Dr. Julia Höller: „Damit dieser moralische Wertekompass stabil bleibt“

Zum Gesetzentwurf der Landesregierung zur kirchlichen Polizeiseelsorge

Portrait Dr. Julia Höller

Dr. Julia Höller (GRÜNE): Sehr geehrte Frau Präsidentin! Sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen der demokratischen Fraktionen! Das mit den anderthalb Minuten ist bei mir nicht angekommen.

Es ist zu später Stunde, ich finde es aber sehr wichtig, dass wir im Plenum auch mal Themen diskutieren und in den Fokus rücken, die nach außen hin weniger spektakulär sind, in der Sache aber für viele Menschen eine ganz große Bedeutung haben.

Die Polizeiseelsorge – ihr habt es gesagt – leistet in NRW eine enorm wichtige Arbeit. Ich finde, es ist an der Zeit, dass wir uns damit auch im Plenum beschäftigen und einfach mal Danke sagen.

Es ist auch deshalb wichtig, darüber zu sprechen, weil Seelsorge etwas mit Helfen und Sichhelfenlassen zu tun hat. Dieses Sichhelfenlassen ist nicht immer etwas, was man nach außen trägt, in den Fokus stellt, sondern es passiert häufig im Verborgenen. Daher ist es sehr wichtig, genau darüber zu sprechen, dass Sichhelfenlassen Normalität ist.

Die Polizeiseelsorge ist ein fester Bestandteil unserer Polizeifamilie, ob nach extremen Einsätzen wie der Loveparade, ob als seelsorgerische Begleitung von Kolleginnen und Familie eines tödlich verunglückten Polizisten. Sie dient aber auch als Anlaufstelle. Ich halte das für wichtig, weil Polizistinnen und Polizisten damit eine Möglichkeit haben, sich jemandem anzuvertrauen, der Teil dieser Familie, aber nicht direkt in dem System verortet ist.

Wir alle wissen, neben Alltagsreflexion und Supervision leistet die Polizeiseelsorge auch im Bereich der Ausbildung einen ganz wichtigen Beitrag. Alle Polizistinnen, egal welcher Religion, und ihre Angehörigen können sich an die Seelsorgerinnen und Seelsorger wenden. Wir haben es eben schon gehört, sie unterliegen der Schweigepflicht, was ein ganz wichtiger Punkt ist.

Seelsorge in den Fokus zu rücken, ist auch deswegen wichtig, weil es zu einer professionellen Arbeitskultur und zur Professionalität gehört, sich mit sich selbst zu beschäftigen, zu reflektieren, was dieser wahnsinnig stressige Job, der ganz, ganz viele Dimensionen hat und der einen jeden Tag vor viele besondere physische und psychische Herausforderungen stellt, mit einem macht.

Wir fordern von unseren Polizist*innen zu Recht eine hohe moralische Integrität. Wir haben als Arbeitgeberin, als Land daher die Pflicht, solche Strukturen zu schaffen und den Menschen, die für uns bei der Polizei arbeiten, anzubieten.

Durch Seminare, Austauschformate, Begegnungen und vieles mehr unterstützen wir die Seelsorger*innen dabei, dass dieser moralische Wertekompass stabil bleibt.

Deswegen stimmen wir diesem Gesetzentwurf sehr gerne zu und freuen uns, dass das, was sonst im Verborgenen passiert, hier in den Fokus rückt. – Vielen Dank.

(Beifall von den GRÜNEN und der CDU)

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