Olympische und Paralympische Spiele nach Nordrhein-Westfalen holen: Gemeinsam für eine Bewerbung der Städteregion „Rhein Ruhr City 2032“

Antrag der Fraktionen von CDU, SPD, FDP und GRÜNEN

Portrait Josefine Paul

Der Landtag begrüßt die Initiative aus der Bürgerschaft, die sich für eine nordrhein-westfälische Bewerbung um die Olympischen und Paralympischen Spiele des Jahres 2032 ausgesprochen hat. Die große Sportbegeisterung der Menschen in Nordrhein-Westfalen sowie die gesammelten Erfahrungen als Gastgeber in der Austragung nationaler und internationaler herausragender Sportgroßveranstaltungen bieten hierzu eine hervorragende Grundlage. So hat Nordrhein-Westfalen u.a. mit der Handballweltmeisterschaft im Januar, der Fechteuropameisterschaft sowie den Ruhr Games im Juni und der Baseball- Europameisterschaft im September 2019 gezeigt, dass es Sportgroßveranstaltungen ausrichten kann. Dass darüber hinaus allwöchentlich hunderttausende Menschen in Nordrhein-Westfalen die Stadien der Fußballvereine füllen, zeigt auch welches Interesse am Sport vorhanden ist.
Das Internationale Olympische Komitee (IOC) hat entschieden, dass sich in Zukunft nicht mehr allein eine Stadt, sondern auch mehrere Städte, Regionen oder Länder bewerben können.
Der Landtag begrüßt das Konzept der Initiative „Rhein Ruhr City 2032“ mit Blick auf die Idee einer möglichen Bewerbung der Region Rhein-Ruhr nachdrücklich und unterstützt diese.
Der Landtag befürwortet den breiten Dialog, der bisher durch die Initiative „Rhein Ruhr City 2032“ stattgefunden hat. Dieser soll in Form geeigneter Bürgerbeteiligungsformate weitergeführt werden. Eine Bewerbung um die Olympischen und Paralympischen Spiele 2032 muss von der Bevölkerung getragen werden.
Der Landtag würdigt die gemeinsame Haltung für die Initiative „Rhein Ruhr City 2032“ um Olympische und Paralympische Spiele 2032 in Form des Zusammenschlusses der 14 ausrichtenden Städte im Rhein-Ruhr-Raum als interkommunalen Zusammenschluss.
Der Landtag sieht eine erfolgreiche Bewerbung um die Olympischen und Paralympischen Spiele in unserem Land als große Chance für Nordrhein-Westfalen. Etwa 200 Nationen nehmen an den Sportwettbewerben der Olympischen Spiele teil. 10.500 Athletinnen und Athleten konkurrieren in ca. 30 Sportarten. Nordrhein-Westfalen stellt in der Regel ein Viertel der deutschen Olympiamannschaft. Bei den über 20 paralympischen Sportarten treten rund
4.000 Sportlerinnen und Sportler aus über 120 Ländern an. Auch hier trägt unser Land entscheidend zum Erfolg der deutschen Mannschaft bei. Hiervon kann gerade der Breitensport als gesellschaftlicher Motor mit seinen rund 19.000 Vereinen, den unzähligen ehrenamtlich Tätigen und mit über fünf Millionen aktiv Sporttreibenden profitieren. Der Vereinssport bildet die Grundlage für qualitativ hervorragende Nachwuchsleistungssportlerinnen und Nachwuchsleistungssportler. Sie sind wichtige Botschafter für Teamgeist, Leistungsbereitschaft, Fairness, gelebte Inklusion und interkulturelle Verständigung. Insbesondere der Sitz des Internationalen Paralympischen Komitees (IPC) in Bonn unterstreicht die Bedeutung des Themas Inklusion in Nordrhein-Westfalen.
Die Kommunen in Nordrhein-Westfalen – selbst wenn in ihren Grenzen keine Wettkampfstätte vorhanden ist – können von einer Bewerbung um Olympische und Paralympische Spiele nachhaltig profitieren, da durch dieses überregionale, gemeinschaftliche Projekt eine kraftvolle Beschleunigung von Investitionen in essentielle Zukunftsaufgaben Nordrhein-Westfalens – Infrastruktur, vernetzte Mobilität und Digitalisierung – möglich ist. Nicht zuletzt die Sportstätteninfrastruktur kann von einer solchen Bewerbung, nicht nur im Hochleistungssport, sondern auch im Breitensportbereich profitieren.
Olympische und Paralympische Spiele bieten die Chance, mit einer ökonomisch, ökologisch und sozial nachhaltigen Ausgestaltung einen Mehrwert für die Bevölkerung in Form einer gesteigerten Lebensqualität mit sich zu bringen, die über den Rahmen der Spiele hinaus erlebbar werden kann.
Es gilt sich dabei an nachhaltigen Konzepten zu orientieren. Die Olympischen Spiele 1972 in München haben den Ausbau von S- und U-Bahnen vorangetrieben. Bis heute sind die nachhaltigen Investitionen sichtbar, insbesondere bei der Nachnutzung des olympischen Dorfes oder den Naherholungsmöglichkeiten durch den Olympiapark. Die Olympischen Spiele in London 2012 haben zur Aufwertung des Londoner Ostens beigetragen. Die Olympischen Spiele in Barcelona 1992 haben der Bevölkerung einen Stadtstrand gebracht. Bis dato war die Stadt vom Meer durch Industriegebiet und Schnellstraße abgeschottet.
Die Austragung von Olympischen und Paralympischen Spielen in der Metropolregion Rhein- Ruhr kann für das gesamte Bundesland Nordrhein-Westfalen als Katalysator für den Fortschritt wirken. Viele unserer aktuellen Herausforderungen im öffentlichen Nahverkehr oder bei Fragen zum Wohnbau könnten mit einem nachhaltigen Olympia-Konzept angegangen werden. Das olympische Dorf könnte im Nachgang der Spiele beispielsweise attraktive und moderne Wohnungen bieten, die die Wohnungsengpässe in Universitätsstädten abmildern könnten. Außerdem könnte der Ausbau von schnellen, schienengebundenen Verkehrswegen den ÖPNV revolutionieren und die Verbindungen zwischen Dortmund und Köln stärken.
Nordrhein-Westfalen besitzt als bevölkerungsreichstes Bundesland ohne Zweifel die Kraft für die Umsetzung und Durchführung von einer Veranstaltung wie den Olympischen und Paralympischen Spielen. Die Mehrzahl der benötigten Sportstätten und Veranstaltungsorte in der Region Rhein-Ruhr mit einer Platzkapazität für 641.000 Menschen (in den derzeitigen Sportstätten) sind vorhanden. Die IOC-Vorgaben über die Anzahl der Unterbringungsmöglichkeiten werden bereits überschritten Das neu zu errichtende Leichtathletikstadion sowie das erforderliche olympische Dorf müssen nach den Olympischen und Paralympischen Spielen für unser Land und für die Menschen von dauerhaftem Nutzen sein.
Das Konzept der Initiative „Rhein Ruhr City 2032“ stellt somit einen Gegenentwurf zu dem vielfach teuren Gigantismus bei Sportgroßveranstaltungen dar. Im Zusammenhang mit der Konkretisierung des Konzepts „Rhein Ruhr City 2032“ müssen die Kosten für notwendige Ertüchtigungsmaßnahmen sowie Neuerrichtungen von dauerhaften oder temporären Sportstätten transparent und nachvollziehbar dargelegt werden. Im Sinne der Nachhaltigkeit sollte in diesem Zuge auch ein Nachnutzungskonzept erstellt werden.
Eine erfolgreiche Bewerbung und die erfolgreiche Durchführung Olympischer und Paralympischer Spiele stehen im engen Zusammenhang mit der Unterstützung und Akzeptanz der Bevölkerung. Spiele in Nordrhein-Westfalen sollen Spiele von Menschen für Menschen sein. Gleichermaßen kann eine Bewerbung „Rhein Ruhr City 2032“ nur erfolgreich sein, wenn es als gesamtdeutsches Projekt verstanden wird. Neben dem DOSB, als sich bewerbender Verband, muss daher auch der Bund seine Unterstützung zusagen.
Mit der möglichen Austragung Olympischer und Paralympischer Spiele steht Nordrhein- Westfalen im medialen Focus. Sowohl für Sportlerinnen und Sportler als auch für Besucherinnen und Besucher kann sich das Land als guter Gastgeber des größten Sportereignisses der Welt, dem Fest des Friedens, der Freundschaft und der Völkerverständigung in seiner Vielfältigkeit und Einzigartigkeit in jeder Hinsicht präsentieren und sein Profil schärfen. Sportlerinnen und Sportler mit ihren Angehörigen sowie alle Sportfans aus aller Welt können sich selbst ein Bild von der landschaftlichen, kulturellen und sportlichen Vielfalt unseres Landes machen.
Der Landtag ist überzeugt: Eine Bewerbung um die Olympischen und Paralympischen Spiele rückt Nordrhein-Westfalen als dem attraktiven Lebens- und Wirtschaftsstandort im Herzen Europas ins Rampenlicht. Durch Olympia bietet sich die Möglichkeit, anstehende Herausforderungen mit einem innovativen und nachhaltigen Konzept anzugehen. Wir wollen daher alle gemeinsam an der faszinierenden Perspektive Olympischer und Paralympischer Spiele an Rhein und Ruhr arbeiten und gemeinsam die Spiele nach Nordrhein-Westfalen in die Städteregion Rhein-Ruhr holen.