Norwich Rüße: „Der Umbau Richtung Mischwald wird kommen“

Antrag der Fraktionen von CDU und FDP zum Landesforstgesetz

Portrait Norwich Rüße

Norwich Rüße (GRÜNE): Vielen Dank, Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Bei diesem Thema kann ich es ja ein bisschen ruhiger machen.
(Ursula Heinen-Esser, Ministerin für Umwelt, Landwirtschaft, Natur- und Verbraucherschutz: Das ist eine gute Idee!)
–  Das freut auch die Ministerin. – Es ist schon einiges zur Situation des Waldes gesagt worden. Herr Deppe hat sie noch einmal umfangreich beschrieben. Wir haben es tatsächlich im Ausschuss und hier im Plenarsaal immer wieder diskutiert. Daher brauche ich auch nicht viel dazu zu sagen.
Ihren Antrag – das nehme ich vorweg – werden wir mittragen und unterstützen. Wir hätten ihn selbst allerdings etwas anders geschrieben.
An einer Stelle beschreiben Sie – das taucht auch bei den Feststellungen auf –, dass der Wald unter dem Klimawandel und den Borkenkäfern gelitten hat. Zur Ehrlichkeit und zur Wahrheit gehört doch dazu, dass wir auch einmal zugeben: Er hat vor allem da gelitten, wo wir Menschen waldbauliche Fehler gemacht haben.
(Ursula Heinen-Esser, Ministerin für Umwelt, Landwirtschaft, Natur- und Verbraucherschutz: Ja!)
Das müssen wir einfach so attestieren. (Zuruf von Rainer Deppe [CDU])
–  Ja, Herr Deppe, Sie sind sich da nicht so sicher.
Ich glaube, dass man sich da sicher sein kann. Schauen Sie sich auf den Waldschadensbildern an, wo wir großflächige Schäden haben. Das ist dort der Fall, wo es Fichtenkulturen in ganz großem Stil gibt. Daran werden wir herangehen müssen. Das ist unser gemeinsames Ziel. Es steht auch im Waldbaukonzept drin. Der Umbau Richtung Mischwald wird kommen. An dieser Stelle sind wir uns auch einig.
Ich finde es wichtig, zu sagen, dass wir als Menschen eingegriffen und Fehler gemacht haben. Denn jetzt stehen wir wieder vor der Frage, was wir konkret machen können. Deshalb finde ich den Punkt in Ihrem Antrag, bei dem es darum geht, das Ganze noch einmal zu schieben, um den Druck herauszunehmen und Zeit zu gewinnen, gut. Alle Waldbauern und Waldbäuerinnen, aber auch wir als Politikerinnen und Politiker müssen noch einmal genau überlegen, was der richtige Weg ist.
Nun komme ich zu Ihnen, Herr Diekhoff. Ja, über Küstentanne, Douglasie, Zeder usw. können wir reden; gar keine Frage. Aber beim Waldbauernverband weiß man genau, dass man zwar im Einzelfall einen kleinen Drubbel Weißtannen hineinsetzen kann, dass das aber nicht die große Lösung ist.
Ich finde es allerdings etwas bedenklich, dass der Grundbesitzerverband erklärt hat, es müsse auch in künftigen Wäldern deutlich mehr Nadelbaumeinsatz möglich sein. Freiherr von Elverfeldt sollte noch einmal darüber nachdenken, ob das, was er da gesagt hat, wirklich unserem gemeinsamen Ziel dienlich ist.
Es wird ja immer argumentiert, am Ende stehe der Holzeinkäufer, der doch Nadelholz haben wolle. In der Rheinterrasse gab es die Veranstaltung „Wald in Klimastress“. Diese Veranstaltung fand ich super; sie war wirklich gut. Professor Dederich hat dort über Bauen mit Holz gesprochen und Vergleiche zur Schweiz gezogen. Er hat uns ein Haus aus Erle oder Esche ich bin mir nicht mehr sicher – vorgestellt und gesagt, dass man dieses Haus in Deutschland nicht bauen könne, weil hier im Baubereich von den Laubholzarten nur Buche und Eiche zugelassen seien; für alles andere brauche man aufwendige Sondergenehmigungen.
Ich finde, es ist an der Zeit, daran heranzugehen. Das muss sich deutlich ändern. Selbstverständlich kann man im Baubereich auch andere Laubholzarten nutzen. Auf diese Art und Weise muss man die Nachfrage nach Laubholz stärken, damit Nadelholz etwas weniger nachgefragt wird. Diese Aufgabe haben wir hier.
Herr Deppe, Sie wohnen näher als ich am Arboretum Wuppertal. Dort kann man sehen, wie die verschiedenen Bäume – sie stehen ja da – die zwei Jahre Dürre überstanden haben.
Frau Peill, ich fände es eine super Idee, wenn wir als Ausschuss einmal nach Brandenburg fahren würden. Wenn es ein Land mit Fichten- und Kiefernplantagen gab, war das die DDR. Aber es gibt dort die Stiftung August Bier. Dort hat man es anders gemacht. Das sind Mischwälder, die man sich anschauen kann. Es ist so ähnlich wie das Arboretum – ich finde sogar, noch ein wenig besser. Das ist ein sehr trockener Standort. In Brandenburg fallen maximal 500 oder 600 mm Niederschlag im Jahr. Wir könnten uns einmal anschauen, welche Bäume dort wachsen.
Vielleicht muss es ja gar nicht die Zeder oder die Douglasie sein. Möglicherweise gibt es in Brandenburg auch heimische Herkünfte, die schon seit langer Zeit mit 100, 200 oder 300 mm weniger Niederschlag auskommen müssen, als wir das hier in Westfalen und im Rheinland gewohnt sind.
Meines Erachtens lohnt es sich also, auch innerhalb Deutschlands genauer nach den Herkünften zu schauen und zu überlegen, welche Bäume wir perspektivisch einsetzen.
Zum Abschluss: Der Antrag ist gut. Ich habe schon angekündigt, dass wir ihm zustimmen werden. Wenn man jetzt die Zweijahresfrist auflöst, ist es aber wichtig, dass man sie nicht in Richtung Sankt-Nimmerleins-Tag auflöst. Das darf natürlich nicht dabei herauskommen. Man muss schon wissen, wo man am Schluss landen will. Irgendwann müssen die Fristen auch wieder greifen. Ich glaube aber, das ist uns allen miteinander klar. Wir stimmen also zu.
Ich bedanke mich bei Ihnen für die schönen Debatten in diesem Jahr und wünsche Ihnen allen ein gutes, gesegnetes Weihnachtsfest. Bis zum nächsten Jahr!
(Beifall von den GRÜNEN und Rainer Deppe [CDU])

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