Ina Besche-Krastl: „Bildungspolitik ist kein Sprint, sondern ein Marathon“

Zur Aktuellen Stunde auf Anträgen der SPD-, Der FDP- und der "AfD"-Fraktion zur "PISA-Studie"

Portrait Ina Besche-Krastl

Ina Besche-Krastl (GRÜNE): Sehr geehrter Herr Präsident, sehr geehrte Damen und Herren!

(Heiterkeit von den GRÜNEN und der SPD – Beifall von den GRÜNEN und Dr. Jan Heinisch [CDU])

Mit großer Besorgnis schauen wir alle auf die anhaltend alarmierenden Ergebnisse der aktuellen PISA-Studie. Die Tatsache, dass Schülerinnen und Schüler in Deutschland so schlecht abgeschnitten haben wie nie zuvor, geht uns alle an. Besorgniserregend ist der generelle Leistungsrückgang in den Fächern Mathematik, Lesen und Naturwissenschaften.

Die PISA-Studie zeigt aber einmal mehr: Die schulischen Leistungen in Deutschland hängen immer noch stark und mehr als in anderen Ländern mit dem sozioökonomischen Hintergrund der Familie zusammen. Die Schere ist hierzulande überdurchschnittlich groß.

Mir reichen an dieser Stelle keine Bekundungen von Betroffenheit mehr. Ich finde das in einem so reichen Land schlichtweg beschämend.

(Beifall von den GRÜNEN und Dr. Jan Heinisch [CDU] – Dilek Engin [SPD]: Ändern Sie das doch! Sie regieren doch! Das ist ja Wahnsinn!)

Ich muss dem ersten Redebeitrag von Frau Müller-Rech entschieden entgegentreten und, weil ich das von der FDP auch in Dauerschleife höre, sagen: Es geht nicht allein um Talente. In dieser Bildungsfrage geht es um alle Kinder dieser Gesellschaft.

(Beifall von den GRÜNEN und der CDU – Marcel Hafke [FDP]: Bei Ihnen geht es ja gar nicht um Talent!)

In Mathematik haben 15-Jährige ohne Migrationshintergrund einen Vorsprung von 59 Punkten; im Lesen sind es sogar ganze 67 Punkte. Auch hier braucht es eine intensive Auseinandersetzung mit den Ursachen, um diesem Trend zielgerichtet gegensteuern zu können.

Auch vorangegangene Untersuchungen verdeutlichten: Der über Jahre angestiegene Lehrkräftemangel wird eine der wichtigsten Aufgaben sein, der wir uns stellen müssen. Nur so kann qualitativ hochwertige Bildung gewährleistet werden, die nicht zuletzt gleiche Startchancen für alle Kinder gewährleistet.

Zur Wahrheit gehört aber auch, dass diese Entwicklung nicht über Nacht passieren wird. Wir sind dem bereits mit dem Handlungskonzept Unterrichtsversorgung entgegengetreten – ein wichtiger und klarer Schritt in die richtige Richtung. Klar ist aber auch: Hier geht die Arbeit weiter, um qualifizierte Fachkräfte für das Bildungssystem zu gewinnen.

Die PISA-Studie zeigt zudem, dass das Schulsystem in seiner derzeitigen Form Schwierigkeiten hat, die Schülerinnen und Schüler mit Inhalten zu erreichen. Dazu braucht es fächerübergreifende und lebenspraktische Ansätze. Der Unterricht und die Lerninhalte müssen stärker an die Lebenswelt von Schülerinnen und Schülern anknüpfen. Denn das holt sie ab, das bindet sie ein, und das motiviert sie.

(Beifall von den GRÜNEN – Vereinzelt Beifall von der CDU – Frank Müller [SPD]: Frau Feller sagt gleich, wie das geht!)

In Nordrhein-Westfalen sind wir uns – entgegen dem, was behauptet wird – unserer Verantwortung im Bildungsbereich bewusst. Daher ist zu betonen, dass wir keinerlei Einsparungen im Bereich „Bildung“ vorsehen – nicht jetzt und auch nicht in den kommenden Jahren.

Wir setzen auf finanzielle Unterstützung für Mentoring-Programme wie „students@school“, die gezielt Schülerinnen und Schüler beim Lernen unterstützen. Auch das „Startchancen“-Programm ist für uns von essenzieller Bedeutung, um gerade Schülerinnen und Schüler aus sozioökonomisch schwierigen Verhältnissen zu fördern.

Angesichts der negativen Nachwirkungen der Coronapandemie auf das Leistungsniveau von Schülerinnen und Schülern müssen wir gemeinsam mit Bund und Kommunen überlegen, welche weiteren Investitionen in Bildung notwendig sind, um gezielt gegenzusteuern. Die Pandemie hat bestehende Probleme verschärft.

Bildungspolitik ist kein Sprint, sondern ein Marathon. Da hilft es nicht, mit der Dauersirene durchs Land zu laufen. Das macht es nicht schneller, sondern nur lauter.

(Beifall von den GRÜNEN, Dr. Jan Heinisch [CDU] und Britta Oellers [CDU])

Es erfordert langfristige Strategien, und viele Ergebnisse zeigen sich erst nach einer gewissen Zeit. Wir wollen die Unterrichtsqualität verbessern und individuellen Bedürfnissen der Schülerinnen und Schüler besser gerecht werden. Es ist an der Zeit, dass wir gemeinsam an einer zukunftsweisenden Bildungspolitik arbeiten, die die Grundlage für eine erfolgreiche Zukunft unserer gesamten Gesellschaft legt. – Vielen Dank.

(Beifall von den GRÜNEN und der CDU)

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