Mehrdad Mostofizadeh: „An Ihrem Antrag ist nichts Falsches, aber auch nicht viel Richtiges“

Zum Antrag der Fraktionen von CDU und FDP für einen digitalen Berufswahlpass

Mehrdad Mostofizadeh

Mehrdad Mostofizadeh (GRÜNE): Frau Präsidentin! Werte Kolleginnen und Kollegen! Das ist wieder einer dieser Anträge, bei denen ich normalerweise den Gesundheitsminister frage – diesmal frage ich es halt die Schulministerin –: Was würde passieren, wenn dieser Antrag nicht gestellt worden wäre?

(Heiterkeit von den Grünen und der SPD – Zuruf von der SPD: Das Ende der Welt wäre da! – Zuruf von Martina Hannen [FDP])

Liebe Kolleginnen und Kollegen, die Kollegin von der SPD hat schon ausgeführt, dass 2013 der Berufswahlpass in Nordrhein-Westfalen eingeführt worden ist und dass er eine gewisse Entwicklung genommen hat. Man könnte sich fragen: Was sind die großen Herausforderungen, die jetzt anstehen? – Hierzu hat die Kollegin einige Aspekte angesprochen.

Frau Hannen, einen Punkt würde ich durchaus zugestehen. Die Digitalisierung ist selbstverständlich auch sinnvoll. Was aber ist dieses Jahr in Zeiten von Corona das große Problem? – Es ist nicht die Digitalisierung des Berufswahlpasses, sondern, dass Einführungsveranstaltungen nicht stattfinden können, dass Praktika nicht stattfinden können und dass wir keine Möglichkeiten haben, den jungen Leuten praktische Erfahrungen zu ermöglichen. Es fällt also alles das weg, was in diesem Berufswahlpass abgebildet und erlebbar werden soll.

Wir haben die Rückmeldung – gerade auch in unserem Bereich, im Arbeitsbereich –, dass das Matching zwischen den verschiedenen Institutionen nicht stattfinden kann. Und was machen Sie? – Sie stellen einen Prüfauftrag an Ihr eigenes Ministerium, Frau Kollegin.

(Zurufe von Martina Hannen [FDP] und Josefine Paul [GRÜNE])

Ist das die Antwort der Landesregierung auf die Frage, wie die Qualifizierung und Ausbildung in Nordrhein-Westfalen weitergehen soll? – Ich hoffe nicht.

(Beifall von Josefine Paul [GRÜNE] – Zurufe von Martina Hannen [FDP] und Josefine Paul [GRÜNE])

Ich will hier gar nichts madig machen oder schlechtreden. Der Berufswahlpass ist eine gute Einrichtung. Aber die Ministerin und auch Sie als Koalition bleiben ganz viele Antworten schuldig. Sie haben hier lediglich einen Punkt angesprochen, der im Prozess – das sei auch einmal gesagt – politisch durchaus von hoher Brisanz ist. Es war ja unter anderem die Lobby der Gymnasien, die davon ausgegangen ist, dass wir gar keinen Anschluss an die berufsbildenden Zweige brauchen, da die Schüler sowieso alle Abitur machen.

Ich kann Ihnen nur sagen: Wir Grüne – anders als Sie es immer propagieren – halten eine praktische Ausbildung für genauso wertvoll wie eine akademische. Deswegen würden wir es sehr begrüßen, wenn der Berufswahlpass eine integrierte Angelegenheit wäre.

An Ihrem Antrag ist nichts Falsches, aber auch nicht viel Richtiges. Er schadet nichts und nutzt nichts. Deswegen enthalten wir uns. – Herzlichen Dank.

(Beifall von den GRÜNEN, Jochen Ott [SPD] und Carina Gödecke [SPD])

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