Qualitätsanalyse –ein wichtiger Baustein für die Schulqualität

Antrag der Fraktion der SPD und der Fraktion BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN

Schulerfolg soll im Rahmen der Leistungsfähigkeit aller Schülerinnen und Schüler möglich sein. Alle Lernenden können lernen und sollen ihre Bildungschancen unabhängig von Geschlecht, Kultur oder Stellung im sozialen System  wahrnehmen können. „Jeder Mensch verfügt über Potenziale und Fähigkeiten, die erkannt, gefördert und entwickelt werden müssen. Für eine Wissensgesellschaft stellt sich auch die Frage von Teilhabe und Chancengleichheit neu. Wir wollen optimale Bildungsmöglichkeiten schaffen, um allen Kindern und Jugendlichen gleiche Chancen zu ermöglichen.“(Koalitionsvertrag SPD / BÜNDNIS 90 / DIE GRÜNEN 2012 S. 9)

Die hohe Selbststeuerung und die Selbstverantwortung der Schule sind dabei wesentliche Voraussetzungen für gute und motivierte Arbeit und gute Arbeitsergebnisse. Dies erfordert von den Schulen auch ein Mehr an Rechenschaftslegung. Schulen müssen hierfür in ihrer Selbstständigkeit gefördert werden.
Daher ist eine externe Evaluation auch weiterhin wichtig, wenn das Qualitätsmanagement nicht an Wirksamkeit verlieren soll.

Die Qualitätsanalyse ist etabliert und soll fortgesetzt werden

Die unterschiedlichen Anforderungen an Schulen erfordern von allen betroffenen Institutionen heute mehr denn je eine bewusste und kontinuierliche und standortbezogene Schulentwicklung, die u.a. Fragen vor dem Hintergrund des Leitbilds der Schule wie das Zusammenwirken aller Akteure in den Blick  nimmt und Verbesserungsmöglichkeiten und –notwendigkeiten identifiziert. Dabei kommt den Schulleitungen eine herausragende Verantwortung für die Schulentwicklung zu. Das Land unterstützt die Schulen seit einigen Jahren durch die Qualitätsanalyse und die Fortbildung. Die Leistung der Schulen bemisst sich daran, inwieweit erfolgreiches Lernen und Zusammenarbeiten in der einzelnen Schule und mit dem Umfeld wirksam werden. Dies lässt sich allerdings nicht in einer Momentaufnahme des Unterrichtsgeschehens messen. Vielmehr kann dies nur aus einem Zusammenspiel unterschiedlicher Instrumente erwachsen, die es ermöglichen, die Entwicklung der Einzelschule im Kontext mit der Entwicklung des Bildungswesens zu verstehen und Stärken und Entwicklungsbedarfe zu identifizieren. Laut Abschlussberichts einer wissenschaftlichen Begleitung der Qualitätsanalyse durch die Universität Duisburg-Essen betrachten 75% der Schulleitungen die Qualitätsanalyse als hilfreich. Deutlich schwächer ist die Akzeptanz bei den Lehrkräften. Die Erfahrungen haben u.a. auch gezeigt, dass der umfassende Ansatz der Qualitätsanalyse vor allem in der Vorbereitung der Analyse sehr aufwändig ist, ohne dass entsprechend umfassende positive Effekte erreicht werden können, da die spezifische Situation der jeweiligen Schule in den erforderlichen Dokumenten nicht deutlich genug abgebildet werden konnte.. Schulentwicklung und damit auch Qualitätssicherung besteht aus wesentlich mehr als der Qualitätsanalyse.

Schulqualität muss systemisch entwickelt werden

Der Referenzrahmen Schulqualität bietet den Schulen eine Grundlage dafür, einen differenzierten, auf die jeweilige Schulsituation zugeschnittenen Ansatz für die Qualitätsanalyse zu entwickeln. Fremd- und kontinuierliche Selbstevaluation sollen  in einer produktiven Ergänzung verknüpft werden.
Notwendige Kernbereiche wie die zentrale Frage der Unterrichtsqualität werden auch weiterhin von der „QA“ betrachtet werden. Allerdings können die Schulen ergänzende Prüfkriterien von sich aus anmelden, zu denen sie eine unterstützende Rückmeldung zur Weiterentwicklung ihrer Arbeit wünschen. Das Ministerium für Schule und Weiterbildung hat in der Entwicklung des Referenzrahmens von Anfang an auf die breite Mitwirkung aller Beteiligten gesetzt. Der Referenzrahmen wurde in einem umfangreichen Prozess erarbeitet. Seit März 2014 steht das Arbeitsergebnis im Bildungsportal zur Verfügung. Mit der Einführung eines Online-Unterstützungsportals im 2. Halbjahr 2014 wird der Referenzrahmen vervollständigt. Seit dem Schuljahr 2013/14 wurde außerdem die Qualitätsanalyse durch das Angebot eines Erläuterungsgesprächs nach Erhalt des Qualitätsberichts ergänzt. Dieses Angebot wird zunehmend genutzt. Damit werden Elemente der Begleitung gestärkt und Grundlagen für ein Coaching gelegt, damit eine verbindliche Umsetzung der getroffenen Zielvereinbarungen gelingt.
Das professionelle Selbstverständnis der Lehrerinnen und Lehrer, Verantwortung für die Qualitätsentwicklung der eigenen Schule zu übernehmen, muss schon in der Ausbildung erlernt werden und als Aufgabe der Lehrerinnen und Lehrer im Rahmen der Schulentwicklung der Einzelschule definiert werden. Lehrerinnen und Lehrer müssen sich dafür stärker als Forscherinnen und Forscher für die Lern- und Unterrichtsprozesse sehen. Wichtig ist dafür eine zentrale Verankerung der Schulentwicklung im Schulprogramm und die Implementierung schulischer Steuergruppen, die sich zentral um die Weiterentwicklung der Einzelschule, am besten im Verbund mit weiteren Schulen, wie in den Modellprojekten „Schule & Co“ und „Selbstständige Schule“ erprobt, kümmern. Die Qualitätsanalyse ist nur ein Baustein unter vielen in der Sicherung und der Entwicklung von schulischer Qualität. Eine regionale Vernetzung und eine systematische Schulentwicklung müssen in NRW daher stärker verankert werden. Mit den Modellprojekten „Schule & Co“ sowie „Selbstständige Schule“ hatte das Land NRW einen wesentlichen Grundstein dafür gelegt. Durch die Errichtung des neuen Landesinstituts QUA-LiS NRW in Soest steht wieder eine landesweite zentrale Einrichtung zur Verfügung, die die Qualitätsentwicklung unterstützen und sich der systematischen Verknüpfung von Aus- und Fortbildung widmen kann. Für den Bereich der Fort- und Weiterbildung hat das Land außerdem Moderatorinnen und Moderatoren für Unterrichtsentwicklung fortgebildet. Die Kompetenzteams werden ebenfalls in die systemische Entwicklung einbezogen. Eine Verstärkung regionaler Bildungslandschaften als Unterstützungssystem muss zudem angestrebt werden. Die zyklischen Prozesse der Schulentwicklung in ihrer Trias von Organisations-, Personal- und Unterrichtsentwicklung sind von einer regionalen Steuergruppe zu unterstützen, die wiederum in enger Kooperation mit dem QUA-LiS NRW am Aufbau und der Weiterentwicklung einer regionalen Bildungslandschaft arbeitet.  

Eigenverantwortung und Rechenschaftslegung

Ziel der Qualitätsanalyse ist die Unterstützung der eigenverantwortlichen Schulen. Zur Eigenverantwortung und pädagogischen Souveränität im professionellen Handeln gehören aber auch die Rechenschaftslegung der Ergebnisse von Unterricht und Schulentwicklung. Schulen können in eigener Verantwortung entscheiden, ihre Qualitätsberichte öffentlich zu machen. Sie müssen Gegenstand der schulinternen Beratungen im Kollegium, mit Eltern und Schülerinnen und Schülern sein. Die Ausgangslagen, unter denen Schulen arbeiten sind sehr unterschiedlich. Ein Ranking kann z. B. nicht abbilden, wie es den Schulen gelingt, auch Schülerinnen und Schülern aus schwierigen Lernausgangslagen zu individuellen Lernerfolgen zu verhelfen. Es verleitet eher zum „Naming and shaming“. In der Öffentlichkeit würden Schulen, die unter unterschiedlichen Bedingungen arbeiten, gegeneinander ausgespielt. Der Blick auf internationale Erfahrungen zeigt, dass ein Marktverständnis von Schule für die Qualitätsentwicklung zu kurz springt.
Die Qualitätsanalyse könnte ihre wichtige Rolle eines „critical friends“ unter einer solchen Maßgabe auch nicht wahrnehmen. Stattdessen würden Schulen verständlicherweise versuchen, mögliche Schwierigkeiten zu verbergen und nicht, wie es die Qualitätsanalyse beabsichtigt, sich bewusst zu machen, um anschließend daran arbeiten zu können.

Der Landtag begrüßt,

dass die Landesregierung die Qualitätsanalyse mit Blick auf die Qualitätsentwicklung systemisch fortentwickelt,
dass mit dem Referenzrahmen Schulqualität ein Instrument zur Verfügung steht, das für die Selbstevaluation und Qualitätsentwicklung von Schulen genutzt werden sollte.
dass mit dem neuen Landesinstitut QUA-LiS NRW endlich wieder eine entsprechende, die Schulen unterstützende Einrichtung wie in anderen Bundesländern geschaffen wurde.

Der Landtag stellt fest:

Ziel einer Qualitätsanalyse muss die Anregung zur Selbstevaluation und die Stärkung der Eigenverantwortlichkeit bleiben. Die umfängliche Rechenschaftslegung erfolgt in der Schulgemeinde. Über eine eventuelle Veröffentlichung der Daten entscheidet die Schulkonferenz.

Der Landtag fordert die Landesregierung auf:

Bei der Weiterentwicklung der Qualitätsanalyse darauf hinzuwirken, dass sich Schulaufsicht, Qualitätsteams, die Kompetenzteams der Dezernate und die jeweilige Schule als ein gemeinsames Arbeitsbündnis begreifen.
Vorliegende Erkenntnisse über die Leistungsentwicklung an den Schulen  sind vor dem Hintergrund von Standortfaktoren offen und transparent in den Schulen zu analysieren, um so die Qualität zu verbessern.
Als Anregung für gute Schulentwicklung gelungene Unterrichtsbeispiele über das Landesinstitut QUA-LiS und die Online-Plattform „learn:line“ bekannt zu machen, insbesondere solche, die den Umgang mit Heterogenität, Inklusion und individuelle Förderung betreffen.
Bildungsberichterstattung als  kontinuierliche, datengestützte Information der Öffentlichkeit über Rahmenbedingungen, Verlaufsmerkmale, Ergebnisse und Erträge von Bildungsprozessen zu nutzen, damit  Bildungsgeschehen in der Gesellschaft transparent wird und Zieldiskussionen und erforderliche politische Entscheidungen getroffen werden können.
Ergebnisse der Lernstandserhebungen – regionalisiert, sowie differenziert nach Schulformen und Sozialindices – zu Bestandteilen der  internen Qualitätsentwicklung zu machen.
Kompensatorische Maßnahmen und Unterstützung für Schulen in besonderen sozialen und regionalen Situationen zu ermöglichen.
Regionale Bildungslandschaften zu stärken und zu fördern, um so eine adäquate Trias von Organisations-, Personal- und Unterrichtsentwicklung an den Schulen NRWs vorhalten zu können. Die Arbeit der QUA-LiS NRW und der regionalen Bildungslandschaften sollten besonders in der Frage der schulinternen Lehrerfortbildung, aber auch der Etablierung von Beratungs- und Weiterbildungsangeboten Hand in Hand arbeiten.