Norika Creuzmann: „Es ist unsere Verantwortung als Gesellschaft, dafür zu sorgen, dass Kinder mit Behinderungen nicht im Schatten stehen“

Zum Antrag der Fraktionen von CDU und Grünen im Landtag zum Schutz von Kindern mit Behinderungen

Portrait Norika Creuzmann

Der Antrag „Kinder und Jugendliche mit Behinderungen beim Kinderschutz stärker mitdenken und besser schützen“

Norika Creuzmann (GRÜNE): Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr geehrte Damen und Herren! Liebe Kolleginnen und Kollegen der demokratischen Fraktionen! Nächste Woche – Charlotte Quik hat es gerade schon erwähnt – findet am 20. September der Weltkindertag statt, hier im Landtag bereits am Sonntag. Heute sprechen wir über ein Thema, das die Grundlage unserer Gesellschaft betrifft, nämlich den Schutz unserer Kinderrechte.

Mit besonderem Fokus möchte ich auf eine Gruppe hinweisen, die allzu oft übersehen wird: Kinder mit Behinderungen. Sie verdienen nicht nur gleiche Rechte; sie haben ein besonderes Recht auf Schutz, das von uns allen anerkannt und unterstützt werden muss. Kinderrechte sind universell. Wenn wir über Kinderschutz reden, meinen wir selbstverständlich den Schutz aller Kinder und Jugendlichen.

Aber wir dürfen nicht vergessen, dass Kinder und Jugendliche mit Behinderungen in vielen Bereichen unseres Lebens besonders verletzlich sind. Sie sind viermal häufiger Opfer von Diskriminierung, von Ausgrenzung und auch von Gewalt. Diese erschreckenden Tatsachen machen deutlich: Es ist an der Zeit, entschlossener gerade auch für ihren Schutz einzutreten.

(Beifall von den GRÜNEN und der CDU)

Es ist von größter Wichtigkeit, das Thema „Kinderrechte“ für diese Gruppe in die Öffentlichkeit zu bringen, weil sie oft mehrfach benachteiligt werden. Sie stehen nicht nur vor den Herausforderungen, die jedes Kind erlebt, sondern müssen mit zusätzlichen Barrieren kämpfen, die durch gesellschaftliche Vorurteile, mangelnde Zugänglichkeit und unzureichende Unterstützungssysteme entstehen.

Wenn wir über Kinder und Jugendliche mit Behinderungen sprechen, dann tun wir so, als wäre diese Gruppe homogen. Dabei sammeln wir unter der Bezeichnung „mit Behinderungen“ verschiedenste Merkmale von Kindern und Jugendlichen unter einem Hut. Ein Kind, das eine Sehbehinderung hat, hat andere Bedarfe als Jugendliche mit einer geistigen Behinderung, die sich vielleicht nicht mitteilen können. Das Risiko ist ein anderes, und auch die Unterstützungsangebote müssen möglicherweise andere sein.

Unser Wissen in diesem Themenbereich beruht auf Erkenntnissen des Hellfelds. Daher braucht es noch eine tiefergehende Beobachtung, um fundiertere Grundlagen zu gewinnen.

Indem wir den Fokus auf Kinder und Jugendliche mit Behinderungen legen, setzen wir ein starkes Zeichen für Inklusion und Chancengleichheit. Sie haben das gleiche Recht auf Bildung, Gesundheit, Schutz und eine liebevolle Umgebung wie jedes andere Kind.

(Beifall von den GRÜNEN und der CDU)

Um diese Rechte zu verwirklichen, müssen wir sicherstellen, dass ihre spezifischen Bedürfnisse berücksichtigt werden und sie nicht übersehen werden oder gar ausgeschlossen sind. Deswegen ist uns ein besonderes Anliegen, dass Schutzkonzepte explizit auch Kinder und Jugendliche mit Behinderungen berücksichtigen.

Einige von uns sprechen eine zweite oder sogar eine dritte Sprache. Aber wie viele von uns beherrschen eigentlich Gebärdensprache? Wieso lernen wir nicht schon in der Grundschule Gebärdensprache?

Wir müssen gesamtgesellschaftlich die Sensibilität erhöhen und Inklusion leben. Das bedeutet auch, dass unsere Einrichtungen Inklusion leben und physische Barrieren abbauen, dass Fachkräfte geschult sind und Kindern die Worte geben, die sie brauchen, um über ihre Erlebnisse berichten zu können.

Es ist unsere Verantwortung als Gesellschaft, dafür zu sorgen, dass Kinder mit Behinderungen nicht im Schatten stehen. Sie verdienen die gleichen Möglichkeiten, ihr Potenzial zu entfalten und an allen Aspekten des Lebens teilzunehmen.

Wenn wir Kinderschutz und Kinderrechte in die Öffentlichkeit bringen und uns speziell für Kinder mit Behinderungen einsetzen, schaffen wir eine inklusive Zukunft, in der jedes Kind unabhängig von seinen Fähigkeiten gehört, gesehen und wertgeschätzt wird. Nur so können wir eine Welt schaffen, die allen Kindern gerecht wird. – Danke schön.

(Beifall von den GRÜNEN und der CDU)