Josefine Paul: „Europäische Sportpolitik ist eine wichtige Dimension für NRW-Sportpolitik“

Antrag der SPD-Fraktion zur Europäischen Woche des Sports

Portrait Josefine Paul

Josefine Paul (GRÜNE): Frau Präsidentin! Sehr geehrte Damen und Herren! Die Redebeiträge von CDU und FDP haben gezeigt, dass es durchaus eine gewisse Notwendigkeit gibt, die europäische Dimension des Sports zu diskutieren.
(Beifall von der SPD)
Denn Sie haben ja schon konkretisiert, dass Sie auf Ihrer Seite keinerlei Handlungsnotwendigkeit sehen. Das finde ich einigermaßen schade. Denn begreifen Sie es nicht vielleicht auch als Ihre Verantwortung, den europäischen Austausch gerade auch im Bereich des Jugendund Breitensports noch weiter zu fördern?
Und wenn Sie sagen, Herr Kollege Voge, dass auch und gerade Erasmus+ vielleicht durch seine Anlage nicht für alle zugänglich ist, dann würde ich mir doch wünschen, dass die Landesregierung in Form der Staatssekretärin in Kooperation mit dem Landessportbund die Initiativen vor Ort dabei unterstützt, diese Mittel vielleicht auch abzurufen. Das könnten Sie doch konkret beitragen.
Ja, zumindest haben Sie darauf hingewiesen, dass es eine verbindende Dimension des Sports gibt und dass er damit auch zur Verständigung beiträgt. Ich will auch nicht verhehlen, dass es bereits einen breiten Austausch gibt – keine Frage. Der europäische und internationale Austausch wird in Nordrhein-Westfalen und vor allem in den grenznahen Regionen aktiv jeden Tag gelebt. Das ist überhaupt keine Frage.
Nichtsdestotrotz bin ich der Auffassung, wenn wir europäische Sportpolitik durchdeklinieren möchten, müssten wir auch mal darüber sprechen, was sozusagen die europäischen, bewegten Regionen sind. Ein Europa der Regionen ist auch ein sportlich bewegtes Europa der Regionen. Da kann man sich nicht einfach aus der Verantwortung stehlen, indem man sagt: Wir auf Landesebene haben damit eigentlich nichts zu tun.
Das finde ich schade. Da würde ich mir wünschen, darüber noch ein bisschen in sachlicherer Tiefe zu diskutieren. Vielleicht können wir das im Ausschuss in einer Art und Weise machen, dass wir uns dazu noch ein paar Sachverständige einladen und schauen, welche Handlungsmöglichkeiten das Land im Übrigen hat. Denn es hat auch auf europäischer Ebene eine Weile gedauert, bis man überhaupt die politische Dimension des Sports erkannt hat. Erst mit dem Vertrag von Lissabon ist die Zuständigkeit der Europäischen Union für den Sport anerkannt worden. Das bildet sich beispielsweise im Rat für Bildung, Jugend, Kultur und Sport ab.
Der aktuelle Schwerpunkt der rumänischen Präsidentschaft im Bereich Sport ist der Zugang von Menschen mit Behinderung zum organisierten Sport. Da fällt mir ganz klar eine Bezugsebene zu Nordrhein-Westfalen ein. Denn ich finde – das haben wir auch in der letzten Legislaturperiode ausführlich miteinander diskutiert –, dass wir noch sehr viel Luft nach oben haben, was die Integration von Menschen mit Behinderung in den organisierten Sport angeht. Da kann man vielleicht europäisch voneinander lernen und möglicherweise aus Kooperationen noch Gewinne für Nordrhein-Westfalen ziehen.
Schade, dass Sie hier samt und sonders sagen, dass Sie eigentlich keine Notwendigkeit dafür sehen.
Auch das Weißbuch Sport der Europäischen Kommission hat doch 2007 diverse Dinge aufgezeigt, die noch immer genauso aktuell sind wie vor zwölf Jahren. Auch bei der Verbesserung der öffentlichen Gesundheit durch Bewegung sind die Potenziale noch nicht ausgeschöpft. Auch hier kann man doch miteinander und voneinander lernen. Hier kann gegebenenfalls auch Nordrhein-Westfalen Nachbesserungen auf europapolitischer Sportebene einfordern. Sie werden doch sonst auch nicht müde zu betonen, welchen Einfluss wir als Region in Brüssel haben. Auch dort gibt es Potenziale, die es weiter auszuschöpfen gilt.
Auch bei der Frage des Anti-Doping-Kampfes würde ich mir eine engere europäische Zusammenarbeit wünschen. Wenn wir sagen, dass wir das Nummer-eins-Sportland sind, dann haben wir doch auch ein großes Interesse daran, die Vorstellung einer gemeinsamen europäischen Anti-Doping-Politik nach Brüssel zu tragen. Dementsprechend ist es sehr sinnvoll, über diese Fragen zu diskutieren.
Natürlich – das würde ich auch unterstreichen – wurde in dem SPD-Antrag viel über europäische Sportpolitik gesprochen, und dann war relativ wenig Fleisch am Knochen, was die Forderungen im Antrag angeht. Aber nichtsdestotrotz würde ich sagen, dann, wenn wir uns als gemeinsame Sportfraktion verstehen, lassen Sie uns doch gemeinsam im Sportausschuss beraten, welche Punkte es konkret sein könnten, die wir aus europäischer Sportpolitik ziehen können, oder welche Anforderungen wir an eine europäische Sportpolitik im Sinne bewegter Regionen formulieren wollen. Deshalb freue ich mich auf den Austausch im Sportausschuss und dass wir dieses Thema breit diskutieren werden. Europäische Sportpolitik ist eine wichtige Dimension für NRW-Sportpolitik. Vielleicht kommt die NRW-Koalition ja auch noch zu diesem Schluss. – Vielen Dank.
(Beifall von den GRÜNEN – Vereinzelt Beifall von der SPD)

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