Matthi Bolte-Richter: „Atomkraft ist nicht klimaneutral“

Antrag der "AfD"-Fraktion zur Kerntechnologie

Matthi Bolte-Richter (GRÜNE): Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen, liebe Kollegen! Wir haben bereits heute Morgen und auch jetzt wieder einen ziemlich knuffigen Überbietungswettbewerb erlebt, wer eigentlich der Grünste im Land ist.
Lieber Rainer Matheisen, dass die FDP schon immer gegen Atomkraft war und Nordrhein-Westfalen ein Hort der Gegnerschaft der Atomenergie war und ist, das müssten Sie mal mit Herrn Brockes besprechen; dann ist diese Wahrnehmung vermutlich vom Tisch.
(Beifall von den GRÜNEN und der AfD)
Genauso absurd ist der Antrag der AfD. Was ist eigentlich an der immer wieder vorgetragenen Mär einer angeblich klimafreundlichen Atomkraft dran? – Dazu muss man sich einfach mal die Zahlen angucken.
Um die Erderhitzung auf 2 Grad zu begrenzen, müssten die weltweiten CO2-Emissionen bis 2050 von heute 37 Milliarden t auf unter 5 Milliarden t sinken.
Das Wuppertal Institut hat dazu ein Szenario entwickelt, was das bedeuten würde: Das würde bedeuten, dass wir 1.000 neue Atomkraftwerke bräuchten und selbst dann nur einen Anteil von 5 % der Atomkraft erreichen würden. Die Szenarien, die Sie hier vortragen, sind völlig grotesk.
(Beifall von den GRÜNEN)
Atomkraft ist nicht klimaneutral. Der Abbau, das Zermahlen, das Aufbereiten und Umwandeln von Uran zu Reaktorbrennstoff verursachen Emissionen, die Behandlung und Lagerung der Abfälle verursachen Emissionen, der Abriss der AKW und die Renaturierung ohnehin, mal ganz zu schweigen von den völlig unmenschlichen Abbaubedingungen in den Uranfördergebieten.
Atomkraft ist ebenso extrem gefährlich und extrem teuer. Das gilt übrigens, wenn man sich diesen Antrag einmal anschaut …
Vizepräsidentin Carina Gödecke: Herr Kollege Bolte-Richter, darf ich Sie einmal unterbrechen? Herr Dr. Blex aus der AfD-Fraktion würde Ihnen gerne eine Zwischenfrage stellen.
Matthi Bolte-Richter (GRÜNE): Nein, die möchte ich nicht zulassen; ich möchte gerne weiter ausführen.
Atomkraft ist und bleibt extrem gefährlich und teuer. Das sieht man schon, wenn man sich den in Ihrem Antrag viel gepriesenen THTR in Hamm-Uentrop anguckt, eine wirklich beeindruckende Bilanz: 423 Tage in Volllastbetrieb und in dieser Zeit über 120 meldepflichtige Ereignisse.
Man sieht, was wir davon zu erwarten haben, was die AfD hier unter Technologie preist. Dieser Antrag voller Stuss kriegt ein Gedicht zum Jahresschluss:
Apfel, Nuss und Mandelkern
essen fromme Kinder gern.
Doch des Kernes Energie,
diese mochten wir noch nie.
Wir wissen schon seit  Hoppenstedt:
Der Kraftwerksbau scheint erst mal nett,
doch irgendwann macht’s immer bumm,
und alle Kühe fallen um.
(Beifall von den GRÜNEN)
Des Atomes falsche Klimafreunde    
servieren uns nun viele Träume
von Strom und Power ohne Ende
– ganz ohne Energienwende.
Doch alles das ist grundverkehrt,
der Umstieg wurde nur erschwert.
Klimabilanz katastrophal,
Atommüllager überall.
Teuer wird er obendrein,
der Rückbau zur Wiese besenrein.
Neue Milliarden für Atomforschung,
deren Ziel bleibt vage Hoffnung.
Drum Finger weg vom Kraftwerkfeuer,
ist für die Erde viel zu teuer,
bringt nichts für Kegel, Kind und Klima,
nur Erneuerbare, die sind prima.
 (Beifall von den GRÜNEN und der SPD)
Meine Damen und Herren, ich wünsche Ihnen ein fröhliches und gesegnetes Weihnachtsfest. Ich hoffe, unter Ihrem Baum trägt jemand anderes etwas Erbaulicheres vor als Dicki Hoppenstedt.
(Beifall von den GRÜNEN und der SPD)