Beer: Gebauers Corona-Regeln für die Schulen halten Praxistest nicht stand 

Zur der Corona-Situation an Schulen in NRW, erklärt Sigrid Beer, bildungspolitische Sprecherin der GRÜNEN Landtagsfraktion NRW:

„Das Schuljahr ist so gestartet, wie viele befürchtet haben. Delta-Variante und Reiserückkehrende führen dazu, dass ganze Lern- und OGS-Gruppen nach wenigen Schultagen in die Quarantäne müssen. Die Schulen stehen bei den steigenden Inzidenzen wieder vor genau derselben Situation der Unwägbarkeit wie im vergangenen Schuljahr. Es ist bereits jetzt – nach nur einer Woche – abzusehen, dass wieder Kinder und Jugendlichen in benachteiligenden sozialen Lebensverhältnissen besonders von Quarantänen betroffen sein werden. Die Ankündigung von Schulministerin Gebauer, allenfalls Sitznachbarn in Quarantäne zu schicken, sofern die Gesundheitsämter vor Ort Kontaktpersonen nicht anders definieren, ist reine Wahlkampfrhetorik. Frau Gebauer verschließt die Augen vor der Realität: Kontakte beim Sportunterricht, in der Mensa oder während der Pause werden vergessen. Deshalb sehen sich die Gesundheitsämter in der Praxis kaum in der Lage, die vereinfachten Quarantäneregelung anzuwenden – und schicken doch wieder zahlreiche Kinder in die Quarantäne.

Familien haben sich aber auf die Aussage der Schulministerin verlassen, dass nur die Sitznachbarn in Quarantäne geschickt werden. Die wiederrum gefällt sich offenbar darin, sich als diejenige darzustellen, die Präsenzunterricht ermöglicht, während die Realität für viele Schülerinnen und Schüler ganz anders aussieht. Ihre plumpe Wahlkampfrhetorik müssen die Betroffenen ausbaden. Verlässliche Regeln sind die Basis für die Akzeptanz der Schutzmaßnahmen. Das heißt ganz klar: Um Quarantänen so weit wie möglich zu vermeiden, sind tägliche Tests notwendig und nicht nur zweimal in der Woche. Zudem muss das System der PCR-Lollitests auf die weiterführenden Schulen ausgedehnt werden.

Auch bei den Testnachweisen scheitert Schulministerin Gebauer mit ihrem unausgegorenen Vorbereitungen zum Schulstart. Der Schülerausweis als Testnachweis wird zum Rohrkrepierer und muss nach noch nicht einmal einer Woche wieder kassiert werden. Jetzt gelten Schülerinnen und Schüler unter 16 generell als getestet. Unabhängig davon, wann welcher Test in der Schule stattgefunden hat und ob Kinder und Jugendliche überhaupt daran teilgenommen haben. Die Inzidenzen explodieren und bescheren vielen Kommunen, beispielsweise Leverkusen auch wieder extrem hohe Werte bei Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen.

Eine Woche nach Schulstart erreicht den Landtag zudem eine Vorlage mit der Verwaltungsvereinbarung zwischen Land und Bund für das Luftfilterprogramm, die aber wieder nur eine eingeschränkte Förderung von mobilen Geräten in den Schulen zulässt. Immer wieder wird deutlich, dass weder Kommunalministerin noch Schulministerin den Schutz durch Luftfilter ernst nehmen. Das Papier der Deutschen Forschungsgemeinschaft zur Aerosolforschung bleibt außen vor.

Für einen sicheren Schulbetrieb bleibt auch das Impfen entscheidend. Impfangebote für Berufskollegs und die Gymnasiale Oberstufen reichen nicht aus, sondern müssen auch für die Sekundarstufe I gewährleistet werden. Ein Mitimpfen von Familienmitgliedern muss zudem unkompliziert möglich sein. Eltern müssen auf Basis dieser Politik der Landesregierung den Eindruck gewinnen, dass bewusst die Durchseuchung von Kindern und Jugendlichen in Kauf genommen wird, anstatt wirklich alles zu tun, um Covid-Erkrankungen und damit auch das Risiko von Long-Covid bei Kindern und Jugendlichen zu vermeiden.“

 

Zusätzliche Informationen zu den gestiegenen Inzidenzen in Leverkusen in Bezug auf die jeweiligen Altersgruppen: 5- bis 9-Jährige (>546), 10- bis 14-Jährige (>878) sowie 15- bis 20-Jährige (>729). Daten des Landesgesundheitszentrums NRW vom 24.8.21.