Eileen Woestmann: „…was einmal mehr ihr antiquiertes Rollenbild deutlich macht“

Zum Antrag der "AfD"-Fraktion zur Demografie

Portrait Eileen Woestmann

Eileen Woestmann (GRÜNE): Sehr geehrte Frau Präsidentin! Sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen der demokratischen Fraktionen! Dieser Antrag ist an Absurdität nicht mehr zu überbieten. Während im ersten Teil eindeutig dargelegt wird, warum Frauen sich gegen Kinder entscheiden und dabei vor allem auch benannt wird, dass es nicht an den Rahmenbedingungen liegt, ist die Schlussfolgerung dann genau das Gegenteil.

Eine Entscheidung für oder gegen Kinder ist eine sehr, sehr individuelle. Kinder zu haben, kann eine sehr erfüllende Aufgabe sein, aber wir sollten aufhören, das Muttersein zu glorifizieren. Kinder zu bekommen bedeutet gerade für Frauen noch immer mehr unbezahlte Sorgearbeit, einen Karriereknick, ein höheres Risiko für Altersarmut und auch Einsamkeit. Dazu kommt, dass Frauen noch immer der Erwartung ausgesetzt sind, Mutter werden zu müssen. Spannenderweise fehlt im Antrag der AfD der Aspekt der Väter komplett, was noch einmal mehr ihr antiquiertes Rollenbild deutlich macht.

(Beifall von den GRÜNEN, der SPD und Marcel Hafke [FDP])

Es ist eine große Errungenschaft, dass Frauen über ihren Körper und damit auch über die Frage, ob sie Kinder bekommen wollen oder nicht, selber entscheiden dürfen.

(Christin Siebel [SPD]: Genau, nicht sie!)

Über 80 % der Frauen wollen ihre persönliche Freiheit nicht für ein Kind aufgeben. Das ist eine Entscheidung, die nicht durch Forderungen zur Steigerung der Geburtenrate durch Regierungshandeln verändert wird.

Kinder zu bekommen, sollte nicht dem Zweck der Selbsterfüllung oder dem Sich-gebraucht-Fühlen dienen. Ein Kind zu bekommen ist eine große und vor allem eine verantwortungsvolle Aufgabe. Junge Paare überlegen heute sehr gut, ob sie in Zeiten multipler Krisen überhaupt noch Kinder in diese Welt setzen wollen. Wenn sich ein Paar oder möglicherweise auch nur die Frau dagegen entscheidet, Kinder zu bekommen, dann ist das eine Entscheidung, die wir als Politik akzeptieren müssen. Der Überweisung stimmen wir gezwungenermaßen zu. – Danke schön.

(Beifall von den GRÜNEN, der CDU und der SPD)

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