Wie bewertet die Landesregierung Betäubungsmethoden bei der Schlachtung von Schweinen?

Kleine Anfrage von Norwich Rüße

Portrait Norwich Rüße

Über 18 Millionen Schweine werden jährlich in Nordrhein-Westfalen gewerblich geschlachtet. Die wohl am häufigsten angewandte Methode zur Betäubung der Tiere beim Schlachten ist die Betäubung mit Kohlendioxid (CO2). Daneben sind die Elektrobetäubung und – u.a. bei Hausschlachtungen und für Schweine, die ganzjährig im Freien gehalten werden – die Betäubung durch Bolzenschuss zugelassen (s. § 12 Absatz 3 i.V.m Anlage 1 TierSchlV). Die Betäubung unter Einsatz der Edelgase Argon und Helium sowie mittels Stickstoff und einer Kombination dieser Gase, auch mit CO2, wird erforscht und noch nicht kommerziell eingesetzt. Obwohl sich in Studien insbesondere die Betäubung mit Helium als deutlich weniger belastend für die Tiere zeigte, ist das Edelgas teurer als CO2 und würde einen Umbau der bisher eingesetzten CO2-Betäubungsanlagen erfordern (https://www.swr.de/odysso/besser-schlachten-neue-methode-kann-schreckliche-tierquaelerei-deutlich-vermindern/-/id=1046894/did=13451574/nid=1046894/9x755v/index.html).
Bei der CO2-Betäubung werden die Tiere mittels einer hohen Konzentration betäubt. Die Tiere verlieren ihr Wahrnehmungs- und Empfindungsvermögen aber erst nach einer sogenannten Einleitungsphase von zehn bis dreißig Sekunden (https://www.ndr.de/ratgeber/verbraucher/Betaeubung-beim-Schlachten-Wie-Schweine- leiden,schweine650.html). In dieser Zeit verbindet sich das CO2 mit der Feuchtigkeit auf den Schleimhäuten der Atemwege der Tiere zu Kohlensäure (H2CO3), die auf die Schleimhäute der Tiere reizend wirkt (https://www.ndr.de/ratgeber/verbraucher/Betaeubung-beim-Schlachten-Wie-Schweine-leiden,schweine650.html). Das CO2 hat zudem stark atemstimulierende Wirkung und führt zu Hyperventilation, Atemnot und einem Erstickungsgefühl bei den Tieren. Beides führt vor Eintritt der Bewusstlosigkeit zu deutlichen Abwehrreaktionen der Schweine in Form von Lautäußerungen, Zurückdrängen, Kopfschütteln, Maulatmung, Sprüngen in die Luft und Fluchtversuchen (https://docplayer.org/20932901-Kohlendioxid-betaeubung-beim-schwein-gibt-es-eine-
tierschutzgerechtere.html). Aus tierschutzfachlicher Sicht ist die CO2-Betäubung wegen dieser in der Anfangsphase der Betäubung auftretenden Wirkungen abzulehnen.
Bei der Elektrobetäubung werden Schweine manuell mit einer Betäubungszange oder in halb- oder vollautomatischen Betäubungsanlagen durch eine Durchströmung des Gehirns und des Herzens elektrisch betäubt. Insbesondere aufgrund der Akkordarbeit in den Schlachtunternehmen ist die Fehlbetäubungsrate bei Schweinen allerdings hoch.
Beim Bolzenschuss bekommt das Tier einen kurzen Bolzen in den Kopf geschossen, was ein schweres Schädelhirntrauma verursacht und zu einem unmittelbaren Bewusstseinsverlust führt.
Vor diesem Hintergrund frage ich die Landesregierung:
1.         Welche Betäubungsmethoden wenden gewerbliche Schlachtstätten in NRW bei der Schlachtung von Schweinen derzeit an? (Bitte aufschlüsseln nach jährlicher Schlachtkapazität der Betriebe)
2.         Wie bewertet die Landesregierung die verschiedenen, im Text genannten Betäubungsmethoden – Betäubung mittels CO2, mittels Argon, mittels Stickstoff, mittels Helium, Elektrobetäubung (manuell, halbautomatisch, vollautomatisch) und Bolzenschuss – insbesondere im Hinblick auf tierschutzrelevante Aspekte? (Antwort bitte aufschlüsseln nach Betäubungsmethode)
3.         Welche Erkenntnisse liegen der Landesregierung zum aktuellen Forschungsstand zur Betäubung mit Edelgasen vor?
4.         Welche Forschungsprojekte zur tierschutzgerechten Betäubung von Schlachttieren hat das Land NRW in den letzten zehn Jahren gefördert? (Antwort bitte aufschlüsseln nach Jahr und unter Nennung der Fördersumme pro Projekt)
5.         Beabsichtigt die Landesregierung, sich auf Bundesebene dafür einzusetzen, dass die Tierschutz-Schlachtverordnung dahingehend geändert wird, dass Schweine nicht mehr mit Kohlendioxid betäubt werden dürfen? (Antwort bitte begründen)