Hans Christian Markert: „Mehrwegverpackungen schonen durch ihren mehrmaligen Einsatz natürliche Ressourcen und Energie und damit auch die Umwelt und das Klima.“

Antrag von SPD, GRÜNEN und Piraten zur Erhöhung der Mehrwegquote

Hans Christian Markert (GRÜNE): Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Lieber Kollege Krick, herzlichen Dank, dass noch ein bisschen Wasser übrig geblieben ist.
(Heiterkeit von der SPD)
Präsidentin Carina Gödecke: Herr Kollege Markert, es kommt gleich neues, keine Sorge.
Hans Christian Markert (GRÜNE): Ich weiß.
Liebe Kolleginnen und Kollegen, für uns Grüne ist vor dem Hintergrund der sich verknappenden Rohstoffreserven die Kreislaufidee, der Konsistenzgedanke – oder, wie es neudeutsch heißt: Cradle to Cradle – zentral für den notwendigen industriellen Umbauprozess. Mutter Natur kennt keinen Abfall, keinen Verzicht und keine Einschränkungen, sondern fördert eine unendliche Vielfalt.
Auf die Wirtschaft übertragen bedeutet das, dass Cradle-to-Cradle-Produkte und ihre Komponenten zum einen wieder in einen biologischen Kreislauf zurückgeführt werden und zum anderen in einem technischen Kreislauf gehalten werden können. Genau darum geht es traditionell beim Mehrwegprinzip im Flaschenbereich, bei den Getränkeverpackungen also.
Als Mehrweg bezeichnet man gemeinhin Verpackungen, die nach dem Gebrauch gereinigt und erneut als Verpackungen genutzt werden, wodurch deutlich weniger Verpackungsmüll entsteht. Darauf hat der Kollege Krick in seinen kurzen Ausführungen bereits hingewiesen.
Das entspricht dann der sogenannten Abfallhierarchie. Wir sind ja gerade dabei, einen neuen Abfallwirtschaftsplan aufzustellen und das neue Kreislaufwirtschafts- und Abfallgesetz umzusetzen. Es entspricht aber auch dem Gedanken der Vermeidung und Wiederverwendung vor dem Recycling und der sonstigen Verwertung. Mehrwegverpackungen schonen durch ihren mehrmaligen Einsatz natürliche Ressourcen und Energie und damit auch die Umwelt und das Klima.
Um es anschaulich zu machen: Wie sehr Mehrwegverpackungen zur Abfallvermeidung beitragen können, wird durch ein einfaches Rechenbeispiel deutlich. Ein einziger Mineralwasserkasten mit zwölf grünen Mehrwegglasflaschen à 0,75 l, die durchschnittlich 53 Mal wieder befüllt werden, ersetzt ganze 480 PET-Einwegflaschen à einem Liter.
Mehrwegflaschen sparen aber nicht nur natürliche Ressourcen bei der Herstellung, sondern führen durch die meist regionale Distribution auch zu kürzeren Transportwegen. Mehrwegflaschen legen auf dem Weg zu den Verbraucherinnen und Verbrauchern durchschnittlich nur 258 km zurück, Einwegflaschen mit 482 km fast das Doppelte.
Diese gute Bilanz kann man eigentlich nur noch dadurch toppen – was viele von uns ja auch machen –, dass man diese Verpackungen ganz vermeidet und in Eigenbereitung Trinkwasser herstellt. Das ist dann die Vermeidungsstrategie, der Suffizienzgedanke. Aber ansonsten ist es schon eine beachtliche Bilanz, die wir hier inzwischen durch das Mehrwegsystem erreichen.
Nach zahlreichen Umläufen werden im Übrigen defekte Mehrwegflaschen aussortiert und im Rahmen eines hochwertigen Recyclings ihrem zweiten Kreislauf zur Herstellung neuer Flaschen zugeführt. Glas von Mehrwegflaschen dient in Form von Altglasscherben selbst als Rohstoff und lässt sich beliebig oft einschmelzen, ein geschlossener Stoffkreislauf. Deswegen stehen wir grundsätzlich auch hinter diesem System.
Ob es ähnlich gute Bilanzen in Zukunft auch beispielsweise im Mehrwegsystem auf der Basis von Kunststoffflaschen geben kann, ob veränderte Siedlungsstrukturen, ob der demografische Wandel, zunehmend mehr Single-Haushalte, also eine andere Art des Zusammenlebens, dazu führen können und müssen, dass wir andere Wege der Verpackungen finden müssen, das sind Fragestellungen, die wir gerne im Rahmen der Ausschussberatungen vertiefen möchten.
Deswegen sprechen wir uns auch dafür aus, eine Anhörung zu diesem Thema durchzuführen. Dann können wir uns auch neuere UBA-Bilanzen noch einmal genauer ansehen. Im Moment spricht vieles dafür, dass die Mehrwegflaschenquote auch in Zukunft ein sehr positives Instrument sein wird. Wie gesagt, gibt es aber vereinzelt auch andere Stimmen. Diese wollen wir auch zu Wort kommen lassen.
Daher sehen wir den Beratungen im Ausschuss sehr gerne und mit großer Freude entgegen. Deswegen werden wir der Überweisung in die weiteren Beratungen auch sehr gerne zustimmen. – Herzlichen Dank für die Aufmerksamkeit.
(Beifall von den GRÜNEN)