Lena Zingsheim-Zobel: „Wer Bildung will, der ermöglicht Chancen“

Zum Antrag der "AfD"-Fraktion zur "Prüfungssprache Deutsch"

Portrait Lena Zingsheim-Zobel

Lena Zingsheim-Zobel (GRÜNE): Sehr geehrte Frau Präsidentin! Liebe Damen und Herren! Ich frage mich wirklich, ob die AfD einfach nur Überschriften von Texten liest, sich dann intern ein bisschen empört und denkt: „Cool, wir stellen den nächsten Untergangsantrag“. Wieder einmal wird hier eine Scheinproblematik aufgebaut, die mit der Wirklichkeit ungefähr so viel zu tun hat wie AfD-Bildungspolitik mit echtem pädagogischen Sachverstand.

(Beifall von den GRÜNEN und der CDU)

Niemand will hier Mathematikarbeiten auf Schwedisch oder Chinesisch schreiben lassen.

(Dr. Christian Blex [AfD]: Habe ich auch nicht behauptet!)

Niemand will das Fach Deutsch abschaffen, und niemand plant Prüfungen in zehn verschiedenen Sprachen für jedes Fach. Das steht auch nirgends. Das behauptet nur die AfD, weil Empörung nun mal ihr Geschäftsmodell ist.

Anstatt zuzuhören, werden Fakten verdreht und daraus wieder ein ganz großer Aufschrei inszeniert. Anstatt den Text zu lesen, werden Schlagworte gebrüllt. Anstatt die Realität anzuerkennen und zur Kenntnis zu nehmen, bastelt man sich die nächste Fantasiebedrohung.

Die Wahrheit ist: Integration funktioniert besser, wenn wir jungen Menschen Chancen geben und ihnen nicht zusätzliche Hürden in den Weg stellen. Wer seine Herkunftssprache sehr gut beherrscht, darf diese als Alternative zur Abschlussnote im Fremdsprachenunterricht anrechnen lassen, damit er oder sie überhaupt in die Oberstufe kommt, unter anderem Deutsch intensiv weiterlernt und das Abitur schafft.

Das stabilisiert Bildungsbiografien. Das ist Chancengleichheit.

(Beifall von den GRÜNEN, der CDU und der SPD)

Das verhindert Schulabbrüche. Das stärkt am Ende sogar den Deutschunterricht, weil er Schülerinnen und Schüler im Bildungssystem hält.

Die AfD aber möchte lieber Schlagzeilen produzieren als Lösungen. Sie tut so, als würden wir – ich zitiere – Parallelgesellschaften fördern. Parallelgesellschaften schafft man nicht durch das Anerkennen von Mehrsprachigkeit, sondern durch Ausgrenzung, Panikmache und die permanente Abwertung junger Menschen, die ankommen wollen.

(Beifall von den GRÜNEN, der SPD, und Martin Sträßer [CDU])

Ich sage es ganz deutlich: Wer Integration wirklich will, der setzt auf Förderung. Wer Bildung will, der ermöglicht Chancen. Und wer diesen Antrag liest, erkennt sofort, dass die AfD keines von beiden möchte.

(Beifall von den GRÜNEN, der CDU und der SPD)

Wir lehnen diesen Empörungsantrag ab. Wir arbeiten weiterhin an einer Schule, die Kinder starkmacht, statt sie kleinzureden. – Vielen Dank.

(Beifall von den GRÜNEN, der CDU und der SPD)

Mehr zum Thema

Schule