Eileen Woestmann: „Die Vereinbarkeit von Familie und Beruf kann nur gelingen, wenn Eltern wissen: Mein Kind ist gut versorgt“

Zum Antrag der Fraktionen von CDU und GRÜNEN im Landtag zum Kita-Helfer-Programm

Portrait Eileen Woestmann

Der Antrag

Eileen Woestmann (GRÜNE): Sehr geehrter Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen der demokratischen Fraktionen! Während meines Studiums habe ich in einer Kindertageseinrichtung gearbeitet. Ich habe als studentische Hilfskraft den Erzieherinnen und Erziehern bei ihrer Arbeit geholfen. Ich habe Tische gedeckt, mal kurz durchgefegt, beim Mittagessen oder beim Spielen in der Turnhalle unterstützt. Ich war bei Ausflügen dabei und habe beim Freispiel im Garten geholfen.

Auch wenn ich diese Arbeit sehr bereichernd und schön fand, so ist sie doch auch enorm herausfordernd und anstrengend. Dass meine Kolleginnen wirklich eine Pause gemacht haben, habe ich selten erlebt.

Erzieherinnen und Erzieher leisten enorm viel, aber das wird viel zu wenig gesehen und vor allem viel zu wenig wertgeschätzt. Aber Erzieherinnen und Erzieher sind eine feste Größe für unsere Kinder.

(Beifall von den GRÜNEN – Vereinzelt Beifall von der CDU)

Sie dürfen die kleinsten Mitglieder unserer Gesellschaft begleiten, ihnen die Welt zeigen, Werte vermitteln. Sie freuen sich über neues Können und trösten bei Bedarf. Sie legen gemeinsam mit den Eltern den Grundstein für den späteren Bildungsweg. Gemeinsam mit den Eltern bilden sie Erziehungspartnerschaften und prägen das Leben unserer Kinder.

Erzieherinnen und Erzieher müssen ständig ansprechbar sein. Wissen vermittelt sich nicht von alleine, sondern es muss gut vorbereitet werden. Für Kinder mit besonderen Bedürfnissen braucht es zusätzliche Zeit, und die individuelle Dokumentation zu jedem Kind ist wichtig, aber auch zeitintensiv. Rücksprachen mit den Eltern sind unverzichtbar. Ich habe großen Respekt vor der Arbeit der Erzieherinnen und Erzieher.

(Beifall von den GRÜNEN – Vereinzelt Beifall von der CDU)

Auch für uns Eltern sind die Kitas unersetzlich. Die Vereinbarkeit von Familie und Beruf kann nur gelingen, wenn Eltern wissen: Mein Kind ist gut versorgt.

Das Ausmaß der Auswirkungen flächendeckender Kita-Schließungen ist in der Coronapandemie deutlich geworden. Chancengerechtigkeit erreichen wir nur, wenn alle Kinder die Möglichkeit haben, vom ersten Lebensjahr an eine qualitativ hochwertige Betreuung zu erhalten.

In den Kitas in Nordrhein-Westfalen brennt es – und das nicht erst seit dieser Legislaturperiode. Die gerade beschriebenen Aufgaben können nur gut gelingen, wenn es ausreichend Kolleginnen und Kollegen gibt und gute Arbeitsbedingungen vorhanden sind. Genau das ist aber nicht der Fall.

Leider ist es nicht möglich, mit dem Finger zu schnippen, um die fehlenden Fachkräfte zu bekommen. Wir brauchen viele kleine und große Maßnahmen, um dem Fachkräftemangel zu begegnen. Vor allem müssen wir dafür sorgen, dass pädagogische Fachkräfte in den Kitas erhalten bleiben und ihre verantwortungsvolle Arbeit weiter ausüben können. Genau deswegen braucht es Entlastung.

(Beifall von den GRÜNEN und der CDU – Dr. Dennis Maelzer [SPD]: Waren Sie bei der Debatte eben auch dabei?)

Einen wichtigen Beitrag dazu leisten die sogenannten Kita-Helferinnen und -Helfer. Sie entlasten die pädagogischen Fachkräfte, damit diese sich voll und ganz auf ihre pädagogische Arbeit konzentrieren können. Sie unterstützen beim Küchendienst und beim Tischdecken. Vor allem aber sorgen sie mit ihrer Arbeit dafür, dass Erzieherinnen und Erzieher mehr Zeit am Kind haben, wie man so schön sagt, oder ihre Vorbereitungszeit nutzen können, ohne nebenher schnell ihr Brötchen essen zu müssen.

Nachdem das Kita-Helfer-Programm nach der Bildung der Koalition durch CDU und Grüne für dieses Jahr verlängert wurde, freue ich mich nun, dass wir mit diesem Antrag das Programm fortsetzen und damit die Fachkräfte in den Kitas entlasten. Wir schaffen Planungssicherheit und leisten auf diese Weise einen wichtigen Beitrag dafür, dass die Kitas in Nordrhein-Westfalen eine gute Arbeit machen können.

Damit die Entlastung der Fachkräfte auch langfristig sichergestellt werden kann, beauftragen wir die Landesregierung, zusätzlich zu prüfen, inwieweit das Programm der Kita-Helferinnen und -Helfer in die KiBiz-Systematik aufgenommen werden kann. Außerdem soll geprüft werden, wie Kita-Helfer und -Helferinnen durch Ausbildungs-, Fortbildungs- und Weiterentwicklungsmaßnahmen als pädagogische Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter für die Kitas gewonnen werden können.

Auch wenn wir wissen, dass damit nicht alle Probleme gelöst werden, sind diese Maßnahmen ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung. Deshalb bitte ich um Ihre Zustimmung zu dem Antrag.

Bevor ich diese Rede beende, möchte ich mich bei all jenen bedanken, die in den Kitas arbeiten: Danke, dass Sie durch Ihre Arbeit und Ihre Bemühungen dafür sorgen, dass Kitas in Nordrhein-Westfalen ein guter Ort für unsere Kinder sind. – Vielen Dank.

(Beifall von den GRÜNEN und der CDU)

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