Pakt für den Sport

Entschließungsantrag der Fraktionen von Bündnis 90/DIE GRÜNEN

Portrait Josefine Paul

Entschließungsantrag  zum Antrag der Fraktion der SPD "Pakt für den Sport in NRW fortschreiben und weiterentwickeln – Förderung des gemeinwohlorientierten Sports einmal für sechs Jahre vereinbaren" (Drucksache 17/1123)
Nordrhein-Westfalen ist ein sportbegeistertes Bundesland und unbestreitbar Deutschlands Sportland Nr. 1! Rund fünf Millionen Menschen sind Mitglied in einem der 19.000 Sportvereine in NRW, 500.000 Ehrenamtliche engagieren sich in den Vereinen. Damit ist der organisierte Sport in NRW eine wichtige Säule des zivilgesellschaftlichen Engagements. Gleichzeitig bietet NRW eine große sportliche Vielfalt und ist eine tragende Säule des deutschen Spitzensports.
Die rot-grüne Landesregierung hat in den Regierungsjahren 2010-2017 der großen Bedeutung von Bewegung und Sport in Nordrhein-Westfalen mit vielfältigen Maßnahmen Rechnung getragen. Denn Sport und Bewegung sind nicht nur für das individuelle Wohlbefinden der Bürgerinnen und Bürger wichtig. Vielmehr leistet der organisierte Sport auch einen wichtigen Beitrag zum gesellschaftlichen Zusammenhalt. Gleichzeitig obliegt ihm auch eine gesamtgesellschaftliche Verantwortung. Um den organisierten Sport dabei zu unterstützen, diese wichtige Rolle mit konkreten Aktivitäten ausfüllen zu können und den Breiten- und Leistungssport in NRW in verlässlicher Weise zu unterstützen, wurde unter der rot-grünen Landesregierung 2011 erstmals ein „Pakt für den Sport“ geschlossen. Diese Vereinbarung zwischen dem Land Nordrhein-Westfalen und dem Landessportbund NRW (LSB) schaffte eine finanzielle Planungssicherheit bis zum Jahr 2017.
Als maßgebliche Zielvorgabe wurde unter den handelnden Akteuren vereinbart, möglichst vielen Menschen den Zugang zu Sport und Bewegung zu ermöglichen. Dabei wurden insbesondere auch jene Gruppen in den Blick genommen, die im Sport unterrepräsentiert sind. Erklärtes Ziel war es, entsprechend die Belange von Menschen mit Behinderung, Mädchen und Frauen, Menschen mit Migrationshintergrund, sowie LSBTI* und sozial benachteiligten Menschen mit den vereinbarten Maßnahmen zu erreichen. So wurde beispielsweise das Landesprogramm „Mehr Chancen für Mädchen und Frauen im Sport“ grundlegend überarbeitet. In diesem wurden attraktive Projekte zur Stärkung des Sports von Mädchen und Frauen umgesetzt, die sich den besonderen Interessen und Bedürfnisse der Zielgruppe annehmen.
Gleichzeitig wurde auf Grundlage des Paktes in der vergangenen Legislaturperiode mit vielfältigen Maßnahmen eine altersgerechte motorische, physische und psychische Entwicklung der Kinder und Jugendlichen in NRW unterstützt. Im Wissen um die Bedeutung von Bewegung, Spiel und Sport wurde beispielsweise das Konzept der Bewegungskindergärten etabliert. Als wesentlicher Schritt in Richtung einer bewegten Kindheit für alle Kinder und Jugendlichen in NRW, muss auch die durch den Pakt für den Sport ermöglichte Kooperation der Beraterinnen und Berater im Schulsport und den Fachkräften der Stadt- und Kreissportbünde bewertet werden. Sie tragen heute wesentlich dazu bei, dass die Systeme Sport und Schule sich vernetzen und besonders im Bereich den offenen Ganztags eng zusammenarbeiten.
Die Erfolge des ersten Pakts für den Sport lassen nur ein positives Fazit zu. Entsprechend ist es angezeigt, dem Sport durch die Auflegung eines neuen Pakts schnellstmöglich Planungssicherheit für die nächsten Jahre zu schaffen. Dabei wird ein neuer Pakt sich daran messen lassen müssen, ob er neben den weiterhin bestehenden gesellschaftspolitischen Fragestellen des ersten Paktes, seine Zielformulierung konkretisiert und erweitert. So gilt es auch die thematischen Schwerpunktsetzungen des Landessportbundes NRW über den Pakt hinaus, beispielsweise im Bereich der Antidiskriminierungsarbeit hinsichtlich Homo- und Transphobie, Antirassismus und Sexismus aufzugreifen. Auch die mit Unterstützung des Lands NRW gelungene flächendeckende Versorgung der Stadt- und Kreissportbünde mit Integrationslotsen ist ein großer Erfolg, welcher in einem neuen Pakt Berücksichtigung finden muss. Als hauptamtliche Ansprechpartnerinnen und Ansprechpartner unterstützen die Integrationslotsen heute die wichtige Arbeit der Vereine vor Ort. Auch bedürfen die begrüßenswerten Anstrengungen des LSB im Bereich des Kinder- und Jugendschutzes und des Good Governance einer finanziellen Unterstützung im neuen Pakt. Gleichzeitig sollten in einem neuen Pakt klare Zielvereinbarungen formuliert und eine wissenschaftliche Begleitung selbiger vereinbart werden. Nebst Evaluation der allgemeinen Zielvorgaben, muss zwingend auch die geschlechtergerechte Ausgestaltung der einzelnen Maßnahmen und Projekte erfolgen.
Der Landtag fordert die Landesregierung auf:

  1. Den Pakt für den Sport neu aufzulegen und hinsichtlich der vielfältigen gesamtgesellschaftlichen Aufgaben des organisierten Sports weiterzuentwickeln.
  2. Die zu identifizierenden erfolgreichen Programme, die durch die Auflage des ersten Pakts für den Sport realisiert werden konnten, weiter zu führen und ggf. flächendeckend zu etablieren.
  3. Die erfolgreichen Maßnahmen, die über den Pakt hinaus etabliert werden konnten, in die Neuauflage einfließen zu lassen.
  4. Die finanzielle Planungssicherheit weiter zu gewährleisten und die Unterstützung in angemessener Weise aufzustocken.
  5. In Zusammenarbeit mit dem Landessportbund eine feste Zielvereinbarung hinsichtlich der einzelnen Eckpunkte zu treffen.
  6. Eine wissenschaftliche Begleitung und Evaluation des Pakts für den Sport zu vereinbaren, indem auch die geschlechtergerechte Ausgestaltung überprüft wird.