Dagmar Hanses (GRÜNE): Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen der demokratischen Fraktionen! Digitale Medien und das Internet gehören zum täglichen Leben und zur Lebensrealität von Jugendlichen und jungen Erwachsenen. Der Anteil der Jugendlichen, die keine digitale Medien nutzt, liegt laut der aktuellen Shell Jugendstudie je nach Medium im einstelligen Prozentbereich.
Deshalb gibt es seit Ende der 1990er-Jahre Onlineunterstützungsangebote, die sich in den letzten 30 Jahren erweitert und weiterentwickelt haben. Das Thema des SPD-Antrags ist also von großer jugendpolitischer Bedeutung. Wir stimmen der Überweisung in die verschiedenen Ausschüsse selbstverständlich zu.
Doch wie Sie diesen Antrag angelegt haben, lässt uns an Ihrer jugendpolitischen Kompetenz zweifeln.
(Zuruf von der SPD: Oh!)
Sie beziehen sich ausdrücklich auf den Kinder- und Jugendförderplan. Warum stehen auf Ihrem Antrag aber keine Jugendpolitikerinnen und Jugendpolitiker?
Über 4 Millionen Euro sind bereits im Kinder- und Jugendförderplan für die Digitalisierung in der Kinder- und Jugendhilfe, in der Jugendmedienarbeit vorgesehen – für Projekte und auch für Forschung in diesem Bereich.
Ob das Projekt aus Bayern, das Sie in Ihrem Antrag heranziehen, ein Modell ist, das uns wirklich weiterbringt, möchten wir auf jeden Fall infrage stellen. Ob ein Runder Tisch uns bei dem Thema nach vorne bringt, halten wir ebenfalls für fragwürdig.
Verbandliche und offene Jugendarbeit sowie die Jugendsozialarbeit arbeiten selbstverständlich digital. Jugendverbände bearbeiten Sitzungen und Anträge in Tools, von denen sich viele eine Scheibe abschneiden können.
Ich habe im Sommer noch eine Jugendtour gemacht und ein Jugendzentrum im Bielefeld-Brake besucht,
(Zuruf von der SPD: Schön!)
wo jeden Tag ein Insta-Live gemacht wird, um die Jugendlichen anzusprechen und über Angebote zu informieren. Es gibt umfangreiche Onlineberatungsangebote für verschiedene Lebenslagen, und sie werden stetig mehr genutzt.
In der Tat sind Mobbing, Gewalt, Liebeskummer oder auch Stress in Schule und mit Eltern herausfordernde Lebenslagen junger Menschen, die auch Onlineangebote brauchen. Wir brauchen die Verknüpfung von Online und Offline, weil der echte, persönliche Kontakt durch nichts zu ersetzen ist.
Wir können dem Thema in den Fachausschüssen gerne noch einmal mehr Bedeutung zuweisen, aber wir fragen uns, ob das mit Ihrem Antrag gelingt. – Herzlichen Dank.
(Beifall von den GRÜNEN – Vereinzelt Beifall von der CDU)