Arndt Klocke: „Ich fände es gut, wenn wir hier nicht die Standards von Saudi-Arabien und anderen Ländern übernehmen würden“

Antrag der Fraktionen von CDU und FDP zu digitalem Kunst- und Kulturbetrieb

Arndt Klocke (GRÜNE): Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen! Die NRW-Opposition teilt die guten Vorschläge aus der Regierung. Ich habe zwar auch festgestellt, lieber Andreas Bialas, dass eine ganze Reihe von Punkten schon im Kulturförderplan steht, die jetzt in dem Antrag wieder erwähnt worden sind und fortgeführt werden, aber deswegen ist das ja nicht falsch.
Es ist eine zentrale Zukunftsaufgabe im Kulturbereich, die Digitalisierung von Kunstwerken, Kunstschätzen, der kulturellen Arbeit in diesem Bereich voranzutreiben.
Als sehr netzaffiner Mensch und als jemand, der viel im kulturellen Bereich unterwegs ist, würde ich sagen: Da ist noch viel Luft nach oben, wenn man sich Nordrhein-Westfalen ansieht. Da ist bisher wenig so, wie es sein sollte. Man muss alleine nur schauen, welche Apps im Angebot sind, welche Museen schon digitalisiert sind, welche Zugänge dort vorhanden sind.
Hier ist in den nächsten Jahren Pionierarbeit zu leisten, Frau Ministerin. Da steht Ihnen einiges bevor. Wir halten das inhaltlich auch für richtig.
An der Stelle würde ich gerne eine Sache ansprechen, auch wenn das nur ein Aspekt oder ein Teilbereich ist, der aber aus meiner Sicht dazugehört. Zur Digitalisierung gehört nämlich auch eine Wertedebatte.
Im vergangenen Jahr habe ich eine große Ausstellung in der Bundeskunsthalle in Bonn besucht. Das war die Werkschau von Marina Abramović, einer der bekanntesten lebenden Performance-Künstlerinnen weltweit, die auch in der Historie von Joseph Beuys unterwegs ist. Man durfte in dieser Ausstellung, weil es lebende Kunstwerke gab, fotografieren, was ich gemacht habe. Einige Fotos habe ich dann in sozialen Netzwerken geteilt, also bei Facebook und Instagram. Beide Accounts wurden mir daraufhin gesperrt, weil auf einem dieser Fotos etwas nackte Haut zu sehen war. Von Instagram wurde mir angekündigt, sollte ich noch einmal ein solches Foto posten, würde mein Account unverzüglich gelöscht.
Das ist auch ein Teil von Digitalisierung. Ich war nicht auf der Reeperbahn unterwegs, sondern ich war in der Bundeskunsthalle in Bonn. Das gehört ebenfalls zur Digitalisierungsdebatte.
Wir wissen, dass auch Bilder aus dem Louvre – Kunstschätze, 400 Jahre alt – mit Madonnengestalten, Engeln etc. nicht bei Facebook oder in anderen Netzwerken veröffentlicht werden dürfen, weil sie angeblich nicht dem internationalen Wertekontext entsprechen.
Ich meine, wenn man Digitalisierung vorantreibt, was natürlich völlig richtig ist, ist es auch eine Aufgabe von Kulturschaffenden, Museen, Leitern, Behörden, Ministerien etc., mit Anbietern in dieser digitalisierten Welt in eine solche Debatte einzutreten. Ich fände es gut, wenn wir hier nicht die Standards von Saudi-Arabien und anderen Ländern übernehmen würden, sondern die der westlichen Welt, in der wir leben und unterwegs sind, damit Fotos von Kunstwerken, die eindeutig als Kunstwerke zu erkennen sind, nicht zensiert und gelöscht werden, sondern auch in einer digitalisierten und digitalen Welt nicht nur live in den Museen, sondern auch im digitalisierten Universum erlebt und angeschaut werden können.
Sie haben auf jeden Fall die Unterstützung von der grünen Seite für den Antrag. Wir sind gespannt. Der von Herrn Bialas eingeforderte Bericht, was bisher passiert ist, interessiert uns natürlich auch. Es kann sozusagen nur noch mehr werden. – Danke für die Aufmerksamkeit.
(Beifall von den GRÜNEN) 

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