Josefine Paul: „Ohne sich auspowern zu können, fehlen vielen die eingeübten Mechanismen zur Stressbewältigung“

Zum Antrag der SPD-Fraktion zum Thema Hochschulsport

Portrait Josefine Paul

Josefine Paul (GRÜNE): Herr Präsident! Sehr geehrte Damen und Herren! Ich möchte mich Frau Kollegin Beihl anschließen. Lieber Karl Schultheis, vielen, vielen Dank für das langjährige Engagement für Nordrhein-Westfalen, für die Landespolitik und für die wirklich intensiven Debatten und all das Herzblut, dass du in den Jahren eingebracht hast. Alles Gute für die Zukunft und für den neuen Lebensabschnitt,

(Karl Schultheis [SPD]: Danke schön!)

der jetzt kommen wird! Alles Gute!

(Beifall von den GRÜNEN und der SPD – Vereinzelt Beifall von der CDU und der FDP)

Verehrte Damen und Herren, Bewegung und Sport leisten einen wichtigen Beitrag für Gesundheit, für physische und psychische Fitness, aber eben auch für Stressabbau. Nicht zuletzt hat die Pandemie für große Belastungen und Stressfaktoren gesorgt. Wenn Begegnung, was eben auch ein integraler Bestandteil von Sport ist, nicht möglich ist, dann wird es für viele und eben auch für junge Menschen einsam. Ohne sich auspowern zu können, fehlen vielen die eingeübten Mechanismen zur Stressbewältigung.

Das mussten nicht zuletzt in der Zeit der Pandemie Studierende auch sehr stark bei sich feststellen. Dementsprechend ist es wichtig, dieses Thema heute noch einmal in den Blick zu nehmen. Dabei darf aber nicht zu kurz kommen, dass der Sport auch Spaß macht. Im Sinne einer insgesamt bewegten Lebensführung spielt der Hochschulsport natürlich auch eine wichtige Rolle.

Der Antrag beschreibt wichtige Herausforderungen. Frau Beihl, natürlich haben Sie einen nicht unerheblichen Teil Ihrer Redezeit darauf verwendet, sich selbst ausführlich für das Erreichte zu loben.

(Zuruf von Daniela Beihl [FDP])

Nichtsdestotrotz muss man sagen, dass das eine oder andere in dieser Legislaturperiode doch durchaus liegengeblieben ist.

(Beifall von den GRÜNEN)

Niemand bestreitet, dass das 300-Millionen-Programm „Moderne Sportstätte 2022“ ein Schritt in die richtige Richtung gewesen ist.

(Zuruf von Raphael Tigges [CDU])

– Ja, Herr Kollege; das gilt allerdings für vereinsgebundene Sportstätten und nicht für Hochschulsportstätten. Sich dafür zu loben, während es um Hochschulsport und deren Sportstätten geht, geht also leicht am Thema vorbei.

(Beifall von den GRÜNEN und der SPD)

Aber das ist vielleicht der aktuellen Lage geschuldet.

Sportwissenschaftliche Standorte – das beschreibt der Antrag auch – halten für den Hochschulsport natürlich besonders gute Infrastrukturbedingungen vor. Das sieht an anderen Standorten aber durchaus anders aus. Nordrhein-Westfalen ist ein sehr breit aufgestellter Hochschulstandort – und das leider auch in der Qualität der Hochschulsportstätten.

Dementsprechend wäre es gut gewesen, noch einmal einen größeren Fokus in dieser Legislaturperiode auf die Sportstätteninfrastruktur an Hochschulen zu legen.

Das ist so erst einmal nicht passiert, aber das könnte man noch nachholen. Allerdings wäre es eine gute Gelegenheit gewesen, die World University Games 2025 dafür zum Anlass zu nehmen.

Mit großer Einmütigkeit unterstützen wir alle die World University Games und freuen uns darauf. Spitzensport fußt aber auf Breitensport, und umgekehrt kann der Breitensport vom Spitzensport profitieren. Das bedeutet aber auch, dass man über internationale Leuchttürme die grundlegenden Strukturen nicht vergessen darf.

(Beifall von den GRÜNEN und Karl Schultheis [SPD])

Die World University Games sind und wären auch längst ein guter Anlass gewesen, um das Fundament der Sportstätteninfrastruktur an den Hochschulen zu stärken. Davon habe ich aber bei dem, was Sie alles über die eigenen Erfolge vorgetragen haben, nicht so viel gehört. In dieser Debatte wäre das aber das Entscheidende gewesen.

(Beifall von den GRÜNEN und Karl Schultheis [SPD])

Schwarz-Gelb bewundert aber nicht nur in diesem Bereich ausgiebig das Problem, ohne dann die Bedarfe strukturiert anzugehen bzw. ohne dann strukturiert zu analysieren, wo die Bedarfe liegen. Die Förderung des Hochschulsports in Breite und Spitze nehmen wir daher also auf Wiedervorlage.

Die Analyse im Antrag ist absolut richtig, und es ist absolut berechtigt, dass wir das weiter diskutieren. Der Ansatz ist wichtig und eine breite Debatte darüber notwendig, nicht nur eine Lobhudelei über die eigenen Erfolge. Dem Anstoß stimmen wir aber natürlich trotzdem zu. Die Debatte müssen wir in der nächsten Legislaturperiode allerdings

(Karl Schultheis [SPD]: … wieder aufnehmen!)

weiterführen.

(Beifall von den GRÜNEN und Karl Schultheis [SPD])

Sehr geehrte Damen und Herren! Sehr geehrter Herr Präsident, lieber Oliver Keymis! Sollte die heutige Tagesordnung zeitlich nicht noch komplett aus dem Ruder laufen, ist das jetzt deine letzte Sitzungsleitung. Ich möchte mich – auch namens der grünen Landtagsfraktion, aber ich glaube, auch namens des gesamten Hohen Hauses – sehr herzlich für deine Sitzungsleitung in den letzten Jahren und Jahrzehnten bedanken. Ich kann mir einen Landtag ohne eine Sitzungsleitung durch Oliver Keymis überhaupt nicht vorstellen.

Ich möchte mich dafür bedanken, mit welchem Engagement du die parlamentarische Kultur immer wieder vertreten und verteidigt hast, mit welchem Witz und Humor du die Sitzungsleitung immer wieder gemacht hast und wie du manche Klippe in der Sitzungsleitung ein Stück weit umschifft hast.

Ich wünsche dir und wir wünschen dir alles, alles Gute für das, was du dir jetzt vorgenommen hast. Ich bin mir sicher, dass das einiges sein wird. Herzlichen Dank für deine Arbeit in den letzten Jahren und auch für die heutige Sitzungsleitung!

(Anhaltender lebhafter Beifall von allen Fraktionen und der Regierungsbank)