Norika Creuzmann: „Mit der Einrichtung der Professur sollen diese Themenkomplexe in Theorie und Praxis gestärkt werden“

Zum Antrag der Fraktionen von CDU, SPD, FDP und GRÜNEN für eine Professur für Kinderschutz

Portrait Norika Creuzmann

Der Antrag „Kinderschutz in Theorie und Praxis stärken: Eine Professur für Kinderschutz und Kinderrechte in Nordrhein-Westfalen einrichten“

Norika Creuzmann (GRÜNE): Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr geehrte Damen und Herren! Liebe Kolleginnen und Kollegen der demokratischen Fraktionen! „Kinderschutz“, „Kindeswohl“ und „Kinderrechte“ sind Begriffe, die in diesem Hause häufig diskutiert werden.

Allerdings zeigt sich, dass es Abgeordnete gibt, die eben nicht begriffen haben, was hinter diesen Worten steckt. Es sind keine Worthülsen, die nach Belieben für menschenverachtende Aussagen als Brücke dienen, sondern diese Begriffe sind gesetzlich verankert und beschreiben, welchen Rahmen Kinder brauchen, um einen guten Start in dieses Leben zu haben, chancengerecht aufzuwachsen und gestärkt in ihre Zukunft zu gehen.

Fälle von Gewalt, vielfach auch sexualisierter Gewalt, gegen Kinder und Jugendliche machen sprachlos. Sie hinterlassen in mir und sicherlich auch in Ihnen jedes Mal ein stummes Entsetzen. Jedes Mal hege ich die vage Hoffnung, dass diese Schlagzeile die letzte war, die von unfassbarem Leid von Kindern und Jugendlichen kündet. Und doch weiß ich auch, dass es nur eine Frage der Zeit ist, wann wir wieder von einer neuen Facette übelsten Missbrauchs erfahren.

Es stellt sich immer die Frage: Warum konnte das passieren? Warum blieb es so lange unentdeckt? – Fehlendes Fachwissen über das Erkennen und Beurteilen von Gefährdungssituationen darf kein Grund sein.

Bei Anhörungen hier im Haus tauschen wir uns mit namhaften Expert*innen über die Vorfälle in all ihren Erscheinungsformen aus. Bei einem intensiven Austausch mit Wissenschaftler*innen aus dem Bereich stellen wir immer wieder fest, dass es Forschungslücken gibt. Zum Beispiel bei Peer-to-Peer-Gewalt, also bei sexuellen Übergriffen oder Gewalt unter Kindern und Jugendlichen, fehlen uns diese wissenschaftlich fundierten Erkenntnisse.

In meinem Berufsleben begleiteten mich viele Student*innen der Sozialen Arbeit. Manche von ihnen haben es geschafft, das Studium zu absolvieren, ohne einmal über Kindeswohl, Kinderschutz oder auch Kinderrechte zu sprechen. Einige Hochschulen haben das erkannt und sich auf den Weg gemacht, diese Themen zu implementieren, aber leider noch zu wenige.

Mit der Einrichtung der Professur sollen diese Themenkomplexe in Theorie und Praxis gestärkt werden. Gut ausgebildete Fachkräfte sind zwar kein Garant für einen hundertprozentigen Kinderschutz, aber eine wichtige Voraussetzung für einen guten und wirksamen Kinderschutz, und das ist im Interesse aller.

(Beifall von den GRÜNEN, der CDU, der SPD und der FDP)

Deswegen möchte ich auch an dieser Stelle betonen, wie wichtig es ist, dass wir als demokratische Fraktionen zusammenstehen und uns nicht auseinanderdividieren lassen. Wir stehen gemeinsam für den Kinderschutz in NRW. Das zeigt sich ein weiteres Mal in einem gemeinsamen Antrag.

(Beifall von den GRÜNEN, der CDU und der SPD)

Ich hoffe, dass in Zukunft in NRW niemand mehr aus dem Bereich der Frühpädagogik, der Kindheitswissenschaften und der Sozialen Arbeit ohne die entsprechende Expertise die Hochschule mit einem Bachelor- oder Masterabschluss verlässt.

Kinder sind zweifellos unsere Zukunft, und wir sind verpflichtet, sicherzustellen, dass sie in einer Umgebung aufwachsen, die ihre körperliche, geistige und emotionale Gesundheit fördert. Um dies zu erreichen, müssen wir die Ursachen von Kindesmisshandlung, Vernachlässigung und anderen Formen des Leidens verstehen, um sie effektiv bekämpfen zu können.

Der Kinderschutz erfordert eine multidisziplinäre Herangehensweise, bei der Forscher*innen, Praktiker*innen und die Gesellschaft als Ganzes zusammenarbeiten. Wir müssen unsere Anstrengungen verstärken, um die Ursachen von Kindesmisshandlung zu verstehen und fundierte Maßnahmen zu Prävention und Intervention zu entwickeln.

Liebe Kolleginnen und Kollegen, eines liegt mir ganz besonders am Herzen: Wir müssen nicht nur das Leiden von Kindern verringern, sondern auch eine Gesellschaft schaffen, in der jedes Kind sicher, geschützt und geliebt aufwachsen kann. – Danke.

(Beifall von den GRÜNEN, der CDU, der SPD und der FDP)

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