Im Ausschuss für Gleichstellung und Frauen fand heute eine Sachverständigenanhörung zum Thema Sexkaufverbot nach dem nordischen Modell statt. Dazu erklärt Josefine Paul, Vorsitzende und frauenpolitische Sprecherin der GRÜNEN Landtagsfraktion NRW:
„Statt einer Verbotsdebatte braucht es mehr Akzeptanz, Gesundheitsversorgung und den Ausbau der freiwilligen Beratung. Das sogenannte nordische Modell bringe keinerlei Verbesserung, sondern verschiebe Probleme, wie sich dies in anderen Ländern bereits gezeigt hat – darin waren sich die Sachverständigen von Beratungsstellen kirchlicher und freier Träger, Berufsverbänden und Gewerkschaften heute einig.
Die Situation der Sexarbeiterinnen und Sexarbeiter ist gerade jetzt in der aktuellen Corona-Krise sehr angespannt. Daher wäre es wichtig, sie an einen Tisch zu holen und mit ihnen über Perspektiven, auch über die Pandemie hinaus, zu diskutieren. Dafür sollte der Runde Tisch Prostitution in NRW, der sich bereits in der Vergangenheit bewährt hat, erneut einberufen werden. Ziel muss es generell sein, Prostitution weiter ins Hellfeld zu holen und den Schutz und die Stärkung der Rechte von in der Sexarbeit Tätigen zu verbessern.
Denn wer Prostitution verbietet, verdrängt die in der Sexarbeit Tätigen in die Illegalität, wo ihr Leben noch schwieriger und gefährlicher wird. Darüber hinaus braucht es für Ausstiegshilfen kein nordisches Modell. Menschen, die aussteigen wollen, brauchen gut erreichbare Beratungsangebote. Bei einem sogenannten Sexkaufverbot wird es aber auch für Beratungsstellen schwieriger, in der Sexarbeit Tätige zu erreichen und ihnen Hilfe und Unterstützung anbieten zu können.
Die Anhörung hat aber auch gezeigt, dass eine Überarbeitung des Prostituiertenschutzgesetzes für bessere Arbeitsbedingungen und eine bessere rechtliche Stellung von in der Sexarbeit Tätigen notwendig ist.“