Josefine Paul: „Dies zu bewahren und weiterzuentwickeln, ist auch ein Auftrag der Landespolitik“

Antrag der Fraktionen von CDU und FDP zur Gründung eines Beirates für niederdeutsche Heimat

Portrait Josefine Paul

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Josefine Paul (GRÜNE): Herr Präsident! Sehr geehrte Damen und Herren! Natürlich stehen auch wir Grüne zur Realisierung der UN-Charta „Kulturelle Teilhabe als Menschenrecht“ sowie zur Europäischen Charta der Regional- oder Minderheitensprachen. Wir als Grüne stehen generell zur kulturellen Vielfalt unseres Landes und zu deren Förderung. Dazu gehören ganz unterschiedliche Aspekte. Dazu zählen Dinge, die in Bezug auf die kulturelle Vielfalt neu hinzugekommen sind. Dazu zählt aber natürlich auch die kulturelle Vielfalt, die dieses Land mitgeprägt hat, die hier Tradition hat und die identitätsstiftend für Nordrhein-Westfalen und seine unterschiedlichen Regionen ist.
Das Niederdeutsche gehört ganz sicher zu unserem kulturellen Erbe. Dies zu bewahren und weiterzuentwickeln, ist auch ein Auftrag der Landespolitik. Deshalb ist es auch gut und richtig, dass wir heute noch einmal darüber diskutieren.
Der Antrag beschreibt richtigerweise, welch vielfältiges Engagement es gibt, um diese Kulturtraditionen und auch diese sprachliche Tradition zu bewahren, weiterzugeben und weiterzuentwickeln. Das erfolgt beispielweise durch vielfältiges ehrenamtliches Engagement in Vereinen, aber auch im Bereich von Literatur und Bühne. Angesprochen worden sind zudem die musikalische Tradition sowie schulische Projekte usw.
Trotzdem – auch das wird im Antrag thematisiert – sprechen immer weniger Menschen Plattdeutsch. Im alltäglichen Sprachgebrauch spielt es meiner Ansicht nach heute kaum noch eine Rolle. Es ist sicherlich schade, dass gerade viele jüngere Menschen das von zu Hause gar nicht mehr mitbekommen. Auch ich spreche kein Platt. Das mag auch daran liegen, dass meine Eltern ebenfalls kein Platt gesprochen haben.
Umso wichtiger finde ich persönlich, dass zum Erhalt der Sprache auch die Erforschung einen wichtigen Beitrag zu dieser kulturellen Identität, diesem westfälischen und darüber hinausgehenden Kulturgut und dieser Kulturtradition leistet. Als Münsteranerin freue ich mich natürlich darüber, dass die Universität Münster – ebenso wie die Universität Paderborn – ebenfalls einen Beitrag dazu leistet.
Ich habe gerade gesagt, dass ich persönlich kein Platt spreche. Mehr als die allgemein geläufigen Worte „Leeze“ und „jovel“ ist bei mir von der plattdeutschen Masematte-Tradition Münsters leider nicht hängen geblieben. Das ist aber auch der Beleg dafür, dass solche Traditionen nichtsdestotrotz immer wieder Eingang in den allgemeinen Sprachgebrauch finden und das Plattdeutsch auf diese Art und Weise ein Stück weit lebendig halten.
Herr Kollege Schultheis hat allerdings schon darauf hingewiesen, dass die Bewahrung und der Erhalt dieser Kulturtraditionen keine ganz neue Idee sind. Es ist auch nicht richtig, dass diesbezüglich in den letzten Jahren nichts passiert ist. Es gibt die Koordinierungsstelle der Staatskanzlei, und es gibt die vom Kollegen Schultheis angesprochenen unterschiedlichen Projekte. Auch der Fachaustausch ist in dieser Art und Weise koordiniert und geregelt.
Nichtdestotrotz sagen wir als Grüne: Dieses Ansinnen – darauf ist ja schon hingewiesen worden – ist ein Ansinnen der CDU aus der letzten Legislaturperiode, das die Koalition jetzt noch einmal aufgreift. Auch wir können diesem Ansinnen grundsätzlich zustimmen. Allerdings lebt eine lebendige Kultur nicht in erster Linie von Beiräten, sondern davon, dass sie auch von den Menschen gelebt wird. Wenn allerdings ein solcher Beirat einen Beitrag dazu leisten kann, Sprache und Kultur des Niederdeutschen lebendig zu halten, wollen wir dem sicherlich nicht im Wege stehen. Aus diesem Grund können wir Ihrem Antrag heute auch zustimmen. – Vielen Dank.