Lena Zingsheim-Zobel (GRÜNE): Sehr geehrte Frau Präsidentin! Sehr geehrte Damen und Herren! Liebe Kolleginnen und Kollegen der demokratischen Fraktionen! Sehr geehrte Frau Engin, wir sprechen hier in erster Linie über eine gesetzliche Verankerung von grundständig ausgebildeten Lehrkräften, die dann on top berufsbegleitend eine sonderpädagogische Förderung in Anspruch nehmen können.
Über Seiten- und Quereinstieg unterhalte ich mich sehr gerne weiterführend, aber derzeit ist erst einmal zentral, dass die Teilhabe aller Menschen an der Gesellschaft ein Menschenrecht und oberstes Ziel dieses Gesetzesvorhabens ist.
Ein bedeutsamer Schritt, um das zu ermöglichen, ist die erfolgreiche Inklusion an allen Schulen. Durch inklusives und gemeinsames Lernen können alle Schülerinnen und Schüler Teil des gesellschaftlichen Zusammenlebens werden. Dafür brauchen wir ausdrücklich eine gute sonderpädagogische Förderung. Sie stellt die Teilhabe aller Schülerinnen und Schüler an schulischer Bildung im Sinne des ersten Absatzes unseres Schulgesetzes sicher.
Lehrkräfte für sonderpädagogische Förderung sind dabei von herausragender Bedeutung. Durch ihre hohe Fachkompetenz ermöglichen sie es, alle Lernenden unabhängig von ihren Voraussetzungen oder vermeintlichen Hindernissen bestmöglich individuell zu fördern.
Leider ist besonders das sonderpädagogische Lehramt – wir hörten es – von der schwierigen Situation der Lehrkräfteversorgung betroffen. Uns ist es wichtig, das Problem nicht auf die lange Bank zu schieben. Wir wollen den Mangel an Lehrkräften für sonderpädagogische Förderung sofort und entschieden angehen. Bereits im Jahr 2012 – Frau Ministerin erwähnte es – wurde es Lehrerinnen und Lehrern mit einer Lehramtsbefähigung ermöglicht, berufsbegleitend zusätzlich die Lehrbefähigung für das Lehramt für sonderpädagogische Förderung zu erlangen, die sogenannte VOBASOF.
Die ZfsL sind wichtige Partnerinnen für eine hochwertige Ausbildung von qualifizierten Lehrkräften. Besonders in der aktuell angespannten Personalsituation an unseren Schulen ist es daher essenziell, dass die ZfsL mit ins Boot geholt werden und unterstützen.
Die Unterstützung dieser berufsbegleitenden Weiterbildungsoption für Lehrkräfte läuft nun zum Ende des Jahres aus. Die positiven Effekte der Maßnahme auf die Unterrichtsversorgung haben sich in den vergangenen Jahren jedoch immer wieder bewährt und bestätigt.
Es hat sich gezeigt, dass uns dadurch ermöglicht wird, weitere Fachkräfte für die Sonderpädagogik im inklusiven Setting zu gewinnen. Eine Weiterführung muss nun angestrebt werden, denn aufgrund der schulischen Inklusion und des gemeinsamen Lernens ist eine Zunahme von geschultem Fachpersonal weiterhin dringend nötig.
Besonders vor dem Hintergrund, dass die von uns geschaffenen Studienplätze für das Lehramt Sonderpädagogik teilweise unbesetzt bleiben – auch das ist Teil der Wahrheit –, müssen wir die Stellschrauben des vorliegenden Gesetzentwurfs nutzen, um den Bedarf an sonderpädagogisch qualifizierten Lehrkräften zu decken. Denn die berufsbegleitende Weiterbildung bietet eine praktikable und effektive Lösung für Lehrkräfte, sich im Bereich der Sonderpädagogik zu schulen.
Lehrkräfte, die sich in der Sonderpädagogik weiterbilden, erweitern nicht nur ihre fachlichen Kompetenzen und ihre weiteren Kompetenzen im Lehrer*innenberuf, sondern tragen auch dazu bei, bei Vielfalt im Klassenzimmer zu unterstützen.
(Beifall von den GRÜNEN – Vereinzelt Beifall von der CDU)
Dadurch kann ein inklusives Lernumfeld geschaffen und die schulische Inklusion somit vorangebracht werden.
Es liegt in unserer Verantwortung, sicherzustellen, dass kein Kind aufgrund mangelnder Unterstützung oder fehlender Ressourcen zurückgelassen wird. Die Verlängerung der Maßnahme ist ein Schlüsselinstrument, um diesem Ziel näherzukommen.
Es ist an der Zeit, die Initiative zu ergreifen und sicherzustellen, dass unsere Lehrkräfte die Möglichkeit erhalten, sich bestmöglich auf die Chancen und Herausforderungen einer inklusiven Bildung vorzubereiten. Lassen Sie uns deshalb gemeinsam weiter über diesen Gesetzentwurf diskutieren. –Vielen Dank.
(Beifall von den GRÜNEN und der CDU)
Vizepräsidentin Berivan Aymaz: Vielen Dank.