Eileen Woestmann: „Das System ist dynamisch und entwickelt sich ständig weiter“

Zum Antrag der SPD-Fraktion zu Kindergesundheit

Portrait Eileen Woestmann

Eileen Woestmann (GRÜNE): Sehr geehrte Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen der demokratischen Fraktionen! Liebe SPD, das Bild, das Sie zeichnen, ist sehr düster. Während ich Ihren sehr umfangreichen Antrag gelesen habe, kam bei mir das Gefühl auf, dass Ihr Blick auf Kinder und ihre Familien in Nordrhein-Westfalen ausschließlich defizitorientiert ist. Das Leben der Kinder ist geprägt von Einschnitten. Eltern sind aus Ihrer Sicht scheinbar nicht in der Lage, für eine gesunde Ernährung der Kinder zu sorgen. Prinzipiell scheinen Eltern in Ihren Augen keinerlei Erziehungskompetenzen mehr zu besitzen. Kita, Schule, Vereine und Jugendhilfe müssen demnach die Erziehung der Kinder übernehmen.

Kinder, die sexualisierte Gewalt erlebt haben, sollen in Ihren Augen offenbar weiter entmündigt werden, indem man sie ab der Tat ein Leben lang begleitet, damit ihr Leben lebenswert bleibt.

(Lisa-Kristin Kapteinat [SPD]: Das ist nicht Ihr Ernst, die Rede!)

Das impliziert Ihre Beschreibung:

(Jochen Ott [SPD]: Das ist die Arroganz der bürgerlichen Milieus!)

Das Leben von Menschen, die Überlebende sexualisierter Gewalt sind, ist per se nicht mehr lebenswert.

(Lisa-Kristin Kapteinat [SPD]: Es geht Ihnen darum, uns anzugreifen! Oder geht es Ihnen darum, etwas für die Kinder zu tun?)

Offenbar scheint Ihre Partei auch auf Bundesebene, wo sie den Kanzler stellt und Teil der Ampelkoalition ist, herzlich wenig gemein zu haben

(Lisa-Kristin Kapteinat [SPD]: Peinlich!)

mit der Partei, die hier in NRW diesen Antrag einreicht.

(Jochen Ott [SPD]: Das ist Rodenkirchener Grüne!)

Wir als Landesregierung sollen uns laut Bundesregierung für die Kindergrundsicherung einsetzen – die Diskussion nimmt gerade Fahrt auf –, und Sie sind Teil davon.

Wenn man Ihren Antrag „Entwicklungspsychologie“ heute liest, dann könnte man meinen, in Nordrhein-Westfalen gebe es gar nichts, keine Angebote, keine Strukturen für Kinder und ihre Familien.

(Kirsten Stich [SPD]: Das ist nicht so!)

Ich nehme das nicht so wahr. Ich nehme wahr, dass der Großteil der Familien in NRW einen großartigen Job macht

(Lisa-Kristin Kapteinat [SPD]: Das stellt niemand infrage!)

und mündige, gut erzogene, lebensfähige Kinder begleitet und erzieht.

(Beifall von den GRÜNEN – Lisa-Kristin Kapteinat [SPD]: Haben Sie die Bertelsmann-Studie wahrgenommen?)

Ich nehme war, dass Kinder sich einbringen und Ideen haben. Natürlich geht es immer noch besser. Ich möchte auch gar nicht darüber hinweggehen, dass die Situation in den Kinderkrankenhäusern diesen Winter alarmierend war und wir viele Familien haben, die in Armut leben, und es natürlich Kinder gibt, die unter prekären Lebensrealitäten aufwachsen.

Natürlich sind wir gerade als Politik gefragt, auch diese Gruppe der Menschen noch mal stärker in den Fokus zu nehmen, um Ihnen gezielte Angebote zu machen.

(Silvia Gosewinkel [SPD]: Deshalb Masterplan!)

Aber nur weil man Ideen aufschreibt, sind sie nicht einfach umgesetzt.

(Lachen von Jochen Ott [SPD] – Zuruf von Lisa-Kristin Kapteinat [SPD])

Wer einen Masterplan Kindergesundheit fordert, vergisst, dass es viele gute Angebote in NRW für Familien und ihre Kinder gibt.

(Zuruf von Silvia Gosewinkel [SPD])

Es gibt etablierte Strukturen, die bedarfsorientiert und lebensweltorientiert Familien und ihre Kinder beraten und begleiten. Das System ist aber dynamisch und entwickelt sich ständig weiter, eben um den Bedarf im Sozialraum genau abzudecken, anzupassen und flexibel reagieren zu können.

Wir als Koalition werden diese bestehenden Systeme und ihre Arbeit unterstützen und bei Bedarf weiter ausbauen,

(Lisa-Kristin Kapteinat [SPD]: Bei Bedarf? Was müssen Sie denn noch sehen?)

und darauf wird Meral Thomas gleich noch weiter eingehen. – Herzlichen Dank.

(Beifall von den GRÜNEN und der CDU)