Dagmar Hanses: „Geschlechtergerechte Sprache ist manchmal so einfach“

Antrag der FDP zu Rasenmäher statt Rasenmäherin

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Dagmar Hanses (GRÜNE): Herr Präsident! Sehr geehrte Damen und Herren! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Eigentlich war dieser Antrag ja für morgen vorgesehen. Da hätte er aus meiner Sicht auch hingehört.
(Vereinzelt Beifall von den GRÜNEN und der SPD)
Der 11.11. um 11:11 Uhr wäre der richtige Rahmen gewesen, um diesen Antrag zu beraten. Leider fällt das morgige Plenum aus.
(Zuruf von der FDP: Zur Sache!)
Deshalb ist es wohl ein verspäteter Aprilscherz. Ich weiß wirklich nicht, ob das von der FDP wirklich ernst gemeint war.
(Zuruf von der SPD: Leider ja!)
Mit diesem Antrag haben Sie sich endgültig disqualifiziert, zur Geschlechtergerechtigkeit in diesem Land beizutragen.
(Stefan Zimkeit [SPD]: Das wollen sie doch gar nicht! Das ist doch Klientelpolitik! – Zuruf von Thomas Nückel [FDP])
Dazu gehört selbstverständlich die Sprache.
(Beifall von den GRÜNEN)
Selbstverständlich prägt Sprache auch Bewusstsein. Sehen wir einmal uns Texte an, in denen die männliche Form genannt ist. Der Kollegin Kopp-Herr bin ich sehr dankbar für den entsprechenden Hinweis. Ich bin Erzieherin und hatte Fachbücher, in denen immer „der Erzieher“ stand; nach dem Motto: Du bist ja auf der Erzieherschule. – Es waren ausschließlich Frauen an dieser Schule. Aber wir kamen nicht vor.
(Zurufe von der FDP)
– Ja, das ist der Abwehrkampf der alten Männer. Es ist unerträglich. Sie werden diesen Abwehrkampf der alten weisen Männer verlieren.
(Beifall von den GRÜNEN und Ministerin Barbara Steffens – Vereinzelt Beifall von der SPD)
Schauen wir uns die Verfassung des Landes Nordrhein-Westfalen an, Herr Kollege Witzel. Darin steht: der Ministerpräsident. – Wir haben eine wunderbare Ministerpräsidentin.
(Beifall von den GRÜNEN und der SPD)
Darin steht: der Landtagspräsident. – Wir haben eine wunderbare Landtagspräsidentin.
(Beifall von den GRÜNEN und der SPD)
Darin steht: der Präsident des Landesverfassungsgerichtshofs. – Wir haben eine wunderbare Präsidentin.
(Zuruf von der FDP)
Darin steht: der Präsident des Landesrechnungshofs. – Wir haben eine wunderbare Präsidentin.
Wenn Menschen diese Texte lesen,
(Dr. Joachim Stamp [FDP]: Dann kann es aber so schlecht nicht sein! – Nicolaus Kern [PIRATEN]: Da zeichnet sich ja eine unglaubliche Frauenbenachteiligung ab!)
dann gibt es noch eine ganze Menge zu tun, damit auch klar ist, dass diese Funktionen von Frauen ausgeübt werden können und müssen.
(Beifall von den GRÜNEN – Zurufe)
– Aber hallo! – Frauen machen die Hälfte der Bevölkerung aus. Frauen stellen die Hälfte der Bürgerinnen und Bürger unseres Landes.
(Zuruf von der FDP: Ja, und?)
Frauen gehören in alle Funktionen und Bereiche. Deshalb gehört natürlich auch eine geschlechtergerechte Sprache dazu.
Ihre abstrusen Beispiele stammen aus einem Antrag, der gar nicht beschlossen wurde. Die FDP hat es immer noch nicht verstanden. Der Kollege Dr. Orth war früher Vorsitzender des Rechtsausschusses. Er führte immer eine „Rednerliste“. Wie Sie wissen, sind alle anderen Obleute Männer. Ich habe mich dann gemeldet und gefragt: Herr Dr. Orth, stehe ich denn auch auf Ihrer Rednerliste?
Es ist so einfach, Frau Schneider. Hier steht: Redeliste. – Geschlechtergerechte Sprache ist manchmal so einfach.
(Beifall von den GRÜNEN und der SPD – Zuruf von Stefan Zimkeit [SPD])
– Ja.
Die Punkte 1 bis 3 in Ihrem Antrag hat die Landesregierung schon lange auf den Weg gebracht. Es ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe, damit wir gemeinsam weiterkommen.
Frau van Dinther, ich war noch nie Otto Normalverbraucher. Viele Millionen Frauen fühlen sich auch nicht als Otto Normalverbraucher. Gender Budgeting hat nichts mit geschlechtergerechter Sprache zu tun. Das ist Unfug, völliger Unfug.
Der letzte Punkt Ihres Antrags greift massiv in die Hochschulfreiheit ein. Das können wir mit dem Grundgesetz nicht vereinbaren. Das können wir mit dem Hochschulfreiheitsgesetz nicht vereinbaren. Das ist völliger Quatsch.
(Beifall von den GRÜNEN)
Das werden die Hochschulen weiterhin in ihrer Autonomie regeln. Sie werden es für eine bessere Geschlechtergerechtigkeit gut regeln.
Wir werden dieses wichtige Thema nicht der Lächerlichkeit preisgeben. Wir lehnen Ihren Antrag von vorne bis hinten ab. – Vielen Dank.
(Beifall von den GRÜNEN und der SPD)

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