Karin Schmitt-Promny: „Qualitätsanalyse darf kein Selbstzweck sein“

Antrag von SPD und GRÜNEN zur Schulqualität

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Karin Schmitt-Promny (GRÜNE): Herr Präsident! Sehr geehrte Damen und Herren! Sie sehen mich hier heute als Neuling in diesem Hause. Das Thema „Schulqualität“ dagegen ist nicht neu. Alle Lernenden können lernen. Sie sollen ihre Bildungschancen unabhängig von Geschlecht, Kultur und Stellung im sozialen System wahrnehmen können. Kinder und Jugendliche darin zu begleiten und zu fördern, das ist die Aufgabe von Schule.
Um diese Aufgabe mit ihren heutigen Anforderungen wahrnehmen zu können, brauchen Schulen, brauchen Lehrerinnen und Lehrer Unterstützung. Dem Grunde nach wird dies von Ihnen allen befürwortet. Darüber bin ich sehr froh; denn das war nicht immer so.
Ein Element im Kanon verschiedener Maßnahmen, um dieses Ziel zu erreichen, ist die Qualitätsanalyse. Sie dient der Auseinandersetzung über Unterricht, Schulprogramm und Schulkultur. Qualitätsanalyse darf jedoch kein Selbstzweck sein. Wenn sie nicht in den Prozess der jeweiligen Schulentwicklung eingebunden ist, wird sie zum bürokratischen Hindernis.
Genau darin liegt die Kritik an der Form der Qualitätsanalyse, wie sie unter Schwarz-Gelb eingeführt wurde.
(Beifall von den GRÜNEN und der SPD)
Das Verfahren war sehr bürokratisch und machte den Schulen viel Arbeit. Der Nutzen dagegen war zweifelhaft. Lehrer und Lehrerinnen fühlten sich durch einen Schulkommissar beurteilt, zum Teil verurteilt. Das ist die Qualitätsanalyse, Herr Kaiser, von der Sie eben gesprochen haben. Diese Qualitätsanalyse beschrieb lediglich einen Status quo, ohne weiteren Entwicklungsschritten Rechnung zu tragen.
Da wir aber davon überzeugt sind, dass das Instrument einer Qualitätsanalyse richtig und notwendig ist, wollen wir dieses Instrument nun wesentlich verbessern. Zusammen mit anderen Maßnahmen hat Rot-Grün einen Paradigmenwechsel eingeleitet, der auch in diesem Antrag zum Ausdruck kommt.
Der grundlegende Unterschied liegt darin, dass die Qualitätsanalyse nun die Schulen einbezieht. Sie soll die Schulen partnerschaftlich in ihrer Entwicklung begleiten, bei deren Reflexion der eigenen Praxis. Herr Kaiser, damit springt sie weiter, als Sie meinen. Sie reiht sich ein in die Schritte, die jede Schule für ihr eigenes Fortkommen unternimmt, und erkennt die bisherigen und zukünftigen Anstrengungen der Schulen an.
Wir erwarten von Schulen hohe Selbststeuerung und starke Selbstverantwortung; denn dies ist eine wesentliche Voraussetzung für gute, motivierte Arbeit und für gute Arbeitsergebnisse. Wir bieten allen Beteiligten auch Unterstützung an, um diese Erwartung erfüllen zu können. Das ist mehr als Messen, Herr Kaiser.
(Beifall von den GRÜNEN)
Um dies leisten zu können, dafür ist das QUA-LiS NRW da, die „Qualitäts- und UnterstützungsAgentur – Landesinstitut für Schule NRW“. Im Rahmen der Arbeit von QUA-LIS wurden im Referenzrahmen Schulqualität Nordrhein-Westfalen Qualitätsmerkmale benannt, um allen an Schulen Beteiligten transparent zu machen, was unter Schulqualität zu verstehen ist. Dieser Referenzrahmen Schulqualität Nordrhein-Westfalen ist in einem partizipativen Prozess entstanden.
Schulqualität wurde nicht von Einzelnen festgelegt, sondern von allen an Schule Beteiligten, von Lehrenden und Lernenden, von Eltern, von der Wissenschaft und von einer breiten Öffentlichkeit. Insgesamt haben sich fast 6.000 Menschen daran beteiligt. Das nenne ich vorbildlich.
(Beifall von den GRÜNEN – Vereinzelt Beifall von der SPD)
Zum Schluss bleibt die Frage, was mit den Ergebnissen der verbesserten Qualitätsanalyse geschehen soll. Wir Grüne lehnen die generelle Veröffentlichung der Ergebnisse durch das Land ab. Wir wollen Schulen nicht vorführen, wir wollen keine Schaumaßnahmen.
(Beifall von den GRÜNEN – Vereinzelt Beifall von der SPD)
Wir wollen keine Schaumaßnahmen seitens der Schulen für einen guten Platz im Ranking. Schulen sollen selbst entscheiden können, ob sie ihre Ergebnisse veröffentlichen wollen.
Abschließend: Wir wollen Schulen helfen, im Prozess besser zu werden, und wir wollen anerkennen, welche Wege Schulen und Lehrende bereits gegangen sind. – Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.
(Beifall von den GRÜNEN und der SPD)

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