Eileen Woestmann: „Pädagogisches Handeln in OGS bedeutet deutlich mehr als nur Betreuung“

Zu Antrag und Großer Anfrage der SPD-Fraktion zum Offenen Ganztag

Portrait Eileen Woestmann

Eileen Woestmann (GRÜNE): Sehr geehrter Herr Präsident! Verehrte Kolleginnen und Kollegen der demokratischen Fraktionen! Ich war am Montag in Köln in zwei OGS. Die Standorte könnten verschiedener nicht sein. Ich war in Nippes in einer Schule, die eine sehr durchmischte Schüler*innenschaft hat. Die Grundschule hatte über eine ganze Weile hinweg keinen guten Ruf. Das hat sich inzwischen sehr geändert. Gerade findet ein Umzug statt; denn bislang haben die Schule und die OGS sehr getrennt voneinander stattgefunden. Jetzt wechseln sie hin zu: Klassenraum gleich Gruppe.

Das bedeutet für die Schule und die OGS, dass sie konzeptionell zusammenwachsen müssen. Die OGS-Leitung ist schon lange Teil der Schul- und Lehrerkonferenz und auch in verschiedenen Gruppen der Schule, in denen zu verschiedenen Themen gearbeitet wird, aktiv.

Danach war ich in Kalk. Kalk ist prinzipiell eher ein schwieriger Stadtteil. Es gibt eine hohe Belastung durch Konsum von Drogen im öffentlichen Raum. Die Lebenslagen sind eher prekär, und eine Durchmischung ist nicht wirklich vorhanden, aber die Schule und die OGS, die ich besucht habe, waren in einem nigelnagelneuen Gebäude. Es gab Cluster. Es war also nicht so, wie man sich eine Grundschule vorstellt, sondern eher so, wie bei einer supermodernen weiterführenden Schule.

Das bedeutet: OGS und Schule teilen sich diese Cluster. Diese Cluster bestehen aus Klassenräumen – klar – und daneben aus multifunktionellen Räumen für verschiedene andere Dinge sowie Differenzierungsräumen. OGS und Schule finden darin gleichzeitig statt.

Man kann sich anschauen, wie unterschiedlich diese Standorte waren. Trotzdem eint beide eine Sache: Sie sind sich nämlich darin einig, dass der Rechtsanspruch auf OGS nur umgesetzt werden kann, wenn ein Umdenken stattfindet. Es wurde bei dem Termin sehr schön gesagt: Es trifft die superpragmatische Jugendhilfe auf Lehrerinnen und Lehrer mit teilweise sehr klaren Rollenvorstellungen. Da müssen sich Mindsets ändern, und zwar um die OGS gut und vor allem im Sinne unserer Kinder umzusetzen.

Ja, ein Ausführungsgesetz wäre schön, aber ein solches Gesetz ändert nicht mal eben dieses Mindset. Es kann einen Rahmen bieten, diesen bietet aber auch der Doppelkopferlass.

Eine weitere Herausforderung bzw. Frage wurde bei dem Termin sehr deutlich. Wer arbeitet eigentlich in OGS? Wie gehen wir mit dem Mangel, um, den wir haben? Es fehlen nämlich nicht nur Fachkräfte, sondern auch weitere Menschen, die in OGS arbeiten können. Bei dem Termin wurde sehr deutlich, dass es viele Träger gibt, die sich schon seit Jahren auf den Weg machen, um Qualifizierung anzubieten, also um Menschen für OGS fit zu machen, denn die Arbeit in OGS ist herausfordernd, und zwar gerade dann, wenn Kinder hohe Bedarfe mitbringen. Pädagogisches Handeln in OGS bedeutet deutlich mehr als nur Betreuung. Es bedeutet, ansprechbar zu sein, einordnen zu können, was berichtet wird, genau hinzuschauen, zu beobachten und Kinderschutz zu gewährleisten.

Der Rechtsanspruch auf Ganztag ist gut, und als Land stehen wir dahinter und halten daran fest. Das ist die richtige und wichtige Nachricht für die Familien in unserem Land.

(Beifall von den GRÜNEN und der CDU)

Trotzdem oder vielleicht genau deswegen steht gerade der quantitative Ausbau im Vordergrund, während gleichzeitig parallel schon Maßnahmen laufen, um perspektivisch auch qualitativ auszubauen. Allein mehr Geld zu fordern, wie die SPD es in ihrem Antrag tut, greift dabei zu kurz. Deswegen lehnen wir den Antrag ab. – Vielen Dank.

(Beifall von den GRÜNEN und der CDU)

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