Warum behindert das Neue Kommunale Finanzmanagement (NKF) nach wie vor die Förderung von modernen Holzbauweisen im kommunalen Gebäudebau?

Kleine Anfrage von Mehrdad Mostofizadeh, Horst Becker und Arndt Klocke

Mehrdad Mostofizadeh

Durch technische Innovationen und die Weiterentwicklung von Werkstoffen konnten die ursprünglichen Potentiale des Bauens mit Holz und anderen Baustoffen aus nachwachsenden Rohstoffen längst in den modernen Gebäudebau übertragen werden. Wissenschaftliche Untersuchungen bescheiden dem modernen Holzbau eine lange Lebensdauer, hohe Wertbeständigkeit und nicht zuletzt können die modernen Holzbauweisen die brandschutztechnischen Anforderungen in vollem Maße erfüllen. So ist längst – auch und gerade anhand von Bauvorhaben in NRW – der Nachweis erbracht worden, dass das brandschutztechnische Sicherheitsniveau bei mehrgeschossigen Holzbauten in moderner Bauweise erreicht wird. Bauen mit Holz ist nicht nur aus Gründen der Ressourceneffizienz und Abfallvermeidung die nachhaltigste Art des Bauens. Holzbau ist aktiver Klimaschutz. Während für die Herstellung einer Tonne Zement etwa 900 kg CO2 emittiert werden, bindet eine Tonne Holz etwa den gleichen Wert an CO2, der gerade durch die Nutzung als Baustoff langfristig gebunden werden kann. Aufgrund dieser Eigenschaften eignet sich ein in großem Maßstab betriebener Holzbau als aktive CO2-Senke. Die energetischen Eigenschaften von Holz erreichen die gleichen Werte wie künstliche Dämm- und Verbundstoffe und senken so den Energiebedarf gegenüber dem herkömmlichen Betonbau.

Der Baustoff Holz sollte aber nicht nur unter ökologischen Aspekten gefördert werden. Aufgrund seiner innovativen und flexiblen Einsetzbarkeit ist Holz auch geeignet knapper und damit teurer werdende Baustoffe wie Sand oder Kies zu ersetzen und kann so die Wirtschaftlichkeit des Bauens dauerhaft verbessern.

Gerade vor diesem Hintergrund ist der Holzbau längst nicht mehr nur eine Alternative für den Einfamilienhausbau, sondern auch für den Geschossbau, gewerbliche Immobilien, aber auch öffentliche Gebäude, wie z.B. den Schulbau. Dieses Potential zu nutzen wird nordrhein-westfälischen Kommunen allerdings durch die aktuelle Ausgestaltung des Neuen Kommunalen Finanzmanagements erheblich erschwert. Denn die beschriebenen besonders förderwürdigen Eigenschaften des Holzbaus werden in den aktuellen Rahmentabellen zur Gesamtnutzungsdauer für kommunale Vermögensgegenstände nicht entsprechend abgebildet. Während Gebäude, die in Massivbauweise errichtet wurden in den meisten Fällen über bis zu 80 Jahre abgeschrieben werden können, stehen für sonstige Bauweisen z.B. für Schulneubauten (im Gegensatz zu z.B. Kindergärten) Abschreibungszeiträume von maximal 40 Jahren zur Verfügung. Damit sind z.B. Schulgebäude, die in Holzbauweise errichtet werden, heute Barracken und Behelfsbauten gleichgestellt. Durch die verkürzten Abschreibungszeiträume und die damit einhergehenden wesentlich höheren, jährlich zu

erwirtschaftenden Abschreibungen wird der eigentlich wünschenswerte Holzbau im Bereich der kommunalen Gebäude konterkariert.

Vor diesem Hintergrund fragen wir die Landesregierung:

  1. Welche Erkenntnisse liegen der Landesregierung über die vergleichenden Eigenschaften herkömmlicher Massivbauweisen auf Grundlage von Stein und Beton gegenüber modernen Holzbauweisen vor?
  2. Welche Erkenntnisse liegen der Landesregierung zum Abschreibungszeitraum von Schulneubauten in Holzbauweise im Vergleich zu herkömmlichen Massivbauweisen auf Grundlage von Stein und Beton aus anderen Bundeländern vor?
  3. Auf welcher Grundlage beruhen die stark differierenden Gesamtnutzungszeiträume in den aktuellen NKF-Rahmentabellen?
  4. Unter welchen Bedingungen ist es aktuell möglich, kommunale Gebäude, wie z.B. Schulgebäude, die in moderner Holzbauweise errichtet wurden, über Zeiträume von über 40 Jahren bilanziell abzuschreiben?
  5. Plant die Landesregierung vor dem Hintergrund der aktuellen Erkenntnisse und Entwicklungen zeitnah eine Anpassung der NKF-Rahmentabellen mit dem Ziel, eine deutliche Verlängerung der im Verhältnis kurzen Abschreibungszeiten von Gebäuden in Massiv- und Holzbauweise im Rahmen des NKF??