Frank Jablonski: „Wir entfesseln die Kulturpolitik in NRW“

Zum Antrag der Fraktionen von CDU und GRÜNEN im Landtag zu den "Dritten Orten"

Portrait Frank Jablonski

Der Antrag „Dritte Orte in Nordrhein-Westfalen – Raum für kulturelle Begegnung schaffen“

Frank Jablonski (GRÜNE): Sehr geehrte Frau Präsidentin! Sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen der demokratischen Fraktionen! Nordrhein-Westfalen ist das vielfältigste Bundesland Deutschlands. Mit seinen fast 18 Millionen Einwohner*innen besitzt es nicht nur eine extrem vielfältige Kunst- und Kulturszene. Gleichzeitig leben Nordrhein und Westfalen und Lippe in und durch ihre Regionen.

Während große Teile des Rheinlands und des Ruhrgebiets durch Metropolen und große urbane Räume geprägt sind, schlägt das Herz in anderen Regionen auch und vor allem im ländlichen Raum.

Für die Menschen, die in diesen ländlichen Räumen leben, ist der Antrag „Dritte Orte – Häuser für Kultur und Begegnung im ländlichen Raum“ gedacht. Niemand an Rhein und Ruhr sollte sich täuschen: Auch in Siegen-Wittgenstein, in der Eifel, dem Bergischen und dem Sauerland oder dem Hellweg entstehen relevante Kunst und Kultur. Erst in diesem Zusammenspiel aller Regionen ergibt sich dieses wunderbare Mosaik, das wir „Kunst und Kultur in Nordrhein-Westfalen“ nennen – und auf das übrigens viele sehr neidisch schauen.

NRW ist weltbekannt durch Künstlerinnen und Künstler wie Joseph Beuys, Pina Bausch, Stockhausen, Else Lasker-Schüler, Böll oder Gerhard Richter, um nur einige wenige in einer sehr langen Liste zu nennen.

Wir könnten es uns einfach machen und auf die großen und bekannten Namen setzen. Aber erstens ist das nicht das Kulturverständnis dieser Koalition, und zweitens geht es darum, Möglichkeiten und Räume für Neues zu schaffen – für innovative, progressive, kritische und reflektierende Kultur.

Wir als Kulturpolitiker*innen machen keine Kultur. Unsere Aufgabe ist es, Bedingungen zu schaffen, unter den Menschen künstlerisch tätig werden können. Das betrifft alle Menschen, und das ist ein Punkt, der uns Grünen außerordentlich wichtig ist. Unabhängig von der Herkunft, vom Geschlecht, vom Alter, von der Lebensanschauung, von der sexuellen Orientierung sind Dritte Orte für alle Menschen gedacht.

Und genau das bringt mich zu einem weiteren zentralen Punkt des Antrags: Dritte Orte ermöglichen Begegnungen. Sie ermöglichen Austausch und soziale Teilhabe. Sie führen Menschen zusammen und machen produktive Reibung möglich. Sie machen Menschen selbstwirksam.

Daraus kann nicht nur etwas Neues und Gutes entstehen. Denn Menschen, die miteinander reden, brüllen sich für gewöhnlich auch nicht gegenseitig an – so wie es heutzutage zu häufig und auch hier in diesem Plenum hin und wieder passiert und wie wir es leider im vorherigen TOP erleben mussten.

Dritte Orte fördern den gesellschaftlichen Austausch. Sie bieten die Gelegenheit für Debatten. Menschen können sich mit Meinungen auseinandersetzen, zu denen sie ansonsten vielleicht nie Kontakt gehabt hätten.

Dritte Orte sind damit auch Teil der demokratischen Willensbildung. Dagegen können zumindest Demokratinnen und Demokraten nicht besonders viel einwenden.

Wir haben hier heute Morgen über das Thema „Einsamkeit“ gesprochen. Alle demokratischen Fraktionen waren sich einig, dass Einsamkeit ein gravierendes Problem in unserer Gesellschaft ist. Meine Kollegin Meral Thoms hat von ihrem Heimatort berichtet, in dem es außer einem einzigen Bäcker keine Gelegenheit mehr für sozialen Austausch gibt. Dritte Orte können auch und gerade im ländlichen Raum Begegnung fördern und damit Einsamkeit verhindern.

Last but not least: die Schaffung gleichwertiger Lebensbedingungen. Zu häufig wird vergessen, dass im Raumordnungsgesetz das Ziel fixiert ist, die Lebensbedingungen im ganzen Bundesgebiet möglichst gleichwertig zu gestalten. Wir nehmen diesen Auftrag an und verbessern die Lebensbedingungen auch und gerade im ländlichen Raum in NRW unter anderem mit diesem Antrag zu den Dritten Orten.

Also: Wir machen Kulturpolitik für die vielen, nicht die wenigen.

(Zuruf von der SPD: Den Satz kenn‘ ich!)

Wir entfesseln die Kulturpolitik in NRW, und bei uns ist die Kulturpolitik in NRW in guten Händen. Deshalb bitten wir um Zustimmung zu diesem Antrag. – Vielen Dank.

(Beifall von den GRÜNEN und der CDU)

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