Josefine Paul: „Innovation alleine kommt nicht davon, dass man dem Kind einen neuen Namen gibt“

Antrag der Piraten-Fraktion zum Kommunalsport

Portrait Josefine Paul

Josefine Paul (GRÜNE): Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Kollege Hausmann, das waren zum Schluss recht interessante Auslassungen und Einlassungen, die jetzt weniger mit dem Antrag, sondern mehr mit Ihrem politischen Unverständnis an der Stelle zu tun hatten.
Abgesehen davon, dass ich Ihre letzten Einlassungen vielleicht nicht ganz teile und dass ich denke, dass Sie ein bisschen schwarzmalerisch mit dem Antrag der Piraten umgehen, geht in die gleiche Richtung – das hat Kollege Bischoff auch schon gesagt –, was ich zu diesem Antrag zu sagen habe. Ganz klar ist: Breitensport ist Kommunalsport. Es ist Ihnen im Ausschuss auch nicht gelungen, uns zu verdeutlichen, was denn nun das Innovative und ganz Tolle an dieser neuen dritten Säule sein soll.
Wenn man von einer dritten Säule spricht, dann würde ich immer sagen: Vielleicht nehmen wir den Schulsport als dritte wichtige Säule in den Blick. Nichtsdestotrotz: An Ihrem Antrag sind auch Dinge richtig. Natürlich stehen Vereine vor großen Herausforderungen, was den demografischen Wandel, was Individualisierungstendenzen, aber auch was Inklusion angeht etc.
Sie haben in Ihren Antrag aufgenommen, dass sich der Vereinssport, die Verbände auf den Weg gemacht haben, genau diese Tendenzen aufzunehmen und innovativ weiter zu entwickeln. Und das sehen wir auch so. Wir sehen es als richtig an, dass wir den Sport dort unterstützen, wo der Sport am stärksten ist. Und das ist in den Vereinen und Verbänden. Gerade wurde schon gesagt: Die Vereine vor Ort sind der wichtigste Träger der Ehrenamtlichkeit und ein wichtiger Träger der außerschulischen Jugendarbeit.
Nichtsdestotrotz gibt es zunehmend mehr Menschen, die nicht unbedingt in einem Verein Sport treiben wollen, sondern die einfach nach der Arbeit joggen gehen wollen oder die sich mit Freunden treffen wollen, auf einer Wiese kicken wollen. All das ist völlig richtig. Und dass es dafür Freiräume geben muss und dass dies in der Stadtplanung und Stadtentwicklung eine Rolle spielen muss, darin gebe ich Ihnen recht. Das ist überhaupt keine Frage. Aber das ist auch keine Frage einer neu zu schaffenden Struktur.
Denn das, was Sie im Ausschuss nicht ausführlich erläutern konnten – Sie konnten auch nicht dem Verdacht entgegenwirken, Doppelstrukturen zu schaffen –, ist der Aspekt, Sie wollten eine Stelle zur Förderung des kommunalen Sports einrichten. Ich frage mich immer noch, auch nach den Diskussionen im Ausschuss, was denn diese Stelle zur Förderung des Kommunalsports machen soll. Was soll sie machen, außer Doppelstrukturen herbeizuführen? Was soll sie machen, was nicht die Bünde, die Sportämter vor Ort nicht schon längst machen?
(Beifall von den GRÜNEN)
Innovation alleine kommt nicht davon, dass man dem Kind einen neuen Namen gibt. Vor diesem Hintergrund müssen auch wir diesen Antrag ablehnen. Nichtsdestotrotz würde ich aufnehmen: Ja, im Sportausschuss haben wir darüber diskutiert: Wohin muss sich der Sport weiterentwickeln, wenn er diese von Ihnen ja richtigerweise benannten Herausforderungen, Individualisierung, demografischer Wandel, aber auch Inklusion etc., aufnehmen will.
Darüber können wir gerne weiter sprechen. Aber das ist an der Stelle keine Strukturdebatte, sondern das ist eine Debatte darüber, wo man sinnvoll Projekte unterstützen kann. Das tut die Landesregierung. Herr Kollege Bischoff hat Ihnen schon den Hinweis gegeben, wo man das im Haushalt nachlesen kann. – Vielen Dank.
(Beifall von den GRÜNEN – Vereinzelt Beifall von der SPD)

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