İlayda Bostancıeri: „Junge Menschen wissen am besten über ihre Identität Bescheid“

Zum Antrag der "AfD"-Fraktion zu Pubertätsblockern

Portrait Ilayda Bostancieri_klein

İlayda Bostancıeri (GRÜNE): Sehr geehrter Herr Präsident! Liebe Kolleg*innen der demokratischen Fraktionen! Pubertätsblocker werden – das hat der Kollege Müller gerade sehr gut beschrieben – nur nach medizinischer Indikation, auf der Grundlage wissenschaftlicher Leitlinien und nach der Aufklärung über die Risiken und Nebenwirkungen verschrieben.

Bei der Vergabe von Pubertätsblockern müssen in allererster Linie die körperliche und die seelische Gesundheit der Kinder und Jugendlichen im Mittelpunkt der Behandlung stehen. Genau so steht es auch im Regenbogenportal der Bundesregierung.

Das ist der springende Punkt. Jede Transperson braucht unterschiedlich viel oder wenig medizinische Unterstützung. Junge Menschen wissen am besten über ihre Identität Bescheid. So viel sollten wir ihnen auch zutrauen.

Das zeigt uns auch eine aktuelle Studie aus Princeton. Sie zeigt, dass die Zufriedenheit von Jugendlichen, die Pubertätsblocker einnehmen, sehr hoch ist und nur eine sehr geringe Anzahl dieser Jugendlichen diese Entscheidung später bereut.

Präsident André Kuper: Ich müsste Sie gerade einmal unterbrechen, …

İlayda Bostancıeri (GRÜNE): Ja.

Präsident André Kuper: … weil es den Wunsch nach einer Zwischenfrage aus den Reihen der AfD gibt.

İlayda Bostancıeri (GRÜNE): Nein, danke.

Präsident André Kuper: Okay.

(Beifall von der SPD – Volkan Baran [SPD]: Sehr gut!)

İlayda Bostancıeri (GRÜNE): Für viele Transkinder und -jugendliche würde ein pauschales Verbot von Pubertätsblockern zu erheblich größeren Risiken für ihre Gesundheit und für ihr Leben führen. Anders gesagt, der Zugang zu Pubertätsblockern ist Kinderschutz.

Der Zustand einer Demokratie lässt sich auch daran messen, wie sie mit ihren Minderheiten und mit marginalisierten Menschen umgeht. Wir stehen ganz klar an der Seite von Transmenschen und ihrem Recht auf Selbstbestimmung. Wir stehen an der Seite von Transkids und ‑jugendlichen und ihrem Recht, sich frei entfalten zu dürfen und in Sicherheit aufwachsen zu können. Wir stehen eben an der Seite aller Menschen in NRW. So einfach ist das.

Den vorliegenden Antrag lehnen wir ab. – Vielen Dank.

(Beifall von den GRÜNEN und der CDU)

Präsident André Kuper: Vielen Dank, Frau Kollegin. – Für die FDP spricht … Entschuldigung. Wir haben eine Kurzintervention aus den Reihen der AfD. Herr Schalley, bitte einmal den Anwahlknopf drücken. – Ich habe Sie freigeschaltet, Sie können starten.

Zacharias Schalley (AfD): Vielen Dank, Herr Präsident. – Sehr geehrte Kollegin von den Grünen, auch wenn Sie die Zwischenfrage nicht zugelassen haben, können Sie dieser Frage trotzdem nicht entgehen.

(Elisabeth Müller-Witt [SPD]: Doch, man braucht nicht zu antworten! – Dr. Julia Höller [GRÜNE]: Das ist falsch! Das ist einfach falsch!)

Es ist dieselbe, die ich an den Kollegen Müller gerichtet habe. Wenn es seitens der Woken, Linken, Grünen oder wie auch immer heißt, das biologische Geschlecht habe mit der Geschlechtsidentität nichts zu tun, wie können Sie diese kognitive Dissonanz auflösen, wenn wir dann trotzdem schon Pubertierenden Pubertätsblocker geben müssen?

Präsident André Kuper: Die Möglichkeit einer Zwischenfrage war nicht gegeben. Das war eine Kurzintervention, ein Statement. Die Kollegin hat jetzt die Gelegenheit, so sie möchte, zu einem Gegenstatement. Bitte.

İlayda Bostancıeri (GRÜNE): Vielen Dank, Herr Präsident. – Wir müssen niemandem Pubertätsblocker geben.

(Vereinzelt Beifall von den GRÜNEN)

Wie ich beschrieben habe, liegt das im Ermessen der Ärzt*innen. Dem Ganzen geht ein langer Prozess voraus. Wir haben die Pflicht, Kinder und Jugendliche zu schützen, und dazu zählen auch Transkinder und ‑jugendliche.

(Beifall von den GRÜNEN – Vereinzelt Beifall von der SPD)

Unsere Pflicht ist es, sie zu schützen und ihnen ein Leben frei von Ihren Ressentiments zu ermöglichen. – Vielen Dank.

(Beifall von den GRÜNEN)

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