir als Politik dem Wald sowie den Waldbesitzerinnen und Waldbesitzern helfen müssen, um das zu schaffen.
Wir haben auch viel über den Borkenkäfer diskutiert. Das sind die aktuellen Krisen, die auf die dahinter liegende Krise, die Klimakrise des Waldes, kommen. Es kommt nun darauf an, diese Klimakrise im Wald zu bewältigen.
Ich glaube, dass die Landesregierung – Frau Ministerin, diesen Vorwurf kann ich Ihnen nicht ersparen – an einigen Stellen falsche Signale gesetzt hat. Wir haben dazu eine Kleine Anfrage gestellt.
Es treibt mich schon um, dass ein Waldbesitzer im Sauerland einen Buchenwald per Kahlschlag nach und nach weghaut und mit Fichten wieder aufforstet. Sie betonen immer sehr das Kooperationsprinzip, und ich bin auch gar nicht dagegen, aber dieses Beispiel zeigt, wo Grenzen sind.
Das Angebot ist nicht falsch, aber etwas mehr Druck an der Stelle täte gut. Ich finde, dass Sie der Fichte in der Waldbaustrategie etwas zu viel Platz eingeräumt haben. Wir sagen als Grüne nicht, dass die Fichte gar keine Zukunft hat, aber sie kann nur noch stellenweise eine kleine Zukunft haben. Sie ist nicht mehr der Baum der Zukunft.
Äußerungen wie „Ökosystemleistungsgedöns“ finde ich bedenklich. Herr Diekhoff, ich weiß nicht, ob das der richtige Begriff ist.
Das Gleiche gilt für den Vorwurf, den Herr Ritter gemacht hat, dass Wortungetüme geschaffen würden. Das sehe ich überhaupt nicht so. Eine „naturnahe Dauerwaldbewirtschaftung“ ist kein Wortungetüm, sondern die Perspektive der Zukunft. Wir müssen die Waldbäuerinnen und Waldbauern darin unterstützen, genau das zu erreichen.
Dazu gehört unter anderem auch – das ist der zweite Vorwurf in Richtung Landesregierung – die Jagd, die Sie 2017 direkt angepackt haben. Wir haben, finde ich, eine gute Spur gelegt, um endlich zu mehr Bejagung zu kommen.
Im Rahmen der Afrikanischen Schweinepest sind Sie ja auch dafür, dass die Wildschweinbejagung intensiviert wird. Wir sind der Meinung, dass eine intensive Bejagung auch zum Schutz des Waldes notwendig wäre.
Viele Experten sagen, dass die Pflanzung von Bäumen weniger Sinn hat als das Keimen. Vor dem Hintergrund müssen wir die jungen Pflanzen aber auch vor Verbiss schützen; hier müssen wir mehr tun.
Ich kann nur sagen: Packen Sie das Jagdgesetz noch einmal an, Frau Ministerin, und korrigieren Sie die Fehler, die Sie an der Stelle gemacht haben.
(Beifall von den GRÜNEN)
Den Wald-Wild-Konflikt müssen Sie lösen, Frau Heinen-Esser, denn sonst schaffen wir es nicht, den Wald vernünftig umzubauen.
Zur Holzvermarktung hat bereits die Kollegin Watermann-Krass einiges gesagt. Man hat manchmal das Gefühl, bei verschiedenen Anhörungen gewesen zu sein.
Es gibt schon noch einiges, was holpert und stolpert. Die Umsetzung ist längst nicht so unproblematisch, wie Herr Diekhoff uns das hier glauben machen wollte; da höre ich doch massive Klagen aus der Forstverwaltung vor Ort, von der es heißt: Wir bekommen das nicht bewältigt. – Die Waldbesitzer sind enttäuscht, dass es nicht so läuft, wie es laufen sollte.
Am heißesten diskutiert wird unsere Forderung nach einem Waldfonds. Die FDP hat hier anscheinend Enteignungsfantasien, aber darum geht es überhaupt nicht.
Es geht darum, ein Angebot zu machen. Wir haben viel Kleinprivatwaldbesitz. Wir haben Waldbesitz, von dem die Förster sagen, die Eigentümer wüssten gar nicht mehr, wo genau ihr Wald sei. Die leben längst in der Stadt und haben ein geerbtes Waldstück.
An solchen Stellen ist es doch gut, wenn wir dem Landesbetrieb die Möglichkeit verschaffen würden, über einen Waldfonds Flächen aufzukaufen, wenn die Besitzer das wollen. Wer sein Eigentum nicht verkaufen will, den zwingen wir doch nicht dazu, aber an der Stelle ein Angebot zu machen, wäre doch richtig.
(Das Ende der Redezeit wird angezeigt.)
Wir halten den Waldfonds nach wie vor für eine gute Möglichkeit, mehr für den Wald zu tun und ihn schneller umzubauen und aufzubauen. Ich glaube, dass wir mit unserem Antrag viele Punkte vorgetragen haben die uns weiterhelfen können. Ich bitte um Zustimmung. – Vielen Dank.
(Beifall von den GRÜNEN)