Josefine Paul: „Zentral ist aus meiner Sicht die Information der Frauen“

Antrag der FDP zu Mammographie für alle Altersschichten

Portrait Josefine Paul

###NEWS_VIDEO_1###
Josefine Paul (GRÜNE): Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Die Anhörung hat ein durchaus differenziertes Bild dieser wichtigen Thematik gezeichnet. Es gilt individuell, aber vor allem auch politisch, das Für und Wider der Mammographie-Screenings genau abzuwägen.
Selbstverständlich gibt es auf der Pro-Seite einige Faktoren, die wir auch überhaupt nicht negieren. Da waren wir uns in der Anhörung auch so weit einig. Natürlich geht es hier um die möglicherweise frühere Erkennung und damit bessere und schonendere Behandlung von Tumoren. Das heißt, dass Chemotherapien häufiger verhindert werden können bzw. weniger häufig notwendig werden und dass die Brust bei Operationen häufiger erhalten werden kann. Ziel der Früherkennung ist natürlich auch, die Mortalität zu senken und Brustkrebs besser behandelbar zu machen.
Allerdings möchte ich darauf hinweisen, dass es auch gilt, die Kontra-Seite in den Blick zu nehmen. Verdächtige Befunde können Frauen massiv beunruhigen und verunsichern. Diese Belastungen darf man an dieser Stelle auch nicht außer Acht lassen; denn durch diese Mammographie-Screenings kommt – das ist in der Anhörung von allen Expertinnen und Experten betont worden – keine geringe Anzahl an sogenannten falsch positiven Befunden zustande, die dann erst durch eine weitere Gewebeentnahme abgeklärt werden können.
Der AKF, der Arbeitskreis Frauengesundheit, hat durch seine Expertin noch einmal darauf hingewiesen, dass Frauen auch durchaus überdiagnostiziert und sogar krank gemacht werden, indem bei ihnen Tumore behandelt werden, die ihnen im Laufe ihres Lebens niemals gesundheitliche Probleme verursacht hätten.
Außerdem können Mammographie-Screenings – darauf möchte ich auch noch hinweisen – die regelmäßige Abtastuntersuchung, also das Untersuchen der eigenen Brust, nicht ersetzen. Frauen sollten mit jeder Veränderung, die sie an ihrer Brust bemerken, zu ihrem Arzt oder zu ihrer Ärztin gehen. Neben den Mammographie-Screenings ist es mir wichtig, genau darauf immer wieder hinzuweisen und Frauen in die Lage zu versetzen, an dieser Stelle auch selber auf sich aufzupassen.
Die Wirksamkeit der Screenings kann nur durch eine Evaluation wirklich beurteilt werden. Das können wir im politischen Raum nicht so herausarbeiten. Diese Evaluation wird derzeit erarbeitet. Sie braucht aber auch einen bestimmten Zeitraum; denn erst nach einem Zeitraum von zehn Jahren können wir ernsthaft absehen, ob die Mortalität tatsächlich gesenkt werden konnte und ob erfolgreichere und schonendere Behandlungen durch die Screenings befördert werden konnten. Warten wir doch zunächst einmal diese Evaluation ab, die im Moment erfolgt und die, wenn ich richtig informiert bin, überhaupt erst im Jahre 2022 abgeschlossen sein wird.
Zentral ist aus meiner Sicht die Information der Frauen; denn wichtig ist doch, dass die Frauen in die Lage versetzt werden müssen, eine informierte Entscheidung darüber zu treffen, ob sie an diesen Screenings teilnehmen wollen oder auch nicht. Für diese informierte Entscheidung sollten sie auch wissen, welche weiteren Vorsorgemaßnahmen und welche weiteren frühdiagnostischen Maßnahmen es gibt. Außerdem ist es wichtig – ich habe es gerade schon erwähnt –, sie darauf hinzuweisen, die eigene Tastuntersuchung konsequent durchzuführen.
Die überarbeiteten Einladungsschreiben, die ab diesem Jahr versandt werden, und die ihnen beigefügten Merkblätter werden diesem Anspruch schon sehr viel besser gerecht. Das ist ja auch Gegenstand der Anhörung gewesen.
Jetzt komme ich dazu, warum wir diesem Antrag im Endeffekt nicht zustimmen können. Dem differenzierten Austausch, den wir sowohl in der Anhörung als auch in der Auswertung hatten, wird der Antrag der FDP nämlich nach wie vor nicht gerecht. Wenn die einzige Erkenntnis, die aufseiten der FDP nach dieser Anhörung bleibt, ist, dass es sich bei den Mammographie-Screenings nicht um ein Mittel der Prävention, sondern um ein Mittel der Früherkennung handelt, ist das zwar immerhin erfreulich; denn Sie haben sich korrigiert und haben die offensichtlich falsche Annahme, die schon Bestandteil Ihrer Überschrift war, berichtigt. Einzig und allein die Überschrift zu ändern, ist uns aber doch zu undifferenziert. Dementsprechend können wir diesem Antrag nicht zustimmen.
(Beifall von den GRÜNEN und der SPD)

Mehr zum Thema

Frauen, Gesundheit