Wohnen ist ein Menschenrecht und die Grundvoraussetzung für gesellschaftliche und politische Teilhabe. Wohnungslosigkeit ist eine extrem prekäre Form von Armut, die die Fraktionen von CDU und GRÜNEN im Landtag von Nordrhein-Westfalen entschlossen angehen wollen. Neben bestehenden Maßnahmen der Wohnungslosenhilfe ist seit einigen Jahren auch der Ansatz „Housing First“ in NRW erprobt, mit dem obdachlosen Menschen direkt und ohne Vorbedingungen Wohnraum und Unterstützung angeboten wird. Es ist unser Ziel, dieses Konzept landesweit auszubauen. Wie das gelingen kann, diskutierten Politikerinnen und Politiker gemeinsam mit Fachleuten aus Wohnwirtschaft, Kommunen, Housing-First-Mieterinnen und -Mietern sowie Vertretern von Trägerorganisationen und Projekten auf Einladung von CDU und Grünen bei einem Werkstattgespräch im Landtag von Nordrhein-Westfalen.
Julia von Lindern vom Verein Housing First erläuterte, wie das Konzept an die Rahmenbedingungen in Nordrhein-Westfalen angepasst wird. Dr. Harald Rau, Sozialdezernent der Stadt Köln, und Johannes Böttgenbach von der Caritas boten einen Überblick über die gegenwärtige Umsetzung in den Kommunen. Britta Oellers, Abgeordnete der CDU-Landtagsfraktion und Mitglied des Ausschusses für Arbeit, Gesundheit und Soziales, und Jule Wenzel, sozialpolitische Sprecherin der GRÜNEN-Landtagsfraktion, moderierten das Gespräch.
Jule Wenzel: „Wir müssen auf Landesebene Strukturen unterstützen, die den Austausch und die Vernetzung der Akteurinnen und Akteure vorantreiben. Unser Werkstattgespräch ist ein erster Schritt. Das inspirierende Beispiel von Housing-First-Mieter Rüdiger, der nach 22 Jahren durch die eigene Wohnung wieder Freiheit und Sicherheit hat, bewegt nicht nur, sondern verdeutlicht, dass Housing First wirkt. Die vielen positiven Beispiele lösen bei uns allen den Drang aus, bestehende Hürden für Housing First mit geballter Anstrengung zu minimieren. Wir werden das im Landtag in den nächsten Wochen angehen und eine parlamentarische Initiative starten.“
Britta Oellers: „Im Juni 2022 waren insgesamt 78.350 Menschen in Nordrhein-Westfalen ohne reguläre Wohnung mit eigenem Mietvertrag. Obwohl diese Zahl immer noch zu hoch ist, zeigen unsere Anstrengungen also Wirkung: Denn die Zahl der Menschen ohne eigene Wohnung in NRW ist erstmals seit einem Jahrzehnt rückläufig. Dennoch stellt die Wohnungslosigkeit für viele Menschen sowie für jene, die von einer solchen Situation bedroht sind, weiterhin eine akute Herausforderung dar –insbesondere vor dem Hintergrund der jüngsten Krisen.“